Im Rahmen der Online-Jahresversammlung von DARE – Democracy and Human Rights Education in Europe wurde am 1. Juli 2021 für drei Jahre ein neuer Vorstand gewählt. Zudem konnten drei neue Mitgliedsorganisationen in das Netzwerk aufgenommen werden.
Georg Pirker (Referent für internationale Bildungsarbeit, AdB) wurde als Vorsitzender im Amt bestätigt. Agnese Balode (Direktorin, Baltic Human Rights Society) wurde als neue Schatzmeisterin und Evgenyja Khoroltseva (head of department for EDC in Russian Federation, Human Rights Academy Norway) als neue Sekretärin ebenfalls für eine weitere Amtszeit im Vorstand wiedergewählt. Als weitere neue Mitglieder wurden Rebecca Welge (Geschäftsführerin, demokrative.ch) (Vize-Vorsitzende), Moritz Borchardt (Projektmanager, Culture goes Europe, Erfurt) und Inês Carvalho (Pädagogische Leitung für soziale und Menschenrechtsbildung, Rede Inducar, Portugal) gewählt.
Mit dem Department of Early Childhood Education, School of Humanities and Social Sciences der University of Western Macedonia und dem European Institute of Education for Democratic Culture an der Universidad Catolica de Valencia San Vicente Mártir (UCV) haben die DARE-Mitglieder zwei ausgewiesene Experteneinrichtungen im Bereich der europäischen EDC-Forschung und Lehre als neue Mitglieder aufgenommen. Zudem wurde der kroatische Verein DELTA als eine profilierte NGO, die vorrangig im Bereich lokaler und demokratischer Partizipation junger Menschen tätig ist, als neues Mitglied aufgenommen.
Projekte und Professionalisierung
Fußend auf mehreren Projektförderungen – meist über das EU-Programm Erasmus+ aber auch über weitere Geldgeber – konnte im DARE-Netzwerk seit 2018 ein schrittweiser Professionalisierungsprozess eingeleitet werden. Dem AdB kam mit dem Projekt DIGIT-AL und der Geschäftsführung des Netzwerks dabei eine besondere Verantwortung zu.
So konnte 2021 ein neues, professionelles Accounting und finanzielles Reporting eingeführt werden, das dem belgischen Steuerrecht entspricht und Standards internationaler Audits durch fördernde Organisationen berücksichtigt. Es konnten Kapazitäten in der Administration und im Management der NGO sowie von Projekten aufgebaut werden. Aktuell hat DARE ein Projektvolumen von drei E+ Arbeitsschwerpunkten im Jugend-, Erwachsenenbildungs- und Higher-Education Bereich. Weitere teils überjährige Projekte wurden über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und das EU-Programm Europe for Citizens gefördert. Erstmals konnte im Berichtsjahr DARE selbst Projektträger werden, was ein erheblicher Schritt der NGO in Richtung Nachhaltigkeit darstellt. Weiterhin konnte der Wachstumsprozess des Netzwerks verstetigt werden: DARE hat mittlerweile 41 Mitgliedsorganisationen (2021).
Das Haushaltsvolumen des Netzwerks hat sich in den vergangenen 4 Jahren (projektbasiert) verfünffacht von 27.000 EUR (2018) auf 133.000 EUR (2021). Das Wachstum soll kein Selbstzweck sein, sondern bildet die Schritte der Professionalisierungsstrategie des Netzwerks ab. Die Projekte bieten die Möglichkeit, die Mitglieder des Netzwerks aktiv in die Arbeitsprozesse der gemeinsamen Advocacy for EDC/HRE einzubeziehen, zugleich können hierüber eine Vielzahl neuer und innovative Produkte und Konzepte entwickelt sowie Evidenz zur non-formalen Bildungspraxis gesammelt werden. Es bedeutet freilich auch einen gestiegenen administrativen Aufwand, der in der anteiligen Geschäftsführung des Netzwerks beim AdB in Person von Nils-Eyk Zimmermann und dem Vorsitzenden Georg Pirker, über DARE und AdB aktuell finanziell abgesichert ist.
Die gewachsenen Verpflichtungen bedeuten ein mehr an Output: mehr Veranstaltungen, mehr Services, steigende Möglichkeiten, sinnvolle Advocacy Arbeit zu leisten. Hierbei ist es gelungen, mit DARE die verschiedenen Projekte so auszugestalten, dass auf der Europäischen Ebene politische Prozesse mit Expertise und verschiedenen Stellungnahmen begleitet werden konnten. Zugleich eröffnete sich die Möglichkeit, auch im deutschen Kontext diverse Prozesse internationaler und europäische politischer Bildung besser zu verfolgen und zu bearbeiten, sei es über Veranstaltungen, Advocacy, Nachverfolgung und eine entsprechende Sichtbarkeit des Verbands, bzw. der politischen Bildung als solcher.
Im Folgenden werden exemplarisch einige Veranstaltungen und Projekte hervorgehoben:
Underpinning the role of the European Education Area in supporting Europe to achieve Agenda 2030
Die Online Diskussion mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments und Praktiker*innen fand am 12. April 2021 statt und wurde unter Beteiligung des DARE-Netzwerks durchgeführt. Es ging um die Frage, wie der Europäische Bildungsraum Europa auf seinem Weg zur Erreichung der SDG´s und der Agenda 2030 unterstützen kann. Welche Schritte sollte Europa unternehmen, um die Rolle der Bildung für eine gerechtere, integrativere und nachhaltigere Zukunft in Europa und darüber hinaus weiter zu stärken?
Die Online-Veranstaltung umfasste einen Podiumsaustausch und eine offene Diskussion zum Thema Europäischer Bildungsraum, einschließlich der jüngsten Initiativen und Updates zu legislativen und anderen Prozessen im Europäischen Parlament und anderswo, alles unter dem Blickwinkel der nachhaltigen Entwicklung und der Agenda 2030.
DARE begrüßt die Absichten des Europäischen Bildungsraums und legt den Schwerpunkt auf nicht-formales und lebenslanges Lernen. Die jüngeren Generationen haben mit ihren Protesten und Forderungen daran erinnert, nicht nur nachhaltiger zu handeln, sondern auch mehr über Nachhaltigkeit zu lernen. Insbesondere das informelle und nicht-formale Lernen in der Zivilgesellschaft ist eine wichtige Säule bei der Förderung von BNE-Kompetenzen und sollte in den europäischen Bildungsstrategien und -instrumenten stärker berücksichtigt werden.
Da der Klimawandel eine globale Herausforderung und ein globaler Prozess ist, stellt Globales Lernen eine notwendige Perspektive dar und bietet hilfreiche Instrumente. Daher sollte es selbstverständlich in die (staatsbürgerliche) Bildung und das Demokratielernen einbezogen werden.
Online Panel: A Healthy Digitalisation for Digital Wellbeing
Das Panel fand am 30. November 2022 in Brüssel statt. DARE lud im Rahmen des DIGIT-AL-Projekts zu einer lebhaften Debatte über eine gesunde Digitalisierung für digitales Wohlbefinden ein. Die Debatte fand im Rahmen der Lifelong Learning Week des Europäischen Parlaments statt.
Als Expert*innen waren Elisa Gambardella, Plattform für lebenslanges Lernen (Vizepräsidentin) und Koordinatorin für Bildung und lebenslanges Lernen bei der SOLIDAR-Stiftung, MEP Rasmus Andresen, Nils-Eyk Zimmermann, DARE-Netzwerk und AdB, sowie Pascal Gascoin, Internationaler Verband der Zentren für die Ausbildung in aktiven Bildungsmethoden (Ficeméa) und Zourit.net, beteiligt.
DARE in Action – Open Workshop Day
In einem offenen Workshoptag am 2. Juli 2021 hatten die Mitglieder des Netzwerks die Gelegenheit zu intensivem Online-Austausch. Neben der Präsentation aktueller Projekte aus den verschiedenen Kontexten der Arbeit des Netzwerks und konkreten methodischen Trainings, wurde dabei auch mit Partnern aus der Russischen Föderation die aktuelle Situation für Menschenrechts- und Demokratiebildung in Russland erörtert. Die fortschreitende Verschärfung der „Ausländische Agenten Gesetze“ wie auch die neuen Bildungsgesetze, die verstärkte Inanspruchnahme von Geldwäsche- und Anti-Terrorgesetzgebung zur Gängelung von Vereinen und Privatpersonen sowie die willkürliche Einstufung von NGOs als extremistische Organisationen, verunmöglichen die Arbeit der Partner vor Ort. Sie stellen gerade auch die internationale Zusammenarbeit vor erhebliche Herausforderungen. Angesichts der aktuellen Situation im politischen EU-Russland-Verhältnis stellt sich verstärkt die Frage, welche Perspektiven jungen Menschen eröffnet werden müssen und wie diese sinnvoll geplant und angelegt werden können, ohne politisch vereinnahmt zu werden. Es erscheint dringend notwendig, dass gerade die junge Generation in der russischen Föderation Gelegenheit bekommt, andere Alltagsrealitäten zu erfahren und sich vor Ort und in der Begegnung ein eigenes Bild über die gesellschaftspolitische Realität in der EU zu machen, das nicht durch Unterlassung, Desinformation und gezielte Diskreditierung gezeichnet ist.