“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Handeln für die Demokratie – Teilhabegerechtigkeit und politische Bildung

Jahresbericht 2021
Einführung

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) blickt mit diesem Online-Jahresbericht auf ein sehr bewegtes Jahr 2021 zurück. In allen Berichten wird deutlich, wie sehr die Pandemie-Bedingungen die Arbeit beeinflusst haben, wie groß die Verunsicherung war und ist, aber ebenso, mit wie viel Elan und guten Ideen auf die besonderen Bedingungen reagiert werden konnte. Die Berichte aus den unterschiedlichen Bereichen machen deutlich, dass der AdB und seine Mitgliedseinrichtungen auch unter schwierigen Bedingungen wichtige Streiter für Teilhabegerechtigkeit und Demokratie sind.

Die digitale Mitgliederversammlung des AdB im November 2021
Die digitale Mitgliederversammlung des AdB im November 2021, Foto: AdB

Der Kern politischer Bildung ist es, Menschen zu stärken, sie zu motivieren, sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren, ihnen Orientierung in unübersichtlichen Zeiten zu ermöglichen, sie dabei zu unterstützen, politische Strukturen, Verfahren und Entwicklungen zu verstehen, ihnen zu helfen, ihre eigenen Interessen zu erkennen und in Auseinandersetzung mit anderen zu klären. Normative Grundlage für diese Arbeit bilden die Grund- und Menschenrechte. Genau dies findet seinen Ausdruck auch im Selbstverständnis des AdB, das Sie hier finden.

 

Und dieses Selbstverständnis des AdB drückt sich auch in den ausführlichen Berichten der vier Fachgruppen im Programm „Politische Jugendbildung im AdB“ aus. Sie berichten, welche Entwicklungen es in jedem Themenschwerpunkt gab, berichten aus der Praxis und leiten fachliche Überlegungen daraus ab. Sie finden zudem Berichte zu den AdB-Projekten aus Bundesprogrammen, zur internationalen, europäischen Bildungsarbeit und zum Jahresthema 2021 „Was WEISS ich? Rassismuskritisch denken lernen! Eine Kernaufgabe für Gesellschaft und Politische Bildung“.

Symbolbild: Besondere Herausforderungen brauchen kreative Lösungen
Besondere Herausforderungen brauchen kreative Lösungen, Foto: Ivonne Meißner

Besondere Herausforderungen brauchen kreative Lösungen – nicht nur in Pandemiezeiten

 

Was tun, wenn Stornierungen den Alltag bestimmen, wenn Teilnehmer*innen wegen Quarantänebestimmungen absagen, wenn Bildungsstätten gar geschlossen werden und Einnahmen wegbrechen? Die Bundesregierung hat zur Unterstützung der Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit das Sonderprogramm „Kinder- und Jugendbildung, Kinder- und Jugendarbeit“ aufgelegt, und der AdB hat als Zentralstelle dafür gesorgt, dass die Mittel dort ankamen, wo sie gebraucht wurden.  Die damalige Bundesjugendministerin Franziska Giffey hat anlässlich der Verlängerung des Programms u. a. Vertreter*innen des AdB getroffen. Dabei konnte die Ministerin exemplarisch einen Eindruck von der aktuellen Situation und der akuten finanziellen Notlage in den Einrichtungen der non-formalen außerschulischen Bildung gewinnen. Das zur Abwendung dieser Notlage aufgelegte Sonderprogramm half, die Existenz vieler Häuser und Träger zu sichern.

 

Ein weiterer Baustein zur Unterstützung der Mitglieder war das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“. Mit diesem Programm, ebenfalls verantwortet im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), konnten für viele Kinder und Jugendliche zusätzliche Angebote organisiert und durchgeführt werden. Auch hierfür war der AdB als Zentralstelle tätig und unterstütze seine Mitglieder mit Informationen und Beratung.

 

Die Möglichkeit im Sommer, Veranstaltungen auch einmal wieder in Präsenz durchführen zu können, war für viele eine große Erleichterung. Aber politische Bildung funktionierte und funktioniert auch digital. In den Mitgliedseinrichtungen des AdB haben die politischen Bildner*innen mit vielen Ideen und kreativen Lösungen auf die Herausforderungen des „social distancing“ reagiert: Einrichtungen wurden besser ausgestattet, die Konzepte der politischen Bildung angepasst und die eigenen Kompetenzen erweitert. Dies spiegelte sich auch in dem 2021 neu angelegten Modul „Digitalisierung“ auf der Plattform politischbilden.de wider, wo Beiträge über digitale Technologien, über die Zusammenarbeit von Körper, Geist, Netzwerken und Maschinen, über digitale Transformation und Anregungen für die politische Bildungspraxis hochgeladen wurden. Hierfür konnte ganz besonders auf die Erfahrungen und Ergebnisse im Projekt DIGIT-AL des AdB zurückgegriffen werden.

 

Hilfreich für das digitale Angebot war auch eine Studie, die der AdB in Auftrag gegeben hatte und die von Dr. Anna Maria Krämer unter Mitarbeit von Florian Bohn und wissenschaftlich begleitet durch Professorin Dr. Michaela Köttig für den AdB erstellt wurde. Dabei ging es unter dem Titel „Politische Bildung online: all inclusive?“ um die Frage, ob und wenn ja welche Ein- und Ausschlüsse produziert werden, wenn Bildungsangebote ins Netz verlegt werden. Und die Studie suchte nach Antworten auf die Fragen , welche Herausforderungen für die außerschulische politische Bildung aus der Verlagerung der Seminare aus dem Präsenz- in den Online-Bereich entstehen und wie eine inklusive digitale Bildung möglich ist. Die Studie steht hier zum Download bereit.

Partizipation und Teilhabegerechtigkeit

 

Die digitalen Möglichkeiten boten zumindest einem Teil junger Menschen die Teilnahme an Bildungsgelegenheiten. Insgesamt jedoch haben sie, dies zeigen mehrere Studien, extrem unter der Pandemie gelitten, wurden ihre Angebote und Orte – vom Spielplatz über die Schule bis zur Bildungsstätte – geschlossen, ohne dass junge Menschen gefragt oder einbezogen worden wären. Die Teilhabe junger Menschen ist für den AdB aber ein großes Anliegen, denn Ausschluss bedeutet Ungerechtigkeit und kann sich langfristig auch negativ auf eine demokratische Beteiligungskultur auswirken.

 

In 2021 ist ein Projekt im AdB gestartet, dass die Beteiligung junger Menschen nachhaltig stärken und unterstützen will, die Akademie für Kinder- und Jugendparlamente. Um bundesweit Kinder- und Jugendparlamente durch Qualifizierung zu stärken und zu unterstützen, hat sich die Akademie zur Aufgabe gemacht, bedarfsgerechte Angebote der politischen Bildung für junge Parlamentarier*innen und junge Menschen, die noch aktiv werden wollen, deren Begleitpersonen und politisch Verantwortliche bereitzustellen. Bis Jahresende konnte in jedem Bundesland ein Standort eingerichtet werden, so dass das dezentrale Angebot nah an den Bedarfen und Interessen vor Ort ist. Alle Informationen zu diesem Projekt finden Sie hier.

Der AdB – ein Netzwerk von Einrichtungen, Projekten, Ideen

 

Der nachfolgende Jahresbericht gibt einen umfassenden Ein- und Überblick über die Aufgaben und Aktivitäten des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten, die von Europa über die Bundesebene bis hin zur lokalen Ebene vor Ort reichen. Die Vernetzung der Akteure, Themen und Projekte ist von zentraler Bedeutung, um keine Parallelitäten zu produzieren, sondern durch ein Miteinander und eine Verschränkung die fachliche Weiterentwicklung der politischen Bildung sicherzustellen. Die vielen verschiedenen Aktivitäten des AdB machen dies nicht einfach, aber ein Mindmap, das Sie in der untenstehenden PDF abrufen können, ermöglicht genau dies, den „AdB auf einen Blick“.