
„Nicht in Zukunft, sondern jetzt!“ – Forderungen, Anknüpfungspunkte und Motivation für politische Bildung mit Kinder
Zum Ende des Modellprojekts Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern lud der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) in Kooperation mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung am 9. und 10. Oktober 2024 nach Berlin ein. Dort präsentierte der AdB auch das Policy Paper „Nicht in Zukunft, sondern jetzt! Politische Bildung mit Kindern – ein Recht, das es endlich umzusetzen gilt“ und diskutierte dies mit der die interessierte (Fach-)Öffentlichkeit und Emilia Fester (MdB, Die Grünen, Kinderkommission).
Mit dem Modellprojekt erprobte, evaluierte, diskutierte, qualifizierte und stärkte der AdB 2020–2024 Formate und Ansätze der politischen Bildung mit Kindern im Alter von sechs bis 12 Jahren. Bei der Fachtagung „Politische Bildung mit Kindern selbstverständlich machen“ präsentierte der AdB gemeinsam mit den im Projekt involvierten sieben Mitgliedsorganisationen die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen und diskutierte sie mit fast 70 Fachkräften der politischen Bildung, Kinder- und Jugendarbeit, Schule, Schulsozialarbeit, Kita, Hochschulen und Verwaltung. Dabei gab es viel Raum zum Austausch und um die Vernetzung zwischen verschiedenen Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Bildungspraxis zu verstärken.
„Was macht also Hoffnung, dass politische Bildung mit Kinder gelingen kann?” fragte Thomas Gill, Leiter der Berliner Landeszentrale für politische Bildung, in seinem Impuls zu Beginn der Tagung, und weiter: „Es sind die Kinder selbst. Ihre Fragen, zu Hassrede, zu den Wahlerfolgen einer Partei, die massenhaft Menschen deportieren will, zum Nahostkonflikt, zu dem wie Politik funktioniert und wie mensch mitwirken kann. Ihre Fragen können Ausgangspunkt für Lernprozesse sein, die auch das Pädagogische Fachpersonal mitnimmt – also auch uns – in einen gemeinsamen Lernprozess. Dies ist aber auch eine Frage der Haltung, ob wir ihre politischen Interessen überhaupt wahrnehmen.“ Um eben diese Haltung zu reflektieren, kann das Reflexionsspiel „HALT!UNG – erinnern, diskutieren, ändern“ des Projekts genutzt werden, welches die Teilnehmenden direkt erproben konnten.
Der AdB wird sich auch weiterhin darum bemühen, die politische Bildung mit Kindern langfristig in den eigenen Strukturen und im Feld zu etablieren. Denn wie Christine Reich, Mitglied im Vorstand des AdB, in ihrem einleitenden Impuls sagte: „Kinder im Grundschulalter für ein Leben in Demokratie zu stärken und sie frühzeitig mit demokratischen Strukturen zu konfrontieren, ist nicht nur aktuell von großer Bedeutung, sondern sollte zu einem der Kernaufträge außerschulischer politischer Bildung gehören.“
Da dafür angemessenen Rahmenbedingungen unabdinglich sind, formulierte der AdB klare Forderungen an Politik und Verwaltung in seinem Policy Paper „Nicht in Zukunft, sondern jetzt! Politische Bildung mit Kindern – ein Recht, das es endlich umzusetzen gilt“. Diese Forderungen und weitere Statements aus der Fachtagung wurden zum Abschluss der Veranstaltung mit Emilia Fester (MdB, Die Grünen) als Vertreterin der Kinderkommission diskutiert.
Am Ende war deutlich: Politik und Verwaltung sind gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und Fachkräfte zu unterstützen. Aber dafür müssen wir uns alle einsetzen: Kinder können und wollen Gesellschaft mitgestalten und das Recht dazu ist in den Kinderrechten formuliert sowie als Recht zur Partizipation in Bund, Land und Kommune verankert. Es muss aber in sämtlichen Strukturen mit einer Stärkung der Handlungsfähigkeit und einer Förderung einhergehen. Daher gilt es die Forderungen des Policy Papers sowie die nach der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz auf allen Ebenen einzubringen und zu stärken.
Aber für non-formale politische Bildung mit Kindern braucht es nicht nur die passenden Rahmenbedingungen und Ressourcen, sondern auch Selbstverständnis, Methoden, Haltung, Partizipation und Praxis. Nachdem auf der Fachtagung viel dazu vorgestellt wurde, bot und der anschließenden Workshop-Tag „Wir machen politische Bildung mit Kindern konkret!“ im Besuchszentrum der Landeszentrale für politische Bildung am Ostkreuz die Möglichkeit, konkrete Ansätze für die eigene Arbeit vor Ort (weiter) zu entwickeln. Nach Impulsen aus dem Projekt „Demokratie-Profis in Ausbildung!“ sowie von der Akademie Kinder- und Jugendparlamente und der Berliner Landeszentrale für politische Bildung, gab es einen offenen Raum für eben diese Methodenwerkstatt. Am Ende des Tages waren die Teilnehmenden voller neuer Ideen und enttäuscht, dass nicht direkt weitere ähnliche Angebote in Aussicht gestellt werden konnten.
Das Projekt „Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern“ wurde gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ sowie bis 2023 auch durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Es endet 2024, aber mit diesen beiden Veranstaltungen und dem Policy Paper des AdB ist es gelungen, dieses Ende eher in einen Auftakt für eine weitere Stärkung der non-formalen politischen Kinderbildung zu wenden.
Denn klar ist: Politische Bildung mit Kindern braucht einen festen Platz in der Profession und in der Gesellschaft. Denn dann wird politische Bildung mit Kindern selbstverständlich!