“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Eine diversitätsorientiere Organisationsentwicklung beginnen und gestalten

Foto: AdB
3.05. 2023

„Demokratie leben!“-Förderung ermöglicht AdB-Mitgliedseinrichtungen Prozessbegleitung

Insgesamt achtzehn AdB-Mitgliedseinrichtungen hatten sich zur Online-Auftaktveranstaltung des neuen AdB-Projektes „Koordinaten verschieben – Perspektiven erweitern. Diversitätsorientierte und rassismuskritische Organisationsentwicklung im AdB“ am 26. April 2023 angemeldet. Die Teilnehmenden zeigten ein reges Interesse am Projekt und den damit verbundenen Möglichkeiten der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung.

 

Die Geschäftsführerin des AdB, Ina Bielenberg, zeigte sich erfreut über den Zuspruch und den offenen Austausch in dieser ersten Runde. Sie reflektierte die Genese des Projektantrags und die bereits im Verband vorangegangen Bestrebungen, diversitätsorientierte Organisationsprozesse zu initiieren: Genannt wurden beispielsweise das Projekt „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ (September 2019 bis Juni 2022) im Hinblick auf die Auseinandersetzung von Diversifizierungsstrategien und Rassismuskritik und das daraus entstandene Forum für politische Bildner*innen of Color, einem Raum für kollegialen Austausch und Vernetzungsmöglichkeiten für BIPoC*, Sinti*zze und Rom*nja-Bildungsreferent*innen aus den AdB-Mitgliedseinrichtungen. Welche Rolle die politische Bildung in einer Gesellschaft der Vielen einnehmen kann, war zentraler Inhalt des AdB-Jahresthemas 2021/22 „Rassismuskritisch denken lernen: Diversität in Gesellschaft und Demokratie in und mit politischer Bildung stärken“. Aktuell konstituiert sich innerhalb des AdB eine neue Steuerungsgruppe, die den diversitätsorientieren Entwicklungsprozess des Gesamtverbandes begleiten wird. Das neue Projekt soll von all diesen Erkenntnissen profitieren und Synergien mit generieren.

 

Projektleiterin Cvetka Bovha stellte das Projekt und die Koordinierungsarbeit innerhalb der AdB-Geschäftsstelle vor. Die Projektlaufzeit ist in zwei Zyklen unterteilt: ab sofort bis Ende 2023 und von Januar bis Dezember 2024.

 

Kerem Atasever und Izabela Zarebska, Alte Feuerwache e. V. Jugendbildungsstätte Kaubstraße, berichteten während der Auftaktveranstaltung aus ihren praktischen Erfahrungen, eine diversitätsorientierte Organisationsentwicklung zu beginnen. Beide machten deutlich, dass es ein anhaltender und ständig begleitender Prozess ist. Es gilt, so die Kolleg*innen, Gewissheiten zu reflektieren, Ressourcen auszumachen, sich zu fragen, was das eigene „Willkommensgefühl“ ausmacht. So ein Prozess wird getragen von einer ständigen Bereitschaft zu Fortbildungen, zu einer gelebten Fehlerkultur und schließlich von der Bewusstseinsschärfung, die z. B. dazu führt, dass in Förderanträgen Assistenzmittel automatisch eingeplant werden.

 

Was eine diversitätsorientierte Organisationsentwicklung in den Bildungsstätten ausmachen kann und was der Projektschwerpunkt ist, stellte Cvetka Bovha dar. Wirksam sind diversitätsorientierte Veränderungsprozesse besonders, wenn verschiedene Maßnahmen ineinandergreifen, wie beispielsweise Workshops und Teamtage für einzelne Berufsgruppen und teamübergreifend, Beratungsgespräche auf der Leitungsebene, Personalentwicklung, Reflexion der Inhalte der Bildungsangebote oder der Räumlichkeiten, Handlungsempfehlungen, Erarbeitung von (Schutz)Konzepten, Leitbildentwicklungen. Wichtig ist, die Prozesse mit allen Mitarbeitenden der Einrichtung gemeinsam durchzuführen und mit allen Beteiligten weiterzuentwickeln.

 

Die teilnehmenden Vertreter*innen der Mitgliedsreinrichtungen formulierten in einem gemeinsamen digitalen Dokument grundsätzliche und strukturelle Herausforderungen: Wie können Veränderungen angestoßen, wie kann eine Weiterentwicklung, ein Resonanzraum gestaltet werden? Wie mit Widerständen umgehen? Wie unterscheiden sich die Bedingungen im Hinblick auf Stadt und Land? Wie kann es geschafft werden, dass die Motivation auf dem langen Weg nicht verloren geht und nachhaltige Prozesse entstehen?

 

Abschließend fasste Cvetka Bovha Inhalt, Ablauf und die Finanzierungsmöglichkeiten des Programms zusammen. Je Jahreszyklus können 10–15 Einrichtungen unterstützt werden. Der AdB koordiniert dabei die Maßnahmen, organisiert Informationsveranstaltungen, begleitende Gespräche, Vernetzungs- und Austauschtreffen (online und in Präsenz), Evaluationsveranstaltungen und baut einen Pool an Prozessbegleiter*innen auf.

 

Ziel des Projekts ist es, so Ina Bielenberg, eine große Breite an AdB-Mitgliedern für diese Sensibilisierungsprozesse zu gewinnen und ein entsprechendes Netzwerk für den gegenseitigen Austausch, für Kooperationen und Weiterentwicklung innerhalb des AdB aufzubauen.  

 

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!