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Zugänge und Barrieren zum internationalen Jugendaustausch

Verschiedene Gruppen sind im Internationalen Jugendaustausch deutlich unterrepräsentiert. Woran das liegt, hat das Forschungsprojekt "Warum nicht? Studie zum Internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren" in den Jahren 2016 bis 2018 untersucht. Die Erkenntnisse der sogenannten Zugangsstudie wurden aus vier Teilstudien – des SINUS-Instituts, des Instituts für Kommunikationsmanagement (IKO) Regensburg, des Forschungsschwerpunkts Non-formale Bildung der TH Köln sowie des Projekts Freizeitenevaluation der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg – zusammengetragen. Finanziert wurde die Studie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Robert Bosch Stiftung.

 

Die repräsentative Studie bezieht sich auf die beiden Altersgruppen der Jugendlichen (14- bis 17-jährige) und der jungen Volljährigen (18- bis 26-jährige). Übergeordnete Fragestellung des Forschungsprojekts waren: Wie hoch ist der Anteil der Jugendlichen tatsächlich, die an internationalen Austauschmaßnahmen teilnehmen? Welche Jugendlichen werden vom Angebot nicht erreicht? Welche Faktoren beeinflussen ihre Entscheidung und welche Hürden gibt es?

 

Die Teilergebnisse der Studien liefern eine Vielzahl an Daten. Gerade die Ergebnisse des Sinus-Instituts lassen auf Basis einer repräsentativen Befragung von 2.380 Jugendlichen erstmals einen Gesamtüberblick im Sinne der oben genannten Fragestellungen zu und widerlegen die gängige Annahme, dass sich viele Jugendliche nicht für den internationalen Jugendaustausch interessieren. Etwa zwei Drittel aller Jugendlichen äußerten bei den Befragungen Interesse oder gaben an, Erfahrungen mit organisierten Auslandsaufenthalten zu haben. Interessanterweise ergab der Blick auf die in den Interviews ermittelten 37 Prozent an Desinteressierten, dass diese aus allen Sozialmilieus kommen.

 

Die Gründe für das Desinteresse wurden in der Teilstudie des IKO näher untersucht und sind häufig strukturell bedingt sowie stark biografisch bestimmt. Als Grund kann keine "Benachteiligungssystematik" (z. B. nach Milieu, Migrationshintergrund oder Geschlecht etc.) aus den Interviews abgeleitet werden. Die Hinderungsgründe stehen eher in Zusammenhang mit den Programmformaten (auch Kosten) oder fehlenden Informationen zu passenden Angeboten. Ebenso spielen soziale Bindungen bei den Unmotivierten eine bedeutsame Rolle.

 

Aufbauend auf den empirischen Daten sollen Handlungsempfehlungen für den Abbau von Mobilitätshemmnissen formuliert werden, um möglichst vielen Jugendlichen den Zugang zu internationalen Austauschmaßnahmen zu ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Anbieter und Förderorganisationen in der Internationalen Jugendarbeit ihre Perspektive wechseln müssen: Weg von der Vorstellung, man müsse Jugendliche für die vorhandenen Formate interessieren, hin zu dem Bemühen, die Angebote und Formate mehr mit den Jugendlichen nach deren Bedürfnissen und Interessen zu gestalten – ohne dass der hohe Standard in der Zusammenarbeit mit auswärtigen Partnerorganisationen verlorengeht. Jedoch sei auch klar: Ohne eine deutliche Erhöhung der Mittel werde aller Diskussionen, Anstrengungen und Projekte zum Trotz weiterhin nur ein kleiner Teil der Jugendlichen in den Genuss einer pädagogisch begleiteten internationalen Erfahrung kommen.