“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Fachtagung: Identitätspolitische Ansätze im Dilemma – zwischen Machtkritik und Fehlerkultur, Spaltung und Bündnisgemeinschaft

25. Jun 2021 bis 27. Jun 2021

Trainer*innen, TrainerInnen, Trainer/-innen oder Trainer_innen oder Trainer:innen? Wie sollen wir die Zielgruppe der Veranstaltung ansprechen? Ist das wichtig? Ja, selbstverständlich. Denn Sprache konstruiert Wirklichkeit und die Form der Ansprache exkludiert oder inkludiert. Kritiker*innen halten dagegen, ein solcher identitätspolitischer Ansatz handele nicht von Politik, sondern von Zeichen. Ist Sprache also wirklich immer schon Handlung? Dies ist nur ein Dilemma machtkritischer identitätspolitischer Ansätze.

 

Andere Spannungsfelder ergeben sich zum Beispiel im Kontext der "Critical Whiteness"-Theorie daraus, dass Worte oder Taten immer nach dem Sprecher*innenstandort beurteilt werden sollten. Soll diese Veranstaltung offen ausgeschrieben sein? Oder getrennt für "Weiße" und "People of Colour" (PoC), um Safe-Spaces für PoC, von weißen Machtstrukturen freie Orte, anzubieten. Bedeutet das befreiende Anliegen dieses Antirassismusansatzes nicht "neues Stammesdenken"? (vgl. Miriam Lau in "Dein Glück ist mein Unglück", DIE ZEIT , 25.07.2019), wie Kritiker*innen sagen, und in der Konsequenz Segregation?

 

Und wenn es mehr darauf ankommt, wer was sagt, als was gesagt wird, schlägt dann das Befreiungsziel um in Unfreiheit durch autoritäre Sprach- und Sprech-Verbote, wie Kritiker*innen zu bedenken geben und anführen: "Wenn Rechte nicht erkämpft, sondern Privilegien gestrichen werden, dann ist das Maß für gesellschaftlichen Fortschritt nicht gewonnene Freiheit, sondern gleichverteilte Repression." (Leo Fischer in "Beißreflexe", Hrsg: Patsy Lamour Lalove, zitiert nach DIE ZEIT, 25.07.2019)

 

Sind dies nur die Bedenken von privilegierten Weißen, die nicht mehr über PoC urteilen dürfen? Verwechseln diese ihre "White Fragility" (vgl. Robin DiAngelo "White Fragility – why it`s so hard for white people to talk about racism", 2018) mit "Identitätspolitik"?

 

Ist die Einteilung in PoC, Weiße, Hetereosexuelle und LGBTQA+ in der Tat eine Einteilung in Opfer und Täter*innen? Wird dabei Raum für Differenzierung, für Solidarität und Bündnispartnerschaft verschenkt - oder eher ermöglicht? Wie groß ist die Spaltung entlang dieser Fragen schon (vgl. Justus Bender: "Links-Liberal-Identitär", in: FAZ, 02.08.2020)? Wie groß ist die Verunsicherung? Brauchen wir nicht "unendliche Solidarität" (vgl. Marina Weisband: "Warum bekämpfen wir Linke uns so oft gegenseitig?", in: DIE ZEIT, 09.07.2020)?

 

Die Fachtagung lädt dazu ein, sich diesen Dilemmata zu stellen, Konsequenzen für das eigene politische und pädagogische Handeln (selbst-)kritisch zu reflektieren, innere und äußere Kontroversen zu begrüßen und dadurch der Verhärtung der Positionen und Spaltung entgegenzuwirken.

Veranstalter: 
Centrum für angewandte Politikforschung (C·A·P)
Gustav Stresemann Institut in Niedersachsen e.V.
Veranstaltungsort: 

Gustav-Stresemann-Institut in Niedersachsen e.V. - Europäisches Bildungs- und Tagungshaus Bad Bevensen

Klosterweg 4, 29549 Bad Bevensen