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Digital oder analog?

AdB-Kommission Europäische und Internationale Bildungsarbeit tagte hybrid bei der Stiftung WannseeFORUM
Foto: Melanie Haase
28.09. 2020

AdB-Kommission Europäische und Internationale Bildungsarbeit tagt hybrid

Vom 17. bis 18. September 2020 tagte die AdB-Fachkommission Europäische und Internationale Bildungsarbeit bei der Stiftung wannseeFORUM in Berlin. Die Mitglieder der Kommission hatten sich im Vorfeld für eine hybride Tagungsvariante entschieden, da sich bereits im Frühsommer abzeichnete, dass die Covid-19-Pandemie Auswirkungen auf die Teilnahmemöglichkeiten der Mitglieder hat.

 

Angesichts der Herausforderungen, vor denen internationale Begegnungsarbeit im Covid 19-Kontext steht, war das hybride Konzept, nach Online-Tagungen und physischen Treffen der Mitglieder eine weitere Alternative, die sich auch in der internationalen Begegnungsarbeit als gangbare Variante abzeichnet. Dazu braucht es aber Erfahrungen, die die Mitglieder der Kommission eben mit der hybriden Variante der Sitzung selbst konkret sammeln konnten.

 

Technisch und materiell auf hervorragende Weise unterstützt von Henning Wötzel-Herber vom ABC Bildungs- und Tagungszentrum e.V., haben sich 16 Mitglieder im wannseeFORUM mit 10 weiteren Kommissionsmitgliedern für die komplette Sitzung online vernetzt und eine interaktive Sitzung – soweit das eben bei Hygiene- und Abstandsregeln geht – durchgeführt. Zudem waren zeitweise weitere Referent*innen und Gesprächspartner*innen online zugeschaltet, sodass die Sitzung eine gute Simulation einer Begegnungsmaßnahme bot.

 

Die Kommissionsmitglieder haben sich mit der EU-Ratspräsidentschaft und der geplanten neuen Programmgeneration von EU-Programen beschäftigt, daneben stand der aktuelle Erfahrungsaustausch zur Lage der eigenen Begegnungsarbeit auf der Tagesordnung und der Schwerpunkt "Sprung ins Digitale".

 

Nach wie vor herrschen bei den Kommissionsmitgliedern recht unterschiedliche Ausgangslagen, um die Internationale Jugendarbeit und die eigene Arbeit wieder aufnehmen zu können. Auch scheint die Logik der Arbeit der Bildungsstätten wie auch die Finanzierungslogik der Begegnungsarbeit in vielen Programmen in der aktuellen Lage nicht wirklich das Ausprobieren, Konzipieren und Experimentieren neuer Konzepte für Begegnungsformate bzw. deren digitale Umsetzung zu befördern. Mit Ausnahme der in den Längerfristigen Förderungen der Internationalen Jugendarbeit ermöglichten Aktivitäten, tun sich Förderstrukturen schwer, digitale, digital-analoge, blended und mixed Formate zu unterstützen. Die Kommissionsmitglieder haben daher mit Spannung die Berichte zu den ersten Erfahrungen aus dem Kolleg*innenkreis hinsichtlich der Lern-/Begegnungskonzeption verfolgt – in Bezug auf die technische Dimension, aber auch in Bezug auf die Rolle der Teamenden in den Prozessen.

 

Es zeichnet sich ab, dass gerade in der Internationalen Jugendarbeit – aber vermutlich auch im nationalen Kontext – eine Rückkehr von "Normalität" i. S. eines zurück auf die Vor-Covid-19-Situation, in absehbarer Zukunft wenig wahrscheinlich ist. Träger politischer Bildung sind daher dringend aufgefordert, Alternativen für ihre Bildungsarbeit zu entwickeln, sich mit der Digitalisierung viel intensiver zu beschäftigen und ihren Pädagogen*innen jetzt die Möglichkeiten zu schaffen, sich technisch und konzeptionell mit den Möglichkeiten digital unterstützter Formate auseinanderzusetzen.

 

Digital unterstütztes politisches Bilden bedeutet bei weitem nicht nur das beste Tool für die Übertragung analoger Praxis in eine online Variante derselben zu suchen, sondern sich grundlegend mit politischem Lernen in individualisierten und gruppenpädagogischen Settings neu auseinanderzusetzen und politische Bildungs- und Lernprozesse neu zu gestalten und zu entwerfen. Als sehr hilfreiches Instrument, diese Prozesse neu zu durchdringen, haben wir die von Darko Mitevski (naturkultur e.V.) mitinitiierte trainers library kennengelernt, die auf dem Kompetenzmodell der European Training Strategy for Youth Workers fußt.

 

Es war eine interessante Sitzung, die sowohl technisch wie auch im Mix der offline und online beteiligten Gruppen ganz gut gelungen ist. Adäquates technisches Equipment vorausgesetzt, bieten hybride Tagungsformate eine gangbare Alternative. Man sollte sich jedoch über den gesteigerten Moderations- und Betreuungsaufwand im Klaren sein. Die Kommissionsmitglieder stehen im Verband zum Austausch hierzu gern zur Verfügung.