Praxisblick, IKAB e.V.: Fortbildung zu Klassismuskritik und Armutssensibilität in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA): Gesellschaftliche Teilhabe für alle ermöglichen

Wie können Fachkräfte der OKJA Klassismuskritik und Armutssensibilität in ihre Praxis integrieren? Zwei Fortbildungen im Herbst 2024 boten Raum zur Reflexion und zur Entwicklung konkreter Handlungsschritte. Das Ziel: Junge Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft in ihrer politischen Handlungsfähigkeit stärken.

Im Herbst 2024 fanden im Rahmen des Projekt „peers²peers | politics²power – Jugend.Macht.Gesellschaft“ (p²p - JMG) des IKAB-Bildungswerk e. V. zwei Fortbildungen zum Thema Klassismuskritik und Armutssensibilität statt. Diese boten Fachkräften der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) die Gelegenheit, ihre eigene berufliche Praxis zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Organisiert wurden die Fortbildungen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW (AGOT NRW).

Das Ziel des Projekts p²p-JMG ist es, alle junge Menschen unabhängig von ihrer sozialen Positionierung in ihrer politischen Handlungsfähigkeit (agency) zu stärken. Da Fachkräfte der OKJA, die politische Handlungsfähigkeit junger Menschen stärken oder auch limitieren können, ist es wichtig sie für unbewusste Ausschlussmechanismen zu sensibilisieren. Diese können u.a. darin bestehen, diskriminierende Strukturen und Praktiken zu (re)produzieren. Mit der Folge, dass jungen Menschen der Zugang zu politischer Bildung und respektive politischer Handlungsfähigkeit verwehrt wird. Glücklicherweise lassen sich diese Limitierungen bearbeiten. Hierzu bedarf es Reflexions- und Austauschräumen, in denen die eigene Verwobenheit mit diskriminierenden Herrschaftsstrukturen und Machtpraktiken sicht-, sprech- und hörbar gemacht werden.

Die Fortbildung als Reflexionsraum

Die Fortbildung setzte genau hier an: In interaktiven Formaten wurden die Themen Klassismus und Armut zunächst allgemein und dann speziell in der OKJA sichtbar gemacht. Eine zentrale Metapher war „Berg der sozialen Gerechtigkeit“ auf dem die klassistisch begründeten Ausschlussmechanismen als „Steine“ aufgemalt waren. In diesem Bild bleibend wurde der Scheinwerfer zunächst auf die Steine gelegt, um anschließend den Fokus darauf zu richte, wie sie überwunden werden können.

Am Nachmittag erarbeiteten die Fachkräfte gemeinsam konkrete Handlungsschritte: In einem Walk and Talk, gefolgt von einem Gallery Walk, entwickelten sie Handlungsziele und erste bereits institutionell verankerte Handlungsschritte, um die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen in der OKJA zu verbessern. Leitend war dabei das Wirkungsziel: „Junge Menschen haben – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft – in und durch die OKJA Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe.“

Langfristige Integration in die OKJA notwendig

Die Fortbildung zeigte deutlich: Klassismuskritik und Armutssensibilität stellen die OKJA vor große Herausforderungen und müssen dauerhaft in die Konzeption und Weiterentwicklung der OKJA integriert werden. Dies erfordert nicht nur die regelmäßige Reflexion der eigenen Praxis durch Fachkräfte, sondern auch strukturelle Unterstützung durch Träger, Kommunen und Fördergeber, um die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.