Policy Paper: Nicht in Zukunft, sondern jetzt! Politische Bildung mit Kindern – ein Recht, das es endlich umzusetzen gilt
Kinder werden oft unterschätzt und auf die Rolle als zukünftige Akteur*innen reduziert. Ihnen werden aufgrund ihres Alters weniger Fähigkeiten und Interessen zugeschrieben. Das ist Adul-tismus. Doch Kinder können und wollen Gesellschaft mitgestalten und haben das Recht darauf – nicht als Erwachsene in der Zukunft, sondern jetzt!
Kinder haben ein Recht auf non-formale politische Bildung, also auf Angebote, durch die sie Wissen erwerben, Positionen entwickeln, Interessen vertreten lernen und Selbstwirksamkeit erfahren. Demokratie und Partizipation früh und kontinuierlich zu erleben und zu erlernen ist Grundlage für aktive Teilhabe, wichtig für die individuelle Entwicklung, wesentlich für unsere demokratische Gesellschaft. Non-formale politische Bildung hat das Ziel und die Erfahrung, solche Lern- und Erlebnisräume zu schaffen – für alle Menschen. Darauf können wir aufbauen.
Es gibt ebenso traditionsreiche wie innovative Praxen, nicht nur bei einigen Trägern der politi-schen Bildung, in Jugendverbänden oder im Kontext von Kinderrechtsbildung und Kinderbetei-ligung. All diese Erfahrungen belegen, dass Kinder sich für die kleinen und großen politischen Themen interessieren und non-formale Bildung kindgerechte Zugänge und Lebensweltbezüge dafür bietet. Aber es gibt weiterhin zu wenig Angebote. Ohne den klar definierten Aufgabenbe-reich der „non-formalen politischen Kinderbildung“ wird dieses wichtige Feld der politischen Bildung und damit eine grundlegende gesellschaftliche Aufgabe vernachlässigt.
Der AdB fordert daher: Politik und Verwaltung müssen Kinder und ihr Recht auf politische Bildung ernst nehmen und die notwendigen Rahmenbedingungen für non-formale politische Kinderbildung schaffen:
- Anerkennung und Förderung der non-formalen politischen Kinderbildung
- Eigene Budgets und eigene Richtlinien für diese Bildung
- Bedarfsgerechte Förderung für mehr Angebote, Personal und Freiräume
- Unterstützung der Qualifizierung und Weiterentwicklung von Fachkräften, Trägern und Einrichtungen der politischen Bildung
- Förderung der Kooperationen non-formaler politischer Bildung mit Schulen und Kommunen
Eigene Ressourcen für politische Bildung mit Kindern – in denen sie nicht in Konkurrenz zur Jugend- oder Erwachsenenbildung steht – sind essenziell, besonders in Zeiten finanzieller Kür-zungen und wachsender antidemokratischer Diskurse. Eine Förderung muss passgenauer aus-gerichtet werden, indem sie keine engen inhaltlichen und organisatorischen Vorgaben macht und anerkennt, dass angemessene Angebote ressourcenaufwendig sind. Non-formale Angebote dürfen nicht nur im schulischen Kontext stattfinden, sondern müssen in außerschulischen All-tagsräumen verankert sein. Sie müssen adultismuskritisch und partizipativ gestaltet sein und Schutz vor Diskriminierung und Gewalt jeglicher Art bieten.
Das Recht ist in den Kinderrechten formuliert und als Recht zur Partizipation in Bund, Land und Kommune verankert. Es muss aber in sämtlichen Strukturen mit einer Stärkung der Handlungs-fähigkeit und einer Förderung einhergehen. Politik und Verwaltung sind gefordert, entspre-chende Rahmenbedingungen zu schaffen und Fachkräfte zu unterstützen.
Denn dann wird politische Bildung mit Kindern gestärkt, verankert und selbstverständlich!
Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) ist ein Fachverband der außerschulischen politischen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung. Dieses Papier schließt an das fünfjährige AdB-Modellprojekt „Demokratie-Profis in Ausbildung! Politische Bildung mit Kindern“ an und dient als Policy Paper zur langfristigen Etablierung politischer Bildung mit Kindern.
Mehr Informationen: https://go.adb.de/kinderbildung Kontakt: info [at] adb [dot] de (info[at]adb[dot]de)