
Begegnung und positive Zukunftsvorstellungen als Strategien gegen Rechtsextremismus in der Kinder- und Jugendbildung
Im Rahmen der Sitzung der AdB-Fachkommission Kinder- und Jugendbildung fand am 18. März 2025 der Fachtag „Rechtsextremismus – Ansätze und Strategien der Kinder- und Jugendbildung gegen die Normalisierung extrem rechter Positionen“ in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein e. V. in Werneuchen (Brandenburg) statt.
Mit dem Fachtag leistete die Kommission einen wichtigen Beitrag im Kontext des AdB-Jahresthemas 2025–2026 „Politische Bildung in Zeiten rechtsextremer Bedrohung“. Durch Vorträge externer Referent*innen sowie vielfältige interne Austauschrunden konnte das Thema inhaltlich vertieft und konkret auf die praktische Anwendung in der Bildungsarbeit bezogen werden.
Der Vortrag von David Begrich, Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e. V., bot einen inhaltlichen Einstieg in das Thema. Als einen wesentlichen Faktor dafür, dass sich vermehrt Kinder und Jugendliche von rechtem Gedankengut angezogen fühlen oder bereits teils extrem rechte Positionen vertreten, nennt Begrich den drastischen Einbruch an Gemeinschaftserfahrungen zur Zeit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Abnahme an Sozialisierungskompetenzen. Für viele Kinder bedeutete dies den Verlust von Gelegenheiten, die eigene Selbstwirksamkeit in Beziehung mit anderen Menschen zu erfahren. Insbesondere hier greifen rechte Kommunikationsstrategien oft sehr gut, da diese über die Sozialen Medien Inhalte in der Regel stark vereinfacht und emotionalisiert verbreiten und so leichte Anschlussfähigkeit suggerieren.
Einen zentralen Ansatz dagegen sieht David Begrich daher in der direkten Ansprache von Kindern und Jugendlichen. Es müssen vielfältige und vor allem persönliche Begegnungen geschaffen werden, damit Kinder und Jugendliche sich in ihrer Selbstwirksamkeit und als Teil einer (pluralistischen) Gemeinschaft erfahren können.
Im Anschluss an den Vortrag tauschten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen zu der Frage aus, welche Erfahrungen sie mit Rechtsextremismus in ihrer Bildungsarbeit bereits gemacht und welche Strategien im Umgang damit gut funktioniert haben.
In drei parallelen Workshops wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt: Betül Ulusoy (Deutsche Islam Akademie e. V.) stellte zum Thema „Antimuslimischer Rassismus im historischen Kontext – ein Zeitstrahl von den Kreuzzügen bis Hanau“ die Kohärenz des Phänomens anhand einschneidender Ereignisse dar. „Zum Umgang mit Verschwörungserzählungen“ leitete Christoph Hövel (Salvador–Allende–Haus – Sozialistisches Bildungszentrum Haard e. V.) einen praxisorientierten Workshop u. a. in Form eines Escape Games. Zum Thema „Antifeminismus erkennen und bearbeiten“ sammelten die Workshop-Teilnehmenden mit Tanja Berger (HochDrei e. V. – Bilden und Begegnen in Brandenburg) interaktiv Strategien für den Umgang.
Einen thematischen Bogen zum Tagesbeginn schloss der Vortrag des Referenten Dirk Springenberg (Waldritter e. V.) zum Thema „Positive Zukunftserzählungen? (Wie) können Utopieerzählungen helfen?“ Darin wurde herausgearbeitet, dass positive Vorstellungsbilder als Leitbild in der politischen Bildungsarbeit fungieren können. Auf die Frage, wie wir Beziehungen und Gemeinschaften erleben wollen, öffnen sich konkrete Handlungsmöglichkeiten, um diese real umzusetzen.
In einer Feedbackrunde tauschten sich Teilnehmenden abschließend darüber aus, welche Aspekte sie aus den Inhalten in die Bildungspraxis mitnehmen wollen und bedankten sich für den erfolgreichen Tag.