“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Die Digitalisierung demokratisch mitgestalten – ein Handlungsfeld für die politische Bildung

Das AdB-Projekt DIGIT-AL – Digital Transformation and Adult Learning for Active Citizenship
Europäische und internationale politische Bildung im AdB

Die aktuellen Debatten über Plattformregulierungen und die Spielregeln für den digitalen Raum führen uns vor Augen, dass die Digitalisierung ein relevantes Thema für die politische Bildung ist. Gleichzeitig wird über die Digitalisierung in der Bildung diskutiert. Zudem stehen wir vor der Frage, inwieweit unsere Vorstellung von der digitalen Kompetenz Lernender und Lehrender angepasst werden sollte. Im Projekt DIGIT-AL gehen die europäischen Partner diesen Fragen nach und entwickelten Materialien für die politische Erwachsenenbildung. Das Projekt wurde 2021 mit dem Grundtvig Award ausgezeichnet.

 

Broschüren-Reihe zur digitalen Transformation
Broschüren-Reihe zur digitalen Transformation, Foto: AdB

Smart City – Smart Teaching: Broschüren-Reihe zur digitalen Transformation

 

Die Reihe „Smart City – Smart Teaching“ versammelt acht Broschüren, die der digitalen Transformation als Thema des lebenslangen Lernens aus der Perspektive der politischen Bildung nachspüren. Die Publikationsreihe führt in grundlegende Aspekte der digitalen Transformation ein und erörtert, wie eine Pädagogik des Digitalen diese Themen aufgreifen kann. Die Inhalte sind unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht (CC BY SA 4.0) und als Printversion einzeln oder als Reihe über die AdB-Geschäftsstelle bestellbar. Folgende Broschüren sind erschienen:

 

  • Work under Transformation: In dieser Broschüre wird u. a. aufgezeigt, wie Bildungspolitik und die Ausbildungsstrategien auf die Herausforderungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt reagieren könnten.
  • The Impact of Digitalisation on Media and Journalism: Die Broschüre untersucht aktuelle Entwicklungen im Bereich Medien und Journalismus und diskutiert Medienkompetenz als der pädagogischen Antwort auf die neue Medienlandschaft.
  • The Digital Self: Dass die Digitalisierung unseren Körper, unsere soziale Identität und unser Selbstbild verändert, wird immer deutlicher. Dieses Heft umreißt die Bedingungen und Aspekte digitaler Identität.
  • E-Governance: In der Broschüre wird gezeigt, wie Estland seine E-Gesellschaft aufgebaut und auch das Verständnis der Menschen als (digitale) Bürger*innen mit Zugang zu Werkzeugen und Plattformen verändert hat.
  • The Internet, Big Data & Platforms: In dieser Veröffentlichung werden einige grundlegende Entwicklungen und Voraussetzungen der Digitalisierung sowie die heute dominierenden Themen im Diskurs um die digitale Transformation vorgestellt.
  • Education & Learning: In der Broschüre wird die Frage gestellt, was digitale Didaktik und digitales Lernen auszeichnet, insbesondere im Verhältnis und in Ergänzung zu „analogen“ Lernräumen.
  • Activism & Participation: Die Autor*innen unterstreichen die Relevanz von Online- und Offline-Formen der Beteiligung und überlegen, wie sich Beteiligung in der Zukunft verändern wird und welche Kompetenzen für Bürger*innen-Engagement unter den Bedingungen des Zeitalters der (digitalen) Transformation erforderlich sind.
  • Culture, Art, Digitalisation: Die Broschüre geht der Frage nach, wie Künstler*innen und Kunstwissenschaftler*innen den Transformationsprozess diskutieren und zu welchen Initiativen und neuen Dimensionen der Kultur er führen könnte.

 

Policy Paper: „Das Digitale lebenslang lernen“ Positionen und Überlegungen aus der Perspektive politischer Bildung und der Menschenrechtsbildung

 

Die digitale Transformation beeinflusst uns in verschiedenen Rollen als Arbeitnehmer*innen, Bürger*innen und im Privatleben sowie in nahezu allen sozialen Kontexten. Um Bürger*innen zu ermöglichen, die Digitalisierung zu verstehen und aktiv mitgestalten zu können, bedarf es einer Pädagogik, die über die Vermittlung von Fähigkeiten zur Benutzung von Plattformen, Hardware und Tools hinausweist. Besonders die politische Bildung kann zu einer so verstandenen Pädagogik des Digitalen beitragen, zum Beispiel, Bürger*innen befähigen, bewusste Entscheidungen zu treffen, sie in der Rolle als autonom und aktiv Handelnde zu stärken oder digitale Entwicklungen und Politiken (auch in ihren Optionen) zu verstehen und zu beeinflussen.

 

Das Policy Paper: „Das Digitale lebenslang lernen“, das im Kontext des Projekts DIGIT-AL entstanden ist, spürt den Potenzialen und Bedürfnissen der politischen Bildung des Digitalen nach.

 

Digitale Trainingsserie: Digital Competence as a Civic Key-Competence. Let’s Unleash the Potential of Education for Democratic Citizenship/Human Rights Education

 

Eine 3-wöchige digitale Fortbildungsreihe im Mai und Juni 2021 untersuchte pädagogische Praktiken, die die Digitalisierung mit der politischen Bildung und Menschenrechtsbildung verbinden. Basierend auf den Smart City Publikationen des Projekts wurden Wege zu einer digitalen Pädagogik erörtert, die sich der digitalen Kompetenz widmet, die auch als eine Kompetenz verstanden wird, welche Lernende dabei unterstützt, die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung zu verstehen und mitzugestalten.

 

Das Training kombinierte theoretisches und erfahrungsbasiertes Lernen und Beiträge aus der Gruppe der Teilnehmer*innen sowie aus der Gemeinschaft von Aktivist*innen, Bildungspraktiker*innen und Forschenden zum Thema Digitalisierung. Folgende Themen wurden aufgegriffen:

 

  • Auswirkungen der Digitalisierung auf das Selbst
  • Digitale Kommunikation und Hacker-Pädagogik: materielle Grundlagen des Internets, Dekonstruktion von Tech-(Gegen-)Narrativen, angewandte Verhaltenspsychologie: Nudging, Gamification, Emotionen, Hacking
  • Netzwerkkultur(en), Kreativität und Netzwerke
  • Plattformen, Plattformisierung und Plattformmacht, Smart Cities
  • Aktivismus und Partizipation

 

Training „Digital kompetente Erwachsenenbildner*innen“

 

Das Training im Rahmen des Projekts fand im November 2021 in Porto statt. Es konzentrierte sich auf die Bedürfnisse und Motivationen von Pädagog*innen, um die digitale Transformation zu verstehen und sie als Thema in ihre pädagogische Praxis einzubeziehen. Unter der Leitung des Projektpartners Rede Inducar untersuchten die Teilnehmenden aus Portugal, Rumänien, Spanien, Deutschland, Bulgarien, den Vereinigten Staaten und Italien die verschiedenen Konzepte digitaler Kompetenz und identifizierten Aspekte, die für die Bildung für politische Bildung und Menschenrechtsbildung (EDC/HRE) besonders relevant scheinen. Die Teilnehmenden diskutierten Bedarfe von Pädagog*innen und entwickelten Ideen, wie Praktiker*innen der politischen Bildung mit verschiedenen formalen und nicht-formalen Bildungsanbietern zum Thema Digitale Transformation zusammenarbeiten könnten.

 

Die Mühe lohnt sich – Ausgezeichnete politische Bildung: Das AdB-Projekt DIGIT-AL erhält den Grundtvig Award 2021

 

Die European Association for the Education of Adults (EAEA) hat das Projekt „DIGIT-AL – Digital Transformation in Adult Learning for Active Citizenship“ mit dem Grundtvig Award 2021 in der Kategorie „Transnationales Projekt” als führendes Beispiel für Europäische Kooperation in der Erwachsenenbildung ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rahmen der EAEA-Jahreskonferenz 2021 zum Thema „Demokratie lernen in einer digitalen Welt“ am 17. und 18. November 2021 statt.

Grafik: Grundtvig Award 2021
Grundtvig Award 2021, Foto: EAEA

In der intensiven Zusammenarbeit im Projekt konnten die am Projekt beteiligten Partner des AdB einen wichtigen und vor allem perspektivisch neuen Beitrag für die europäische und nationale Fachdebatte der Erwachsenenbildung erarbeiten.

 

Zu den Partnern gehören:

  • DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe
  • Partners Bulgaria Foundation (BG)
  • Centro per la Cooperazione Internazionale (IT)
  • Rede Inducar, CRL (PT)
  • Education Development Center (LV)
  • Jaan Tõnissoni Instituut (EE)

 

Eines der wichtigen Ergebnisse des noch laufenden Projekts ist, dass der AdB wie auch die beteiligten Partnerorganisationen im Fachdiskurs und darüber hinaus als Organisation mit hoher Kompetenz im Feld Digitaler Wandel wahrgenommen werden. So konnte beispielsweise das DIE-Projekt Greta mit der Verknüpfung zum Digitalkompetenzrahmen DIGComp der EU unterstützt werden und selbst zur Weiterentwicklung eben jenes Kompetenzrahmens beitragen.

 

Auf der Europäischen Ebene wurde der AdB über DARE maßgeblich in allen Diskussionen zu digitalem Wandel und politischer Bildung einbezogen, sei es in der grundrechtlichen Dimension, in der bürgerschaftlichen Dimension, in der Lifelong Learning Dimension. Die Expertise wird gesucht und nachgefragt, bspw. durch die EU-Grundrechteagentur zu AI and learning, durch das EC Joint Research Centre (Neuformulierung der DIGIComp und GreenComp Kompetenzrahmen) oder durch die European Digital Rights Initiative und Amnesty Int. in einem gemeinsamen Statement zu Digital Services Act.

 

Durch das Digit-AL-Projekt konnten im Europäischen Kontext wegweisende Materialien, Handreichungen und Politikempfehlungen erarbeitet werden, die helfen, das Feld der Erwachsenenbildung als solches sprachfähig zu machen. Das ist auch durch die Auszeichnung mit dem Grundtvig Award 2021 sichtbar geworden.

 

Es gibt im Bereich nationale Bildungsplattform/Weiterbildung auch in Deutschland Prozesse, die erhebliche Auswirkungen auf die Träger im Bereich der Erwachsenenbildung haben und mit denen konkret weitergearbeitet werden sollte. Digitalisierung stellt sowohl im jugendpolitischen, als auch im Kontext der Erwachsenenbildung eine der großen globalen Herausforderungen dar – wirtschaftlich, rechtlich und gesellschaftspolitisch. Der im AdB geleistete Anstoß zum Kompetenzaufbau leistet dazu einen wichtigen Beitrag, da er die fachliche Perspektive der Praxis non-formaler Jugend- und Erwachsenenbildung auf die Entwicklungen der digitalen Transformation sichtbar werden lässt.