Guter Journalismus hat mit Augenmaß, Erfahrung, Reife, Reflektionsfähigkeit und Instinkt zu tun. Qualitäten also, die sich erst im Lauf der Zeit heranbilden. Je komplexer die berufliche Wirklichkeit und ihre Themen sich gestalten - man denke an den Kilmawandel, Migrationswellen, WikiLeaks, weltweite Kriegs- und Krisenherde, politische Extremismen - desto stärker werden in der Medienpraxis besagte Qualitäten vonnöten sein. Aber auch Mut, Charakterstärke, Individualität - Eigenschaften, die für freies Denken, souveränes Handeln, eine eigene Haltung stehen.
Haltung im Journalismus, so der langjährige Spiegel-Reporter Jürgen Leinemann, beruht vor allem auf einem reflektierten Verhältnis zu sich selbst und seinem Beruf - einem bewussten Umgang mit der eigenen Subjektivität. Wer hauptberuflich Menschen, Phänomene, Ereignisse beobachtet, untersucht, beschreibt, analysiert oder kommentiert, egal ob im sozialen, politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Kontext, sollte demzufolge auch sich selbst genau in den Blick zu nehmen wissen. Um nichts Geringeres geht es in diesem Seminar.