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FES-Mitte-Studie 2021: Die geforderte Mitte

Unter dem Titel "Die geforderte Mitte" hat die Friedrich-Ebert-Stiftung eine neue "Mitte-Studie" zur Verbreitung rechtsextremer und demokratiegefährdender Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft veröffentlicht. Dabei wurde auch die Haltung zur pluralen Demokratie und einer offenen Gesellschaft untersucht. Deutlich wird: Offen artikulierte rechtsextreme Einstellungen befinden sich auf dem Rückzug, jedoch weicht die eindeutig demokratische Grundhaltung auf.

 

Der Großteil der Mitte versteht sich demokratisch und betrachtet Rechtsextremismus als bedeutsamste Bedrohung für die Gesellschaft. Insgesamt sind rechtsextreme Einstellungen rückläufig, was sich besonders deutlich bei der Fremdenfeindlichkeit zeigt. Die Mitte ist einerseits mit einem neuen, antidemokratischen Populismus konfrontiert, der ein Einfallstor zum Rechtsextremismus bietet. Viele Befragte sind sich dessen Gefahren offenkundig bewusst, das Vertrauen in die Demokratie ist gewachsen. Zugleich ist die Mitte in Teilen offen für antidemokratische Positionen, vertritt selbst bei deutlich rechtsextremen Aussagen bisweilen uneindeutige Meinungen. Hier wählen zunehmend mehr Befragte Teils/teils-Antworten.

 

Die klare Ablehnung von Antisemitismus weicht auf, Rassismus gegenüber Schwarzen Personen äußert sich vor allem subtil, während der Sozialdarwinismus sogar zunimmt. Ein kleiner Teil der Mitte billigt Gewalt zum Durchsetzen eigener Ziele und rechtfertigt auch die Gewalt gegenüber Politiker*innen – je eher sie rechtsextreme Ideologiefacetten teilen, desto eher billigen Befragte auch Gewalt.

 

Die Mitte ist hier in mehrfacher Hinsicht gefordert – durch einen harten Rechtsextremismus, offenen Hass, aggressiven Populismus und schwelende Ressentiments im Alltag. Sie ist zugleich gefordert, klar Position zu beziehen und sich den demokratiegefährdenden Haltungen auch in ihren eigenen Reihen zu stellen.

 

Die Erschöpfung – nicht nur durch die Coronapandemie, sondern auch durch die Dauerbefeuerung durch Populismus und Verschwörungserzählungen – ebenso wie eine mögliche neue Sachlichkeit und Solidarität in Zeiten von Corona bieten die Chance für eine demokratische Erneuerung.

 

Für die Mitte-Studie 2020/21 hat ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Zick, Institut für Interdisziplinäre Konflikt-und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG), mit den wissenschaftlichen Methoden der Einstellungsforschung eine Umfrage unter 1.750 repräsentativ ausgewählten Personen in Deutschland durchgeführt. Die Erhebung wurde vom "uzbonn – Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation" zwischen dem 2. Januar und 17. Februar 2021 realisiert. Die Publikation erscheint im Dietz-Verlag.

 

Quelle: Pressemitteilung der FES vom 22.06.2021