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Wahrnehmung vor Handlung

Workshop der AdB-Geschäftsstelle zu Diversitätsorientierung & Rassismuskritik
Foto: AdB
27.10. 2021

Workshop der AdB-Geschäftsstelle zu Diversitätsorientierung & Rassismuskritik

Was bedeuten Rassismuskritik und Diversitätsorientierung für die Akteure der politischen Bildung? Die Mitarbeitenden der AdB-Geschäftsstelle versuchten mit Unterstützung des Verbandsprojekts „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ im Rahmen eines Workshops am 14. Oktober 2021 erste Antworten auf diese Frage zu finden. Am Ende des Tages war der Anfang gemacht: der Auftakt für ein gemeinsames Verständnis dafür, welche Schritte, praktische Ansätze und Meilensteine der Prozess hin zu einer Diversitätsorientierung braucht.

 

Zuvor hatten sich die Mitarbeitenden der AdB-Geschäftsstelle einen Überblick verschafft über die eigenen Positionierungen und Wissensbestände in Bezug auf Ansätze von Diversitätsorientierung und Rassismuskritik und die Bedeutung für die konkrete Arbeit.

 

Wahrnehmung und Innehalten sind Grundvoraussetzungen für eine diskriminierungskritische (Bildungs-)Arbeit – so die Referentin des Workshops Katja Kinder, Geschäftsführerin der RAA Berlin. Häufig werden diese so elementaren (selbst-)reflexiven Schritte aber mit dem Bedürfnis nach sofortigen konkreten Handlungsempfehlungen für eine diskriminierungsfreiere Praxis übergangen. Durch diese schnelle Reaktion fehlt jedoch Zeit um eigene Arbeitssituationen und Entscheidungen zu beobachten, zu reflektieren und Strukturen und Herrschaftsmuster zu erkennen, die zu Diskriminierungen führen können. Das Innehalten ermöglicht es viel eher zu realisieren, dass etwas nicht in Ordnung ist. Diese Irritation wahrzunehmen ist zentral, um Prozesse zu verstehen und eine rassismuskritische und diversitätsorientierte Haltung einzunehmen, die wiederum erst ein professionelles Handeln ermöglicht.

 

Die AdB-Geschäftsstelle möchte den Weg weitergehen: Unser Handeln als Verband der non-formalen politischen Bildung kann nur professionell sein, wenn es rassismus- und diskriminierungskritisch ist, so die Mitarbeitenden. Unser Auftrag ist es, nicht nur einen Ausschnitt, sondern die gesamte Gesellschaft mit Bildungsangeboten zu erreichen. Wichtig dabei ist, dass nicht die Menschen mit Rassismus- oder anderen Marginalisierungserfahrungen sich anpassen müssen. Vielmehr müssen sich die Institutionen anpassen, ihre Strukturen verändern und ihre Bildungsinhalte multiperspektivisch gestalten.

 

Was kann das ganz konkret bedeuten? Zunächst sollten die Arbeitsbedingungen für Menschen mit Rassismuserfahrungen ansprechender gestaltet werden. Diese sind in ihrer Arbeit häufig diskriminierenden Situationen und Machtverhältnissen ausgesetzt. Hier schlägt Katja Kinder einen Ausgleich durch rassismuskritische Supervision, Fürsorge und Empowerment-Räume vor. Strukturen können zwar nicht von jetzt auf gleich verändert werden, aber dies darf niemals eine Entschuldigung dafür sein, sich nicht sofort mit dem Abbau von Benachteiligungen und sozialer Ungleichheit zu beschäftigen.

 

Auch alltägliche Situationen müssen reflektiert werden: Die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle diskutieren und prüfen weiter, an welchen Stellen der eigenen Arbeit Unsicherheiten und Fragen aufkommen und wie die eigene Wahrnehmung geschärft werden muss, um diversitätsorientiert handeln zu können.

 

Das AdB-Projekt „Polyphon! Diversität in der politischen Bildung stärken“ hat in Bezug auf Diversitätsorientierung viele Sensibilisierungsprozesse im Verband angestoßen und den Fokus auch auf Strukturen gelegt. So sind sich zum Beispiel die Mitarbeiter*innen in der Geschäftsstelle dessen bewusst, dass hier fast ausschließlich weiße Mitarbeiter*innen arbeiten. Katja Kinder weist darauf hin, dass ein offener Umgang mit Widersprüchen sinnvoll, aber eine klare Positionierung notwendig ist, um sich auf den weiteren Weg zu machen.

 

Dafür war dieser Workshop ein wertvoller Meilenstein auf einem langen Weg, der dem Team der AdB-Geschäftsstelle Dank Katja Kinders wertvoller Expertise viel mitgegeben hat an Ideen, Aufgaben und Denkanstößen.