
The European Space for Citizenship Education – Launching Conference in Berlin
Am 17. und 18. Oktober 2024 tagten im Festsaal der Humboldt Universität Berlin auf Einladung des Europarats und in Kooperation mit der Kultusministerkonferenz (KMK), dem europäischen Netzwerk DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe und weiteren Partnern Expert*innen aus Forschung, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft und Politikebene aus Österreich, der Schweiz, Deutschland sowie zahlreiche internationale Gäste.
Anlässlich 75 Jahre Europarat und 75 Jahre Grundgesetz bot die Konferenz die Gelegenheit, den mit der Reykiavík Declaration des Europarats verbundenen Prozess eines European Space for Citizenship Education zu etablieren.
Die Konferenz wurde von MdB Simona Koß, Kuratoriumsvorsitzende der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, mit einem einleitenden Vortrag eröffnet. Sie untermauerte nachdrücklich die Notwendigkeit einer breit aufgestellten politischen Bildungslandschaft, die angesichts der in ganz Europa erstarkenden antidemokratischen Strömungen herausgefordert ist, nicht in die Defensive gedrängt zu werden, sondern sich konzeptionell und inhaltlich weiter aufzustellen.
Mit dem European Space, so Matjaž Gruden, Direktor der Abteilung Demokratie im Europarat, versuche man, einen Rahmen zu etablieren, der politische Bildung und Menschenrechtsbildung angesichts der Herausforderungen sichern helfe – kein leichtes Unterfangen, habe man doch auf den politischen Ebenen über Jahre agiert, als ob Demokratie etwas Selbstverständliches sei. Aber die Welt und unsere Gesellschaften haben sich fundamental geändert. Die drei Schwerpunktbereiche des European Space for Citizenship Education werden in diesem Sinne für die nächsten zwei Jahre sein: Konsolidierung der Grundsätze der politischen Bildung im Europaratskontext, die Qualitätsdimension politischer Bildung und bessere Kooperation.
„It‘s late but not too late“, so Monika Oberle, Goethe-Universität Frankfurt am Main, in der anschließenden Diskussionsrunde zur Rolle von Zivilgesellschaft und Jugend. Einig war man sich darüber, dass der europäische Rahmen auch für den deutschsprachigen Kontext eine Chance bietet, aus den verschiedensten Professionsfeldern formaler und non-formaler politischer Bildung zu mehr gemeinsamem Agieren zu kommen. Hierfür können sich gerade die europäischen Instrumente, wie die Europaratscharta zu politischer Bildung und Menschenrechtsbildung, der nunmehr endlich deutschsprachig vorliegende Referenzrahmen zu den Kompetenzen für eine demokratische Kultur des Europarats aber auch die COE-Ministerratsempfehlung zu Youth Work (COM 4 I 2017) zu wichtigen Instrumenten entwickeln. Die Teilnehmenden betonten die Notwendigkeit, die non-formale Bildung und Jugendarbeit überhaupt erst in die Lage zu versetzen mit dem formalen Bereich auf Augenhöhe zu agieren, und zwar europaweit: Es bedarf hierzu – so Sophia Oppermann von Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e. V. – adäquater Ausstattung, in Hinsicht auf Zeit, Konzepte, Räume und vor allem in Bezug auf Finanzen.
Um Qualität in der Bildungsarbeit zu stärken, könne der European Space einen wichtigen Beitrag leisten, indem er ein politisches Bewusstsein für die Notwendigkeit schafft, adäquate Strukturen zu entwickeln. Voraussetzung von Qualität ist allerdings eine ausreichende Forschungsgrundlage. Diese ist europaweit leider sehr uneinheitlich. Um mit den vorhandenen politischen Instrumenten zielgerichtet zu wirken, bedarf es somit unbedingt einer verstärkten Forschung zu Jugendarbeit, zu Gelingensbedingungen, aber auch zum diversen ideengeschichtlich-philosophischen Gerüst politischer Bildung (EDC/HRE) im europäischen Kontext.
Im Rahmen der Konferenz wurde zudem die deutschsprachige Übersetzung des Europarats Referenzrahmens der Kompetenzen für eine Demokratische Kultur vorgestellt. Im Verbund mit weiteren Kompetenzrahmen bietet der Rahmen ein wichtiges Tool zur Kooperation formaler und non-formaler Bildung, ebenso aber auch zur Ausbildung und Reflexion. Zudem kann er an bestehende Modelle und Instrumente in den nationalen Kontexten – gerade im formalen Bereich – angedockt werden. Mit vielen Praxisbeispielen aus der politischen Bildungsarbeit in Bezug auf den Referenzrahmen entwickelte sich im Verlauf des zweiten Konferenztages ein angeregter Austausch um die Thematik.
Die Launching Conferece des European Space for Citizenship Education markierte den Startpunkt für den zweijährigen politischen Prozess zu seiner Realisierung. Hieran als Partner des Europarats mitzuwirken ist für die Arbeit des Netzwerkes DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe, dessen Geschäftsführung beim AdB liegt, eine wichtige Anerkennung. DARE selbst spiegelt in seiner Ausstattung die prekäre Lage zivilgesellschaftlicher politischer Bildungsarbeit europaweit sehr authentisch wieder. Der Sektor selbst ist durch seine oft prekären Bedingungen, aber auch durch die zu geringe Anerkennung außerschulischer politischer Bildung und nicht zuletzt durch das Agenda Setting von diversen Think Tanks und vor allem von gut ausgestatteten QUANGOS in den letzten Jahren unter stärkeren Druck geraten. Über die kleine europäische NGO DARE konnte die Stimme non-formaler Bildung dennoch in den letzten zwanzig Jahren an vielen politischen Entwicklungen im Europarat und in der EU inhaltlich maßgeblich zur Gestaltung politischer Rahmenbedingungen mitwirken. Dies ist durch die Konferenz in Berlin auch für die deutschsprachigen Arbeitsfelder politischer Bildung sichtbar geworden.
An dieser Stelle ist insbesondere dem deutschen EPAN Koordinator Dr. Bernt Gebauer vom hessischen Bildungsministerium für die herausragende Kooperation in der Planung der Konferenz zu danken, sowie den Kolleg*innen aus den DARE-Mitgliedsorganisationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland für die wunderbare Zusammenarbeit.
Ihre Ansprechpersonen

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Referent für internationale Aufgaben
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Nils-Eyk Zimmermann
Projektreferent
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