Drei Mitgliedseinrichtungen des AdB haben sich 2021 in verschiedenen Jugendaustauschen den Themen Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz gewidmet und auf diese Weise Einblicke in die Vielfalt von Bearbeitungsmöglichen zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs) in politischer Bildung gegeben. Im Folgenden wird ein kleiner Einblick in diese Praxis gewährt.
Praxisfenster: Mostar Friedensprojekt – Young Environmentalists
Im Oktober/November 2021 fand der zweite Teil des Jugendaustauschprojektes „Young Environmentalists“ von Mostar Friedensprojekt e. V. in Bremen, Osterholz-Scharmbeck und Bremerhaven statt. Fast zwei Monate früher hatte der erste Teil des Austausches die jungen Teilnehmer*innen aus Lettland, Polen, Deutschland, Rumänien, Bosnien-Herzegowina und Italien in Kljuc, Bosnien-Herzegowina, zusammengeführt. Im eigenen Haus Zvizda, auf der kleinen Permakulturfarm von Dinara Forum und in der freien Natur lernten sie die Grundlagen der Ökologie kennen. Die bosnische Natur und ihre Artenvielfalt boten den Rahmen.
Das Projekt war im Frühjahr 2020 von Freiwilligen von Mostar Friedensprojekt e. V. und Dinara Forum entwickelt worden. Corona begleitete die Realisierung von Anfang an: Zweimal musste das Projekt verschoben werden, Teilnehmer*innen konnten wegen Corona nicht teilnehmen, die Anreise aus den verschiedenen Ländern – später dann auch nach Deutschland – war erschwert oder wegen fehlender Impfungen nicht möglich. Es konnten aber immer wieder Nachrücker gefunden werden.
Der Austausch in Deutschland, gefördert über Erasmus+ und aus der Längerfristigen KJP-Förderung, war sehr erfolgreich. Er knüpfte da an, wo er in Bosnien aufgehört hatte. Nicht die Natur war jetzt das Thema, sondern deren Zerstörung und der Natur- und Umweltschutz. Die Teilnehmer*innen wurden in einem Wald an die kläglichen Reste des Heilsmoors geführt, die jetzt unter Natura 2000 als erhaltenswert geschützt werden. Danach besuchten sie das Haus von Jürgen Christian Findorff in Osterholz, der das Teufelsmoor zwischen Wümme und Hamme im Auftrag des Kurfürsten von Hannover im 18. Jahrhundert trockenlegte und mit Moorbauern kolonisierte, Kanäle baute und über 40 Dörfer entstehen ließ. Viel geehrt im 250. Findorff-Jahr 2020, war dies nichtsdestotrotz eine ungeheure Umweltzerstörung, die das ökologische Gleichgewicht in der Region zerstörte. Nach einem Besuch im Norddeutschen Vogelmuseum ging es zum Binnenhafen von Osterholz, der den Moorschiffern den Abtransport des Brennstoffs im 19. Jahrhundert ermöglichte. Auf dem Müllberg von Bremen schauten die Teilnehmer*innen dann über das Blockland auf der niedersächsischen Seite, das kaum mehr einen landwirtschaftlichen Nutzen hat und ohne Ende Methan entweichen lässt. Den Müllberg schmückt das Kunst- und Wissenschaftswerk Metalhenge, das aus stählernen Hafenplanken errichtet wurde und den Lauf der Sterne anzeigt. In der Ferne das Bremer Stahlwerk. Ganz in der Nähe die Müllverbrennungsanlage.
Die Teilnehmer*innen lernten auf der Bremer Seite wie die Renaturierung einer ehemaligen Plantage zu einer Streuobstwiese durch den BUND funktioniert. Sie besichtigten alternative Wohnweisen in der sogenannten Wagenburg an der Lesum, ein Urban Gardening-Gelände, besuchten den kleinen selbstorganisierten Ökomarkt am Ostertor und die Biologische Station in Scharmbeck. Einen ganzen Tag lang organisierten die Teilnehmer*innen im KulturHaus von Naturkultur in Garlstedt eine Klimakonferenz. Am nächsten Tag konnten sie den Klimawandel dann im Klimahaus von Bremerhaven mit eigenen Händen greifen und auf der Haut spüren. Die vielen Anregungen aus der Umgebung fanden immer wieder ihren Widerhall in den Diskussionen.
Ein drittes Treffen in Berlin, Potsdam und Neustrelitz ist geplant, das sich auf Lern-, Studien- und Arbeitsmöglichkeiten in der Ökologie konzentrieren wird.