Vier Personen sitzen auf dem Boden um eine transparente Sortiermappe mit beschrifteten Karten und Fotos.

Praxisblick, HochDrei e. V.: ,,Queere Wege zur Erinnerung“ – eine deutsch-polnische Projektwoche

Vom 16. bis 23. August 2025 kamen in der Potsdamer Bildungsstätte HochDrei e. V. junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren zusammen, um im Rahmen eines Projekts die Verfolgung sexueller Minderheiten im Nationalsozialismus und ihre aktuelle Situation zu besprechen. 

Auf den Spuren von gestern zu heute

Nach einigen Kooperationsübungen zum Kennenlernen setzten sich die Teilnehmenden mit den wichtigsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts in ihren Ländern und der aktuellen Situation der queeren Community auseinander. Neben Workshops in der Bildungsstätte HochDrei e. V. wurde auch ein Treffen mit dem Netzwerk „AndersARTIG e. V.” organisiert, um die Situation der queeren Community in Brandenburg kennenzulernen. Abgeschlossen wurde das Treffen mit einer über einstündigen Frage-Antwort-Runde.

Beim Besuch der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße wurde die Verfolgung verschiedener Minderheiten durch die Nationalsozialisten thematisiert. In der Führung lag ein Schwerpunkt auf der Verfolgung von Homosexuellen und Zwangsarbeiter*innen aus dem Osten. Der Ort wurde von 1933 bis 1945 als Gefängnis für politisch und rassistisch Verfolgte genutzt und beherbergte ab 1934 ein sogenanntes Erbgesundheitsgericht.

In der Bildungsstätte wurde außerdem ein Workshop mit Biografien von Menschen durchgeführt, die auf Grundlage des §175 verfolgt wurden. In Berlin nahmen die Teilnehmenden an einer interaktiven Stadtrallye auf den Spuren von Käte Rogalli teil, die in der NS-Zeit als Transperson verfolgt wurde und besuchten die Ausstellung im Pilecki-Institut. Die Stadtrallye bereiteten die Teilnehmenden selbst vor. Sie verlief entlang der Denkmäler für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, darunter der Gedenkort für Polen 1939 bis 1945, die Denkmäler für im Nationalsozialismus verfolgte und ermordete Juden Europas, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle. Dabei versetzten sie sich in die Rolle von Guides, erzählten sich gegenseitig die Geschichte der Orte und diskutierten die Kontroversen im öffentlichen Diskurs.

Die eigene Verortung im politischen Kontext

Da die Teilnehmenden großes Interesse an ihrer eigenen Situation zeigten, wurde eine zusätzliche Einheit zur Situation der queeren Community in Deutschland, Polen und Europa durchgeführt und Postulate für ein besseres Leben der Community gesammelt. Den Teilnehmenden aus Deutschland wurde dabei klar, dass die Situation hierzulande im Vergleich mit Ländern wie Polen nicht so schlecht ist, in denen es keine Form der Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gibt und es vor Kurzem vor allem im östlichen Teil sogenannte LGBT-freie Zonen gab. Es wurde festgestellt, dass sich Polen und Deutschland darin ähneln, dass die westlichen Teile der Länder offener sind.

Wie im Projekt „KörperWelten“, das im Rahmen der Fachgruppe „Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ bei HochDrei e. V. stattfindet, waren auch hier körperbezogene Methoden Teil des Programms – vor allem als Energizer und Einstiegsmethoden in komplexere Themen. Viel Bewegung gab es bei den Sprachanimationen, die Teil der interkulturellen Begegnung war. Dabei lernten die Teilnehmenden auf spielerische Weise die Grundfloskeln der Partnersprache.

Die Woche wurde in Zusammenarbeit mit Błażej Bekus, Jugendbildungsreferent im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ bei HochDrei e. V., dem Jugendnetzwerk Lambda e. V. und Lambda Polska konzipiert und realisiert.

Die Teilnehmenden gaben sehr positives Feedback. Deshalb wird bereits eine Begegnung für das nächste Jahr geplant. Darüber hinaus sind weitere Kooperationen auf bundesweiter Ebene mit den Netzwerken Lambda und AndersARTIG e. V. möglich.