
Youth Work im Umgang mit shrinking spaces und Polarisierung? Panel bei Europe@DJHT 2025 in Leipzig
Wie gelingt es Youth Work, mit sich verändernden und schrumpfenden zivilgesellschaftlichen Räumen, mit sozialer und politischer Polarisierung umzugehen? Dies thematisierte eine Fishbowl während des 18. DJHT bei Europe@DJHT am 14. Mai 2025 und griff damit die vom AdB 2024 mit der Konferenz Critical Youth Work angestoßenen Fragen erneut auf.
Lukas Zorad (Partners for Democratic Change, Slowakei), Barbara Santibanez (European Institute of Education and Social Policy, Frankreich) und Georg Pirker (AdB) diskutierten gemeinsam mit Ajsa Hadzibegovic, (Jugend Für Europa), wie Youth Work in diesem Kontext eine wirksame politische Beteiligung von jungen Menschen unterstützen kann: Wie navigiert sich Youth Work als Arbeitsfeld und Feld der Anwaltschaft für junge Menschen durch verändernde und schrumpfende zivilgesellschaftliche Räume? Wie entwickelt sich Youth Work in Gesellschaften mit autoritärer Dynamik?
In seinem Eingangsstatement stellte Georg Pirker dar, dass junge Menschen zur hauptbetroffenen Bevölkerungsgruppe gehören, wenn es um die Einschränkung zivilgesellschaftlicher Räume, von Freiheiten und Grundrechten geht. Oftmals finden die Beschränkungen in Politikfeldern statt, die mit Jugendarbeit auf den ersten Blick wenig zu tun haben, was es für die Arbeitsfelder umso komplexer macht, zu reagieren. Auch sei zu beobachten, dass es gerade die jüngeren Generationen waren, auf die Politik in der Vergangenheit einen positiven Blick gelegt hatte, wenn es um demokratische Transformationen ging (Arabischer Frühling, Studierendenproteste etc.). Vor diesem Hintergrund sei das Vorgehen gegen demokratisches Aufbegehren und Engagement junger Menschen auch als eine doppelte Kehrtwende zu begreifen.
Lukas Zorad machte an verschiedenen Beispielen deutlich, vor welchen Herausforderung zivilgesellschaftliche Organisationen in Ostmitteleuropa stehen: An der Verschärfung von NGO-Gesetzen wie aktuell in der Slowakei und Ungarn und an den Gesetzgebungen gegenüber der LGBTQI+*Community sehe man zum einen, dass es um Gesetzespakete gehe, die immer wieder nachgeschärft würden, weil sie rechtlich nicht durchsetzbar seien. Selbst wenn die Gesetze gar nicht ratifiziert würden, entstehe dennoch durch die permanente politische Agitation ein gesellschaftliches Klima der Verunsicherung, der Ablehnung und des Infragestellens von Vielfalt, das sich in der Gesellschaft breitmache – eine „neue Normalität“, in der die Saat in Ablehnung von Pluralismus, Vielfalt, Menschenrechten – vermeintlich „westlichen“ Werten – aufgehe. Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist durch externe Einflussnahme und leider auch im Interesse rechter politischer Akteure innerhalb der EU subtil unterstützt.
Barbara Santibanez verwies darauf, dass es längst nicht mehr um einen Kampf um rein rechtliche Fragen gehe, sondern dass überall in Europa Vertreter*innen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen Gewalt ausgesetzt sind und sich das Klima hin zu ständiger Angst vor Übergriffen wandele. Dieser Aspekt, physische Gewalt gegen Andere anzuwenden, sei eine Entwicklung die weit über die Einschränkung von Spaces hinausgehe, und die umso mehr Aufmerksamkeit und Dagegenhalten erfordere. Wie gestaltet sich dabei außerschulische politische Bildung? Es sei extrem wichtig, gemeinsam für offene Räume, für Dialog und Zugänge zu kämpfen, denn junge Menschen benötigen diese mehr als je zuvor. Youth Work und non-formale Bildungsansätze politischer Bildung sollten sich dies immer wieder vergegenwärtigen, sich aber auch kritisch befragen, ob und inwieweit sie dies in der Vergangenheit ausreichend getan haben.
Wo besteht Hoffnung? Mit dem Blick auf die jungen Menschen in Serbien, die täglich die Proteste gegen ein durch und durch korruptes und nepotistisches Regime auf die Straße tragen und überwältigende gesellschaftliche Solidarität erfahren, könne man durchaus sehen, zu welch beeindruckender Organisation die junge Generation selbst nach Jahren der Repression in der Lage ist – übrigens ganz ohne pädagogische Begleitung.
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Georg Pirker
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