“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Politische Bildung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche

Der AdB auf dem 15. Bundeskongress Politische Bildung 2023 in Weimar
Foto: AdB
8.11. 2023

Der AdB auf dem 15. Bundeskongress Politische Bildung 2023 in Weimar

Vom 2. bis 4. November 2023 fand in Weimar der 15. Bundeskongress Politische Bildung mit dem Thema „Gegenwartsdeutungen – Zukunftserzählungen. Politische Bildung in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“ statt. Ca. 1.000 Personen waren der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit für einen regen Fachaustausch, für Vernetzung sowie Input aus Wissenschaft und Praxis und die Diskussion aktueller Themen.

 

Der AdB war mit seinen Projekten und den Produkten aus der aktuellen Arbeit nach Weimar gereist. An zwei Messeständen präsentierten die Kolleg*innen aus der Geschäftsstelle ihre inhaltlichen Schwerpunkte und die Projektarbeit und beteiligten sich zudem an verschiedenen Veranstaltungen. Sie erlebten ein sehr großes Interesse an der Arbeit des Verbandes.

 

Die OER-Plattform politischbilden.de war mit einem Infostand vertreten, an dem sich Interessierte auf bereitgestellten Tablets selbst einen Eindruck von politischbilden.de machen konnten. Besonders hervorgehoben wurden dabei die neue Funktion der Materialsammlung und das inhaltlich zum Bundeskongress passend, gerade veröffentlichte Modul Transformation – Zukunft bilden. Außerdem gab es viel Interesse an einer inhaltlichen Zusammenarbeit mit politischbilden.de, aus dem hoffentlich weitere Gespräche und neue Materialien für die Plattform folgen.

 

Aber auch andere AdB-Projekte waren präsent. Auffällig war das große Interesse an der politischen Bildung mit Kindern. Das AdB-Projekt „Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern“ hat hier wichtige Schritte zur Weiterentwicklung dieser bisher oft wenig beachteten Bildungsarbeit geleistet und treibt die Professionalisierung durch Fortbildungsangebote voran.

 

Anregungen für die Weiterarbeit im Projekt gab der Workshop „Demokratie- und Wertebildung von klein auf – mit dem Wertereisekoffer für die Primarstufe“. Hier wurde ein guter Einblick in ein konkretes methodisches Tool für die politische Bildung mit Kindern gegeben. Dabei wurde der Wertereisekoffer, von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung entwickelt, vorgestellt. Im Workshop wurde vermittelt, dass das Behandeln philosophischer Fragen auch mit Kindern funktioniert, Kinder sogar eine sehr große Begeisterung für philosophische Fragen haben. Das Feedback der Teilnehmenden war äußerst positiv, viele der Anwesenden wollen den Wertereisekoffer in ihrem Berufskontext zukünftig anwenden und die Fragen auch in anderen Altersgruppen stellen. Es war ein sehr anschaulicher, praktischer und erfrischender Workshop.

 

Auch die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente war beim Bundeskongress vertreten. Am Stand des AdB wurden viele Gespräche über die Angebote der Akademie geführt und Fragen von Interessierten beantwortet. Außerdem fand am Samstagmorgen der Workshop „Wie politisch ist die Kinder- und Jugendbeteiligung? Politische Partizipation braucht politische Bildung“ statt, bei dem es darum ging, wie Partizipationsprozesse als politische Lerngelegenheiten genutzt werden können. Dabei wurde auch deutlich, welchen Stellenwert Möglichkeiten der Alltagsbeteiligung haben. Politische Bildung besitzt das Potenzial, das Politische aus den dort geäußerten Interessen und Wünschen herauszuarbeiten und sichtbar zu machen, sodass dies anschließend von jungen Menschen auch in politische Entscheidungsprozesse eingebracht werden kann.

 

Den Titel des Workshops „Wege aus der Klimakrise“ wörtlich nehmend, machten sich die Teilnehmenden gemeinsam mit den Organisator*innen aus der GEMINI – Gemeinsame Initiative der Träger politischer Jugendbildung auf den Weg, um im Format eines Walk & Talk an drei Stationen rund um die Weimarhalle verschiedenen Dilemmata rund um Fragen der sozial-ökologischen Transformation und den Auftrag und die Ausgestaltung der politischen Bildung kontrovers zu diskutieren. Beispielsweise waren die Dringlichkeit von Aktion und Handeln gegen den Klimawandel der Notwendigkeit von demokratischen und manchmal langwierigen Aushandlungsprozessen für die richtigen Maßnahmen gegenübergestellt. Unterstützt wurden der Workshop durch einen Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Weimar. In der Abschlussrunde bestand große Einigkeit darüber, dass politische Bildung vor allem den Auftrag hat, diese Dilemmata greifbar zu machen, zu vermitteln und unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Positives Feedback gab es auch für das Format des Workshops, dass eine willkommene Abwechslung zu vielen frontal gestalteten Formaten des Kongresses war.

 

Einzelnen Programmteile des 15. Bundeskongresses wurden im Livestream übertragen und sind als Video-Aufzeichnungen veröffentlicht (Youtube). Darunter auch die Sektion 7 Politische Bildung und Konflikt, die Diskussionsrunde wurde von Ina Bielenberg, AdB-Geschäftsführerin, moderiert. Außerdem stehen Videos der Auftaktveranstaltung und vier weitere Themensektionen zur Verfügung.

 

Drei Tage auf dem Bundeskongress waren vor allem geprägt durch zahlreiche spannende Gesprächen und Austausch mit alten und neuen Kolleg*innen in der politischen Bildung. In Zeiten von drohenden Mittelkürzungen, bei gleichzeitig sehr deutlicher Notwendigkeit von politischer Bildung vor dem Hintergrund multipler globaler Krisen, ist es bestärkend zu sehen, dass es dennoch oder gerade deswegen viele engagierte Menschen im Feld gibt. Die verschiedenen Sektionen und Workshops haben viele aktuelle Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und dabei viele Denkanstöße geliefert. Der Bezug zur Praxis der politischen Bildung ist dabei aber leider manches Mal auf der Strecke geblieben.

 

Der Bundeskongress Politische Bildung ist eine Kooperationsveranstaltung von Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) und Bundesausschuss Politische Bildung (bap).