“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Das Format Bildungsurlaub und seine Bedeutung für die politische Bildung

AdB-Kommission Erwachsenenbildung tagt in der Franken-Akademie Schloß Schney e. V.
Foto: AdB
20.03. 2018

Die Kommission Erwachsenenbildung tagt in der Franken-Akademie Schloß Schney e. V.

Am 14. und 15. März 2018 traf sich die Kommission Erwachsenenbildung in der Franken-Akademie Schloß Schney e. V. zu ihrer Frühjahrssitzung. Thematischer Schwerpunkt war die Diskussion über das Format Bildungsurlaub und seine Bedeutung für die Träger politischer Bildung.

 

Zur Vorbereitung der Sitzung wurde eine Synopse „Informationen aus den Berichten der Bildungsurlaubsberichterstattung“ erstellt. Darin aufgeführt sind die Bildungsurlaubsgesetze der Bundesländer – soweit vorhanden –, die Informationen zur Berichtspflicht, Verfahren zur Trägeranerkennung, eine Übersicht über anerkannte Träger. Es wurden zudem die Schwerpunkte des Bildungsurlaubs in den Ländern und Informationen zu den Teilnehmenden in den Bundesländern zusammengetragen. Weitere Texte und Dokumente zum Thema Bildungsurlaub waren im Vorfeld der Sitzung verschickt worden. So konnte die Diskussion auf einer guten gemeinsamen Informationsbasis geführt werden.

 

Deutlich wurde in der Diskussion, dass Bildungsurlaub Konjunktur hat, dass es aber auch ein konjunkturelles Geschäft ist: Immer wenn es den Menschen bzw. der Wirtschaft gut geht, hat auch Bildungsurlaub Konjunktur. Deutlich wurde ebenso, wie gering der Anteil der politischen Bildung am Bildungsurlaub ist. Das Problem scheint nicht im Angebot begründet zu sein, sondern eher in der Anerkennung der politischen Bildung für die Weiterbildung/den Bildungsurlaub. Der soziale Druck in Betrieben ist groß, sodass nicht alle Angebote die gleiche Akzeptanz genießen.

 

Es war ein intensiver Austausch über die bisherigen Erfahrungen der Anwesenden mit dem Instrument Bildungsurlaub möglich. Die Organisation von Trägerseite ist zum Teil sehr aufwändig, da die Bundesbildungsurlaubsgesetze in den Ländern sehr unterschiedlich sind. In den meisten Fällen muss der Anbieter/die Trägerseite den Bildungsurlaub beantragen. Wünschenswert wäre daher eine Initiative für eine größere Vereinheitlichung der Gesetze und Ausführungsbestimmungen.

 

Der Anspruch auf Bildungsurlaub ist vielen nicht bekannt, auch wenn es viele Informationen, Internetseiten, Broschüren etc. gibt. Auch ist die Akzeptanz nicht immer gegeben: Auf der einen Seite wird von der wichtigen „Zeit für Bildung“ gesprochen, auf der anderen Seite ist die Anerkennung immer noch gering. „Da könnt ja jeder kommen!“ – so eine immer wieder gehörte Aussage von Arbeitgebern. Aber genau das ist die Absicht des Bildungsurlaubs: Jeder kann kommen!

 

Für die Träger politischer Bildung ist der Bildungsurlaub ein durchaus interessanter wirtschaftlicher Faktor. Es ist zwar viel Arbeit damit verbunden, aber interessant für die Profilbildung der Einrichtungen. Auch für die Gewinnung von Teilnehmenden ist es ein bewährtes Instrument.

 

Die Mitglieder der Kommission Erwachsenenbildung werden zeitnah ein Positionspapier erarbeiten und in den Verband hinein kommunizieren, in dem die Bedeutung und Attraktivität des Formats Bildungsurlaub diskutiert und dargestellt wird. Es werden Ideen über finanzielle Anreize, Bildungsprämien etc. formuliert. Die politische Bildung soll in den Angeboten zum Bildungsurlaub gestärkt und sichtbarer gemacht werden; weitere AdB-Mitgliedseinrichtungen sollen für das Format gewonnen werden.

 

Neben der Auseinandersetzung mit dem Schwerpunktthema wurde über bildungspolitische Entwicklungen auf der Ebene des Bundes und der Bundeszentrale für politische Bildung berichtet, sowie vor der Arbeit des seit November 2017 neu zusammengesetzten AdB-Vorstands. Die bildungspolitischen Entwicklungen auf der Ebene der Bundesländer und die Lage der Mitgliedseinrichtungen zeigten in mehrerlei Hinsicht, dass die Leistungsfähigkeit politischer Bildung in den Einrichtungen und Ländern bei gleichbleibenden Mitteln steigt.

 

Als Gast konnte die Kommission Bruna Pretzel aus Brasilien begrüßen, die für ein Jahr als Bundeskanzlerstipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung in der AdB-Geschäftsstelle zur Fragen einer niedrigschwelligen politischen Erwachsenenbildung und zu den unterschiedlichen Landschaften in Deutschland und Brasilien forscht: Was sind die Bedingungen guter Praxis? Welche Formate und Methoden haben sich bewährt und führen dazu, dass auch Menschen erreicht werden, die sonst nicht so einfach zu erreichen sind? Kann die Kooperation mit Einrichtungen und Initiativen außerhalb der politischen Bildung helfen, diese Bildungsarbeit zu qualifizieren? Wie können Ideen/Angebote in Brasilien implementiert werden, ohne dass Strukturen wie in Deutschland vorhanden sind?