“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Junge Geflüchtete gestalten politische Bildung

Foto: Empowered by Democracy
12.06. 2018

Werkstattgespräch im Rahmen von "Empowered by Democracy"

Welche Formate der Qualifizierung von jungen Geflüchteten als Teamerinnen und Teamer der politischen Bildung wurden bereits umgesetzt? Welche Erfahrungen wurden dabei gesammelt? Was können mögliche Bausteine einer Qualifizierung zum Teamer/zur Teamerin von jungen Menschen mit und ohne Fluchthintergrund sein? Diesen und weiteren spannenden Fragen widmeten sich die rund 25 Teilnehmenden in verschiedenen Austausch- und Diskussionsformaten beim Werkstattgespräch mit dem Titel "Junge Geflüchtete als Politische Bildner*innen" am 17. und 18. Mai 2018 in Weimar.

 

Der trägerübergreifende Austausch, die kollegiale Beratung und das Erarbeiten möglicher Bausteine einer Teamendenqualifikation standen bei der Veranstaltung in der Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) im Mittelpunkt. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes "Empowered by Democracy" statt, das von fünf Trägern der Gemeinsamen Initiative der Träger politischer Jugendbildung im Bundesausschuss Politische Bildung (GEMINI) durchgeführt wird.

 

Angemeldet hatten sich neben zahlreichen Einrichtungen, die im Rahmen von "Empowered by Democracy" Maßnahmen umsetzen, auch Projekte und Träger, die nicht in der GEMINI organisiert sind, aber ebenso eigene (Qualifizierungs-)Formate mit jungen Geflüchteten durchführen.

 

Zu Beginn standen zunächst das Kennenlernen und der Austausch der Erfahrungen der Teilnehmenden im Vordergrund. In Kleingruppen stellten sie sich gegenseitig ihre Projekte und Maßnahmen der politischen Bildung zur Qualifizierung von jungen Menschen mit Fluchterfahrung vor.

 

In einer Gesprächsrunde berichteten anschließend Lina Ajanini, Ezaldeen Abram, Qassim Alhumayyer und Molham Alkhodari – vier junge Menschen, die in den letzten drei Jahren nach Deutschland geflohen sind, von ihren Erfahrungen mit Formaten der politischen Bildung. Ihre ersten Berührungspunkte mit Einrichtungen der politischen Bildung entstanden zumeist durch Neugierde und die Suche nach einem sinnvollen Zeitvertreib. Mittlerweile nehmen alle vier regelmäßig an Formaten der politischen Bildung teil und lassen sich zu Teamerinnen und Teamern qualifizieren, um zukünftig selbst Angebote umsetzen zu können. Neben der Herausforderung, komplexe Inhalte und Themen auf Deutsch zu diskutieren, betonten alle vier, wie positiv die für sie neuen Bildungsformate, Perspektiven, Themen und Herangehensweisen sind, die sie im Kontext von politischer Bildung kennengelernt haben.

 

An beiden Veranstaltungstagen war neben dem trägerübergreifenden kollegialen Austausch, die Arbeit an möglichen Themen und Inhalten für Formate der Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zentral. Zunächst wurden die von der Projektgruppe vorgeschlagenen Bausteine einer solchen Qualifizierung vorgestellt und anschließend durch die Teilnehmenden um weitere Themen und Inhalte erweitert.

 

Am zweiten Tag der Veranstaltung wurde ganz im Sinne einer "Werkstatt" in zwei Arbeitssessions an den Inhalten der möglichen Bausteine für eine Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gearbeitet. Zunächst in Kleingruppen und dann in rotierenden Diskussionsgruppen füllten sich die möglichen Bausteine zunehmend mit Inhalten, Beispielen und Hinweisen – resultierend aus den bestehenden Erfahrungen der Einrichtungen. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass sich Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der politischen Bildung von Anfang an mit ihrer Haltung und mit ihrem Rollenverständnis auseinandersetzen müssen. Damit sie ihre eigenen Perspektiven in ihre Bildungsarbeit einbringen können, ist es zudem wichtig, ihnen Werkzeuge zur Aufbereitung von Themen an die Hand zu geben. Kenntnisse über Ansätze und die spezifischen Gestaltungsprinzipien der politischen Bildung in Deutschland sollten ebenso Gegenstand von Qualifizierungsmaßnahmen sein.

 

Nach einem Tag mit intensivem Austausch und fruchtbaren Diskussionen gab Prof. Dr. Benno Hafeneger von der Universität Marburg zum Ende der Veranstaltung den Teilnehmenden als Empfehlung mit auf den Weg, Qualifizierungsformate prozess- und subjektorientiert zu gestalten. Junge Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bleiben, so seine Überzeugung, nur motiviert, wenn sie ihre Anliegen und Themen einbringen können und bei ihrem Einstieg in die politische Bildungsarbeit begleitet werden.

 

Aktuelle Meldungen zu den einzelnen Maßnahmen und Veranstaltungen des Projekts sind auf der Homepage des Projektes zu finden.

 

Zum Projekt: "Empowered by Democracy" zielt darauf ab, mehr junge Menschen mit Fluchthintergrund als Zielgruppe in die Jugendbildungsmaßnahmen der AdB-Mitgliedseinrichtungen einzubeziehen sowie noch stärker Jugendliche mit Migrationshintergrund in die Bildungsarbeit einzubinden. Darüber hinaus sollen junge Geflüchtete ermutigt und dazu befähigt werden, selbst Teamerinnen und Teamer zu werden und sich in selbst gewählten Formaten der politischen Bildung mit Themen aus ihrem Lebensumfeld auseinanderzusetzen.