Europäische Jugendpolitik entschlüsselt. Panel des AGJ-Fachausschusses Europäische Kinder- und Jugendpolitik auf dem DJHT

Ist die Jugendpolitik in Europa eine Erfolgsgeschichte? Welchen Einfluss nimmt europäische Jugendpolitik auf die Debatten in Deutschland und die Praxis in der Kinder- und Jugendhilfe? Im AGJ-Panel zu europe@DJHT tauschten sich Fachkräfte über die aktuellen Herausforderungen europäischer Jugendpolitik aus.

Das Interesse, die Belange und Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in der europäischen Politik stärker zu berücksichtigen und sie an Entscheidungsprozessen mehr zu beteiligen, hat deutlich zugenommen. Im AGJ-Panel zu europe@DJHT tauschten sich Georg Pirker (AdB, Vorsitzender des AGJ-Fachausschusses II Europäische Kinder- und Jugendpolitik), Dorothee Ammermann (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland, aej), Janina Bittner (Jugendamt Leipzig) und Alexander Hauser (Caritas) aus unterschiedlichen Perspektiven der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland zu diesem Thema aus. Es wurde schnell klar: Europäische Kinder- und Jugendpolitik wirkt vielfach verzahnt und kombiniert Anliegen und Aufgaben, die in Deutschland in verschiedene Arbeitsfelder versäult sind. Diese denken von der Frage her, wo Kinder- und Jugendliche und deren Anliegen verortet sind. Dies hat sich auf der europäischen Ebene seit den 1990ern verstärkt entwickelt, sodass man interessanterweise von einem integrierten Ansatz in einem Politikfeld sprechen könnte, für das die EU eigentlich gar nicht zuständig ist. Jedoch sind die Herausforderungen und Fragen, vor denen junge Menschen stehen, in vielerlei Hinsicht ähnlich. Sie lassen sich in zunehmendem Maße nicht in rein nationalstaatlicher Politik bearbeiten, wie bspw. an Fragen des digitalen Wandels oder der Klimagerechtigkeit und an sich rapide verändernden Arbeitsmärkten und damit einhergehenden Herausforderungen an Bildungssysteme, Jugendarbeit, Sozialarbeit klar wird. Mitwirkungsmöglichkeiten und politische Mitsprache junger Menschen sind auf allen Ebenen erforderlich – lokal bis europäisch. Genauso besteht die Verantwortung der Gemeinwesen, jungen Menschen soziale und berufliche Teilhabe zu ermöglichen.

Am Beispiel des EU-Jugenddialogs (Jugendbeteiligung auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene), der Jugendgarantie (soziale und berufliche Teilhabe junger Menschen auf der lokalen Ebene), der verschiedenen Politikfelder im Kontext der Europäischen Säule sozialer Rechte (Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit) und der Verschränkung politischer Bildung mit Fragen sozialer Teilhabe in demokratisch und demographisch extrem herausgeforderten Gesellschaften, entspann sich ein angeregtes Gespräch. Einmal mehr zeigte sich, dass europäische Jugendpolitik und Jugendpolitik in Europa (als Summe unterschiedlicher nationaler Jugendpolitikfelder) mittlerweile auf das Engste verschränkt sind. Sie wirken in vielen Ländern und jugendpolitischen Kontexten wechselseitig. Rahmen, wie beispielsweise der Begriff und das Arbeitsfeld Youth Work, helfen dabei, Zuständigkeiten und Aufgaben für Jugendhilfe, formale und non-formale Jugendbildung und Jugendsozialarbeit neu und von jungen Menschen her zu denken. Die vielfältigen Bezüge, die aus den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Fachkräfte auf dem Panel hergestellt wurden, zeigten eindrücklich, dass Europa längst nicht mehr abstrakt und von Fragen und Kompetenzen deutscher Jugend(sozial-)arbeit getrennt zu denken ist. Youth Work ist europäisch – und sie ist in Europa gleichermaßen politisch herausgefordert.

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Georg Pirker
Georg Pirker

Georg Pirker

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