Bis heute tut sich Deutschland schwer damit, sich als vielfältige und stark von Migration beeinflusste Gesellschaft zu begreifen. So spiegelt sich die gesellschaftliche Diversität immer noch kaum auf institutioneller Ebene, im klassischen Geschichts- und Bildungskanon und in der Erinnerungskultur wider. Eine Hauptaufgabe der non-formalen (historisch-)politischen Bildung ist es, ein Bewusstsein für demokratische Prinzipien, Multinarrativtät und Chancengleichheit zu schaffen. Allerdings wird sie diesem Anspruch gerade in Bezug auf die eigenen Strukturen oft nur wenig gerecht. Menschen mit Migrationsgeschichte, Schwarze Menschen, Muslim*innen, Rom*nja und Sinti*zze oder Jüdinnen*Juden werden auch hier oftmals noch als die „Anderen“, die Nicht-Dazu-gehörigen gedacht und sind oft nicht Teil von etablierten Strukturen und (selbstbestimmten) Geschichtsnarrativen. Dass wir es dabei auch mit sehr begrenzten nationalstaatlichen Vorstellungen und einem tief verankerten rassistischen und antisemitischen Wissen in der Gesellschaft zu tun haben, wurde nicht zuletzt durch den jahrzehntelangen Aktivismus und die Kritik von migrantischen, nicht-weißen und jüdischen Organisationen und Akteur*innen deutlich.
Um einer heterogenen Gesellschaft und einer diskriminierungskritischen politischen Bildung gerecht zu werden, ist eine bloße Proklamation von mehr Diversität in der politischen Bildung nicht ausreichend, es braucht eine Veränderung des Status quo. Wie sich gerade Träger der politischen Bildung in ihren Strukturen in einer pluralen Gesellschaft weiterentwickeln müssen, um ihrem öffentlichen Auftrag gerecht zu werden, und welche eigenen rassismus- und antisemitismuskritischen Leerstellen hier vorzufinden sind, wollen wir im Rahmen der Fachtagung des Projektes „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ des AdB in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung diskutieren.
Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht. Wenn Sie sich auf die Warteliste setzten möchten, dann schreiben Sie bitte eine E-mail an: saraswati@adb.de
Programm
12:00 Uhr Registrierung und Ankommen
13:00 Uhr Begrüßung & Einführung
Mekonnen Mesghena, Leiter des Referats Diversity & Migration der Heinrich-Böll-Stiftung
Ina Bielenberg, AdB-Geschäftsführerin
Narmada Saraswati, Projektleitung Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken, AdB
13:15 Uhr Radikale Vielfalt in der Erinnerungskultur – Erinnerungskultur in der radikalen Vielfalt
Dr. Max Czollek, Essayist & Lyriker
14:00 Uhr Jenseits von Vereinheitlichung und Konkurrenz. Über die Schwierigkeiten eine plurale
Erinnerungskultur zu etablieren
Dr. Patrice G. Poutrus, Universität Erfurt
14:45 Uhr Kaffeepause
15:15 Uhr Rassismus- und antisemitismuskritische Leerstellen in der politischen Bildung: Warum es einer strukturellen Neuausrichtung politischer Bildung in einer postkolonialen und postnationalsozialistischen Gesellschaft bedarf
Diskussion mit
• Prof. Dr. María do Mar Castro Varela, Alice Salomon Hochschule Berlin
• Marina Chernivsky, Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment/ OFEK e. V.
• Isidora Randjelović, RomaniPhen e. V.
• Peggy Piesche, Bundeszentrale für politische Bildung
Moderation: Roland Wylezol,
Jugendbildungsstätte Kaubstraße
16:30 Uhr Pause
16:45 Uhr Roundtables – Austauschrunden mit einem Kurzimpuls zu Veränderungsprozessen in Organisationen der politischen Bildung
1. Wahrnehmung – Haltung – Handlung
Rassismuskritische politische Bildungsarbeit – viel mehr als nur eine Methode
Katja Kinder, RAA Berlin & ADEFRA e. V.
2. The Nonperformativity of Diversity –
Wenn Veränderungsprozesse (nicht) gelingen
Nursemin Sönmez, neue deutsche organisationen e. V.
3. „Nothing About Us Without Us!“ Gestaltungsprozesse demokratisieren: Was bedeutet das für die politische Bildung?
Samuel Njiki Njiki, Jugendbildungsstätte LidiceHaus
18:00 Uhr Harvesting der Roundtables
18:15 Uhr Lyrical Recording & Verabschiedung
Izabela Zarębska, Jugendbildungsstätte Kaubstraße
18:30 Uhr Get-together
20:00 Uhr Ende der Veranstaltung
- Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie den vor Ort geltenden Hygienemaßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 zu.
- Bitte beachten Sie, dass nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen zur Verfügung steht. Wir bitten daher um eine verbindliche Anmeldung. Sollten Sie kurzfristig verhindert sein, so teilen Sie uns dies bitte zeitnah mit.
- Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) behält sich vor, Tagungen aufgrund geringer Zahl von Teilnehmenden, Verhinderung der Referierenden oder neuer Covid-19-Sicherheitsverordnungen – auch kurzfristig – abzusagen.