Koordinaten zu verschieben und Perspektiven zu erweitern sind Ziele eines zweijährigen Projektes zur diversitätsorientierten und rassismuskritischen Organisationsentwicklung im AdB. Wir sind der Überzeugung, dass ein bewusster diversitätssensibler Organisationsentwicklungsprozess ein unabdingbares Qualitätsmerkmal professioneller politischer Bildungsarbeit ist. Aufgrund struktureller und/oder fehlender finanzieller Ressourcen hat dieser bisher aber nur in wenigen Einrichtungen stattfinden können. Genau hier setzt das Projekt an mit dem Ziel, in den Einrichtungen strukturelle und inhaltliche Leerstellen nachhaltig zu füllen, die Bildungsarbeit zu qualifizieren und neue Zielgruppen zu gewinnen. Durch die ersten Schritte sollen Prozesse angestoßen werden, die auch über die Projektlaufzeit hinweg weiterwirken und bisher fehlende oder marginalisierte Perspektiven wie die behinderter Menschen oder migrantische, rassismuserfahrene, queere und/oder klassismuserfahrene Perspektiven, in den Einrichtungen fest verankern.
Projektinhalte
Wenn wir den Bildungsprozess in den Einrichtungen als ganzheitlichen Prozess verstehen, dann bedeutet dies, dass Bildungsanlässe nicht nur im Seminar, sondern auch beim Essen, Tagen und in der Freizeit entstehen. Zielgruppen des Vorhabens sind somit alle Beschäftigten in den außerschulischen Bildungseinrichtungen und dies auf allen Ebenen, von den Bildungsinhalten, der Öffentlichkeitsarbeit, der Zusammenarbeit der Mitarbeitenden, der Gestaltung der Räume oder der Essensausgabe und auch der Personalentwicklung etc.
Durch den historischen Entstehungskontext sind viele der AdB-Mitgliedseinrichtungen Einrichtungen der Mehrheitsgesellschaft. Oftmals fehlen migrantische, rassismuserfahrene, queere und/oder klassismuserfahrene Perspektiven. Auch die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung ist eher noch die Ausnahme. Dies kann auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Bildungsprozesse in den Häusern haben: Positionen fehlen, Zielgruppen werden nicht erreicht bzw. sind benachteiligt im Zugang und Inhalte werden nicht in der gebotenen Komplexität behandelt, die für aktuelle Diskurse von größter Bedeutung sind. Ein professioneller Umgang mit Diversität sollte nicht von einzelnen engagierten Mitarbeitenden abhängen.
Umsetzung
Die Projektlaufzeit ist von März 2023 bis Ende 2024 und unterteilt in zwei Zyklen: 2023 und 2024.
In der AdB-Geschäftsstelle wurde eine koordinierende Stelle (50 %) eingerichtet. Hier erfolgt die Projektadministration, die Auswahl der AdB-Einrichtungen als Pilotstandorte und die Unterstützung zur Gewinnung externer Prozessbegleiter*innen.
In den Pilotstandorten startet eine rassismus- und diskriminierungskritische Auseinandersetzung mit der eigenen Organisationsstruktur und den Bildungsprozessen. Es werden Workshops, Coachings und Gesprächsrunden organisiert.
Die Pilotstandorte erhalten finanzielle Unterstützung für die Prozessbegleitung. Vernetzungstreffen der beteiligten Mitgliedsorganisationen ermöglichen den Erfahrungsaustausch und kollegiale Beratung, bei der die bereits vorhandene Expertise im Peer-to-Peer Learning zum Tragen kommt.
Dieses Projekt ist eng verbunden mit dem diversitätsorientierten Verbandsentwicklungsprozess des AdB.
Beteiligung von AdB-Mitgliedseinrichtungen
Die im Projektzyklus 2023 beteiligten Mitgliedseinrichtungen:
Jugendbildungsstätte LidiceHaus gGmbH
Die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW)
Herbert-Wehner-Bildungswerk e. V.
Jugendbildungsstätte Kaubstraße
Die im Projektzyklus 2024 beteiligten Mitgliedseinrichtungen:
ABC Bildungs- und Tagungszentrum e. V.
Bildungsstätte Alte Schule Anspach – basa e. V.
Europahaus Aurich – Deutsch-Niederländische Heimvolkshochschule e. V.
Historisch-ökologische Bildungsstätte
Beispiele für eine diversitätsorientierte Organisationsentwicklung
Es werden Prozesse mit allen Mitarbeitenden der Einrichtungen in Arbeitsgruppen, in Workshops für einzelne Berufsgruppen und teamübergreifend durchgeführt. Weiterhin werden Beratungsgespräche auf der Leitungsebene realisiert. Themen sind zudem Personalentwicklung, diversitätsorientierte Reflexion der Inhalte der Bildungsangebote oder der Räumlichkeiten. Es erfolgt eine Überarbeitung der Bildungsformate, Handlungsempfehlungen, Erarbeitung von (Schutz)Konzepten sowie die Auseinandersetzung mit den eigenen Strukturen, Haltungen und Programmen. All diese Elemente werden mit diversitätsorientierten Fragestellungen verknüpft und mit den Beteiligten weiterentwickelt.
In den Interessensbekundungen wurden folgende Aspekte als besonders zentral im rassismuskritischen und diversitätsorientierten Kontext benannt:
- Aus- und Überarbeitung eines diversitätsbewussten Leitbilds
- Auseinandersetzen mit den eigenen Strukturen, Haltungen und Programmen
- Kommunikation untereinander und mit Dritten
- Entwicklung eines gemeinsamen Diversitätsverständnisses
- Erarbeitung gemeinsamer Handlungsansätze, Formate und Foren zur Bearbeitung des Themas
- Personalentwicklung
- Umsetzung in Strukturen
- Mitnehmen der Mitglieder des Vereins in diesem Prozess
- Sicherstellen, dass alle Teilnehmenden gleiche Chancen haben, sich willkommen und unterstützt zu fühlen sowie neue Teilnehmendengruppen ansprechen
- Sensibilisierung für Diskriminierungen
- Reflexion der Machträume und die Aushandlung derer in der gemeinsamen Zusammenarbeit
- diversitätssensible und diskriminierungskritische Reflexion der Angebote der politischen Bildung sowie der Organisationsstruktur
- Barrierenabbau auf verschiedenen Ebenen
- diversitätsorientierte Weiterentwicklung der verschiedenen Arbeitsbereiche
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