
European Space – Fachtagung zu aktuellen Herausforderungen politischer Bildung im Kontext europäischer Politikrahmen
Wie gestaltet sich der European Space for Citizenship Education des Europarats? Welche weiteren europäischen Politikrahmen verlangen unsere Aufmerksamkeit und welche Herausforderungen bestehen für die verschiedenen Arbeitsfelder politischer Bildung? Wie wollen wir aus die europäischen Prozesse aufgreifen und gestalten?
Diese Fragen diskutierten Praktiker*innen aus non-formaler und formaler Bildung, Hochschule und Forschung, Youth Work, Beruflicher Bildung und Erwachsenenbildung aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien. Sie nutzten den Rahmen des LICEAL-Projekts zu intensivem Austausch und Diskussion über „aktuelle Herausforderungen politischer Bildung im Kontext europäischer Politikrahmen“.
Organisiert wurde der Fachaustausch zu aktuellen Herausforderung für politischer Bildung vom AdB, der Demokrative. Initiative für politische Bildung (Schweiz) und Zentrum Polis. Politik lernen in der Schule (Österreich) im Kontext der Arbeit des Netzwerks DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe.
„Frankfurt – What a blast!“ – So die Kurzzusammenfassung von Christan Pöltl-Dienst von der Arbeiterkammer Wien der Tagung am 27. Juni 2025 im Haus am Dom in Frankfurt am Main.
Politische Bildung und demokratische Bildung ist so viel mehr als Politikunterricht. Sie muss als transversale Kompetenz gedacht werden – quer durch formale und non-formale Bildungssettings, durch alle Lebensphasen. Zwischen den Polen Civic Empowerment und Employability, welche grob die konkurrierenden Europäischen Horizonte abbilden, steht die Frage: Wie machen wir Menschen handlungsfähig in der Demokratie? Mit dem Referenzrahmen Kompetenzen für eine Demokratische Kultur des Europarats gibt es ein nunmehr auch auf Deutsch verfügbares gemeinsames Bezugssystem, das nicht belehrt, sondern befähigt – mit Kompetenzen, die emotionale ethische, soziale und kritische Dimension demokratischen Zusammenlebens und -lernens zu verbinden.
Die Umsetzung ist komplex und verlangt Präzision: Zwischen neutralem Bildungsauftrag und Werthaltung, zwischen föderaler Zuständigkeit und europäischer Orientierung, aber auch zwischen Schule, Jugendarbeit, Zivilgesellschaft etc. entstehen Spannungsfelder, Aushandlungsfelder – aber eben auch Innovationsräume. Es gibt viele gute Ansätze und Praxen, aber es mangelt an einer langfristigen, nachhaltigen Finanzierung von politischer Bildung.
Einige Erkenntnisse aus dem Fachaustausch:
Neutralität vs. Überparteilichkeit: Der Begriff Neutralität wurde kritisch reflektiert, insbesondere im Kontext kontroverser Aushandlungsprozesse und Themen. Als wesentlich wichtiger kristallisierten sich in der Diskussion aber das Kontroversitätsgebot und das Überwältigungsverbot heraus. Politische Bildung muss (und soll) klar positioniert sein, orientiert an den demokratischen Grundwerten.
Demokratiebildung gelingt, wenn wir relationale, emotionale und erfahrungsbezogene Zugänge schaffen – unabhängig vom Sektor.
Kompetenzorientierung muss differenziert gedacht werden: Der Kompetenzbegriff wurde kontrovers diskutiert, zwischen emanzipatorischem Potenzial und neoliberaler Engführung. Wichtig scheint: Es muss um ermöglichende Bildung und Gestaltungsagenden gehen, nicht um Anpassung. Mit dem Kompetenzprofil für Fachkräfte politischer Bildung hat der AdB ein wichtiges Instrument geschaffen, das langfristig hilft, mehr Klarheit über die Profession der verschiedenen Fachfelder zu bekommen. In diesem Sinne wäre es bspw. wichtig, das Profil in die Diskussion um die Umsetzung der European Youth Work Agenda einzubringen, genauso wie als Anstoß auch für den formalen Bildungsbereich zu nutzen. Mit dem Competence Explorer des LICEAL-Projekts hat das DARE-Netzwerk zudem ein komplementäres Instrument geschaffen, dass Fachkräften dabei helfen kann sich in der Terminologie verschiedener Kompetenzrahmen die für politischer Bildung wichtig sind zu orientieren.
Transnationale Kooperation braucht Transferstellen und Austauschformate – die Diskussion um Europäische Rahmen darf nicht nur auf der Bildungs- und jugendpolitischen Ebene geführt werden, sie muss und bedarf eines „Drucks durch Dialog und praktischen Diskurs“. Vorhaben wie der European Space des COE können nur gelingen, wenn es gelingt ihn zu einem Prozess der verschiedenen Akteure politischer Bildung zu machen – und diese einzubinden. Und diese Vorhaben können nur gelingen, indem sie untereinander einen Bezug zu parallelen politischen Rahmenprozessen der verschiedenen Jugend- und Bildungsbereichen herstellen und suchen, bspw. der European Agenda on Youth Work oder des Basic Skills Action Plan der Europäischen Kommission.
Ausbildung und Unterstützung von Lehrkräften und Bildungsakteuren ist essenziell. Beratung, Fortbildung und das gemeinsame Aushandeln gehören zur demokratiepädagogischen Professionalität.
Wie geht’s weiter? Es bestand große Einigkeit, das Format in den kommenden Jahren weiterzuführen. Die im DARE-Netzwerk beteiligten Organisator*innen sind bereits bei der Planung.
Ihre Ansprechperson

Georg Pirker
Referent für internationale Aufgaben
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