Praxisblick, Stiftung wannseeFORUM: „Just Justice – Was ist eine gerechte Welt?“

Wie kann eine gerechte Welt aussehen, in der für alle mit ihren jeweils individuellen Bedarfen Platz ist? Was ist überhaupt gerecht? Über welche Ressourcen sollen alle verfügen können, woran alle Teilhaben? Gelingt ein Perspektivwechsel, um dazu aus unterschieldichen Blickwinkeln zu reflektieren? Und wie sieht die gerechte Welt dann aus – z. B. durch eine VR-Brille gesehen?

Schüler*innen aus der 8. bis 10.Klasse der Friedenburg-Oberschule haben sich im Kooperationsseminar mit medialepfade.org vom 23. bis 27. September 2024 auf das Experiment eingelassen, gerechte Gesellschaftsverträge zu entwerfen und zu visulisieren.

Das Seminar „Just Justice. Was ist eine gerechte Welt“ wurde als Pilot-Workshop zu John Rawls’ Gedankenexperiment zum „Urzustand und Schleier des Unwissens“ aus „A Theory of Justice“ (1971) als Grundlage für die Aushandlung eines ethisch verantwortlichen Gesellschaftsvertrages konzipiert.

Ziel war es, Abstraktionsvermögen und das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu fördern sowie die vorurteilsfreie Auseinandersetzung für das Finden von gemeinsam Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen. Dabei standen die universellen Prinzipien der Gerechtigkeit, Fairness und Unvoreingenommenheit im Mittelpunkt.

Es ging um:

  • Reflexion zur eigenen Identität
  • Einüben von Perspektivwechseln
  • Entwicklung von fiktiven Charakteren (Personas)
  • Storytelling und Empathiebildung
  • Argumentationstraining zu Menschenrechten
  • Auseinandersetzung mit und Entwerfen von gerechten Gesellschaftsformen
  • Erstellung und Programmierung von 3D/VR-Welten zu den entworfenen Gesellschaftsverträgen
  • Öffentliche Präsentation der Ergebnisse
  • Spiel „Aufbruch in ein neues Land“ aus „Compasito. Handbuch zur Menschenrechtsbildung mit Kindern“: Was ist uns an Werten und Dingen/Besitz wichtig? Nicht „über Bord warfen“ die Teilnehmenden auf der erdachten Schiffsreise z. B. „Faire Behandlung und Nichtdiskriminierung“, „Meinungsfreiheit“, „Religionsausübung,“ „Demokratische Wahlen und Regeln“ und „Schutz vor Misshandlung“
  • Spiel „Freiheitsgriff“, 2024 entstanden im Seminar „Die Erfindung der Zukunft“ zu (Spiel)Regeln untereinander, Freiheiten und Verboten

Auseinandersetzung mit Menschenrechten mit dem Brettspiel „Courage: Das Menschenrechtsspiel – gemeinsam sind wir stark“ von Amnesty International Deutschland: In acht Kleingruppen mit jeweils einem Hauptszenario (Wohlstand, Teilhabe für alle, Geschlechtergerechtigkeit, Frieden, Stimme der Kinder, Freiheit, Antirassismus, Gesunde Umwelt) wurden Wissensfragen zu Menschenrechten und Menschenrechtsaktivist:innen beantwortet sowie Kreativaufgaben erfüllt z.B. Audio- und Videoaufnahmen, Zeichnungen, Slogans u.a. zu den Szenarienthemen.

  • Über sich selbst nachdenken und sich selbst beschreiben in den Kategorien Community, Überzeugungen, Wissen, Gaben, Körper, Besitz
  • „Lotterie des Lebens“: aus den zufällig neu zusammengestellten Kategorie-Beschreibungen der Teilnehmenden und zusätzlicher KI generierter wurden fiktive Charaktere erfunden, um Perspektiven von anderen Menschen kennenzulernen und zu versuchen, sich in ihre Blickwinkel einzufühlen (Storytelling und Empathiebildung)
  • Was ist Philosophie? Was hat Philosophie mit unserem individuellen und unserem Zusammenleben zu tun? Was macht eigentlich ein:e Philosoph*in?: Gespräch mit Prof. Dr. Susan Neiman (Dirketorin) und Dominic Bonfiglio (Mitarbeiter) vom Einstein Forum Potsdam
  • Debattenspiel zu „Freiheit“ und „Gleichheit“: Argumentationstraining zu Menschenrechten
  • „Raumschiffreise“: in 5 Teams wurde jeweils ein Vertrag für eine Gesellschaft für den Ziel-/neuen Heimatplaneten erarbeitet: “Gewonnen haben nur diejenigen, die eine Gesellschaft verhandelt haben, in der für die entwickelten Charaktere/alle Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen auf dem Zielplaneten auch Platz sein wird.” Kategorien im Vertrag waren: Teilhabe und Mitbestimmung, Grundrechte, Bildung und Forschung, Kulturelle Vielfalt und Freiheiten, Gesundheit- und Sozialwesen, Wirtschaft und Ressourcen
  • Jede Gruppe stellte ihren Gesellschaftsentwurf fertig. Es entstanden Verträge für die Welten „Gaia“, „Gerechte Welt“, „Herz- und Lungenwelt“, „Astris“, „Welt“
  • Collage zu Lebenswelten für den erarbeiteten Vertrag und alle Charaktere mit ihren individuellen Bedürfnissen, 360 Grad Fotos von der erstellten Collage als Basis für die Weltenprogramierung in 3D
  • Start Programmierung von 3D/VR-Welten mit cospace
  • Fortsetzung der Programmierung von 3D/VR-Welten entsprechend den ausgehandelten Verträgen für eine gerechte Welt
  • Vorbereitung der Präsentation vor Gästen
  • Auswertung des „Gedankenexperimentes“ und des Seminars
  • Präsentation vor vielen Gästen

Das Seminar war eine Kooperation mit der Friedensburg-Schule Berlin und medialepfade.org. Es wurde gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.