“Demokratie
braucht
politische Bildung”

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Don‘t play with the dictator?

25.09. 2013

EIA-Kommission tagt zum Austausch mit Partnern in autoritären Staaten

 

Auf ihrer Herbstsitzung beschäftigte sich die Kommission für europäische und internationale Bildungsarbeit am 16. und 17. September 2013 im wannseeFORUM für Jugendarbeit in Berlin mit der Frage der Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern in autoritären Staaten.

 

Hintergrund des Schwerpunkts war die gemeinsame Erfahrung der Mitglieder, dass in den letzten Jahren Programme mit Partnereinrichtungen in autoritären Staaten allgemein zunehmen. Die Kommissionsmitglieder nutzten die Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch und diskutierten mit Dr. Astrid Sahm (IBB Dortmund, ehemalige Leiterin der Begegnungsstätte Johannes Rau in Minsk) intensiv Fragen der Zusammenarbeit mit Partnereinrichtungen in Belarus. Dr. Astrid Sahm erläuterte im Gespräch ausführlich die Gelingensbedingungen, unter denen das IBB Johannes Rau in Minsk arbeitet und verwies auf die Erfolgskriterien einer Kooperation, die staatliche Strukturen bewusst einzubinden sucht. Diese sind z. B. festzumachen am Statut des Begegnungszentrums, der aus der Vor-Lukaschenko-Periode herrührt, und von den jetzigen Rahmenbedingungen einer Diktatur nicht außer Kraft gesetzt werden kann.

Sie stellte regionale und lokale Projekte vor, die im Nahraum agieren und darüber hinaus politisch wirken. Mehrere Kommissionsmitglieder berichteten von ihren Kooperationserfahrungen in ganz unterschiedlichen Partnerkonstellationen. Sie berichteten u. a. über innereuropäische Kooperationen zu Fragen von Demokratie, über Erfahrungen im deutsch-chinesischen wie auch deutsch-russischen Austausch. Dabei standen drei Leitfragen im Fokus des Gesprächs:

1) Welche Partner suchen wir uns in autoritären Ländern? Suchen wir bewusst nach oppositionellen Organisationen oder konzentrieren wir uns auf staatsnahe Institutionen?
2) Was bedeutet die Kooperation mit Trägern der politischen Bildung für die Partner im Ausland? Ist man Stabilitätsanker oder Gefährdung?
3) Was bedeutet die Kooperation für unsere Angebote politischer Bildungsarbeit? Bieten wir einen Rückzugsraum? Bieten wir eine vornehmlich unpolitische Plattform für interkulturelles Lernen? Oder verpflichtet uns unser Selbstverständnis als Einrichtung politischer Bildung explizit, Stellung zu beziehen?

 

Die Fragen waren nicht einheitlich zu beantworten, sie gaben jedoch den Kommissionsmitgliedern Anstoß, sich ihrer Rolle in Kooperationsprozessen insbesondere mit Teilnehmenden aus autoritären Staaten bewusst zu werden und sie in Seminarkontexten wie auch Projektpartnerschaften eingehender zu beleuchten.

 

Da verschiedene Stellen in der Kommission vakant waren, wählte die Kommission während der Sitzung Gabriele Wiemeyer vom Gustav-Stresemann-Institut Bevensen zur zweiten Vorsitzenden und Beata Rauch aus der Bildungsstätte Schloss Trebnitz zur neuen Genderbeauftragten.

 

 

Georg Pirker