Demokratie in der Krise: Strategien der politischen Erwachsenenbildung. Die AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung tagt in der Franken-Akademie Schloss Schney
Vom 25. bis 27. September 2024 fand in der Franken-Akademie Schloss Schney die Herbstsitzung der AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung statt. Im Fokus der inhaltlichen Diskussion standen die Fragen, wie die politische Erwachsenenbildung auf das Erstarken der rechtsextremen und rechtspopulistischen Kräfte reagieren kann und sich die Bildungsstätten gegenseitig unterstützen können. Die Kommissionsmitglieder diskutierten aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, die neuesten Wahlergebnisse in den drei Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg und die Rolle der politischen Bildung in einer unter Druck stehenden Demokratie.
Einblicke in den Demokratiebericht NRW und die Studie „Die distanzierte Mitte“, die für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Andreas Zick, Beate Küpper und Nico Mokros herausgegeben wurde, führten in den Themenschwerpunkt ein und boten wichtige Erkenntnisse über die gesellschaftlichen Einstellungen zur Demokratie und den Einfluss extremistischer Ideologien.
Eric Wrasse, Pädagogischer Leiter in der Stiftung Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) und Mitglied im Vorstand des AdB, der als Gast an der Kommissionssitzung teilnahm, berichtete über das eindrucksvolle, aber auch sehr zeitintensive Engagement zivilgesellschaftlicher Kräfte in Thüringen. Das demokratische Bündnis Weltoffenes Thüringen zeigt, wie solche Initiativen zur Förderung eines pluralistischen und demokratischen Diskurses beitragen können. Strategische Ziele des Bündnisses sind u. a. die Aktivierung der Demokrat*innen, das Schaffen von öffentlicher Positionierung und Gegennarrativen, die Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Kräfte und die Stärkung der Brandmauer gegenüber den rechtsextremen Akteuren auf der politischen Ebene.
Aber auch das Modellprojekt „Ost und West gemeinsam stark – gegen Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien“, das die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e. V. (HÖB) zusammen mit der EJBW durchgeführt hat, macht deutlich, wie wichtig es ist, die Akteure der politischen Bildung zu stärken und einen überregionalen Austausch zu initiieren.
Der zweite Themenschwerpunkt der Kommissionssitzung, „Ost/West und die innerdeutsche Grenze“, führte die Kommissionsmitglieder in die Ausstellung der Bildungsstätte Innerdeutsche Grenze in Neustadt bei Coburg und regte zu einer Auseinandersetzung mit der historischen und gegenwärtigen Wahrnehmung der deutschen Teilung an. Es wurde diskutiert, wie die innerdeutsche Grenze und die Nachwendezeit in der politischen Erwachsenenbildung zum Thema werden kann.
Zusätzlich zu den Themenschwerpunkten wurden bildungspolitische Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene thematisiert. Die Teilnehmer berichteten über die Situation in den Bundesländern und Einrichtungen. Dabei wurde u. a. das Format Bildungsurlaub in den Mittelpunkt gerückt wurden.
In einem Mini-Workshop beschäftigten sich die Kommissionsmitglieder – angeregt durch Nico Schneider aus der AdB-Geschäftsstelle – mit dem AdB-Projekt Kompetenzprofil für Fachkräfte der politischen Jugendbildung und der Frage, was die politische Erwachsenenbildung dazu beitragen kann. Es wurden u. a. Anwendungsmöglichkeiten für das Feld der politischen Erwachsenenbildung mit Blick auf die Einrichtung, das Personal, die Zielgruppen, die pädagogische Praxis und die persönliche Kompetenzentwicklung gesammelt. Der Fokus der Sammlung lag neben der persönlichen Kompetenzentwicklung eindeutig bei den Einrichtungen und dem Personal, was sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass mittlerweile mehrere Leitungspersonen in der Kommission mitarbeiten und diese Bereiche besonders herausfordernd sind.
Die Fachkommission bietet eine wertvolle Plattform für den kollegialen Austausch über aktuelle Herausforderungen und Strategien in der politischen Erwachsenenbildung. Die Diskussionen verdeutlichten die Dringlichkeit, den rechtsextremen Strömungen mit gezielten Bildungsangeboten entgegenzuwirken und ein starkes, gemeinsames Fundament für eine demokratische Gesellschaft zu schaffen. Die Stärkung von demokratischen Bündnissen und der Dialog der demokratischen Akteure werden als wesentliche Schritte angesehen, um die Demokratie zu stärken.
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