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Breitband im Westerwald

Europahaus Marienberg
Foto: LV-RLP/Stefan F. Sämmer
14.10. 2015

Kommission „Europäische und Internationale Bildungsarbeit“ tagt im Europahaus Marienberg

 

Die AdB-Kommission „Europäische und Internationale Bildungsarbeit“ hat sich auf ihrer letzten Sitzung der aktuellen Legislatur am 14. und 15. September 2015 im Europahaus Marienberg mit dem „Internet der Dinge“ und mit der Nutzung von Social Media in der internationalen politischen Bildungsarbeit beschäftigt. Obwohl Bildungsstätten in ländlichen Räumen noch oft Probleme bei der Breitbandversorgung haben, verfügt das Europahaus über gute Voraussetzungen, um eine Fachsitzung zu Fragen von Social Media und politischer Bildung zu veranstalten.

 

Social Media und das „Internet der Dinge“ betreffen uns alle. Egal ob wir bewusst damit arbeiten oder ob wir sie im Hintergrund unserer Arbeit nutzen. Selbst wenn wir uns davon fernhalten, sind wir nicht dagegen gefeit, dass Datennutzungsprofile von uns erstellt werden.

 

Social Media-Angebote halten auf vielerlei Ebenen Einzug in den Arbeitsalltag von Pädagoginnen und Pädagogen: in der konkreten Seminargestaltung über mediengestützte Methoden und in der Onlinezusammenarbeit in internationalen Partnerschaften. Dies führt bei vielfältigen internationalen Partnerschaften zu einer zunehmenden Ausdifferenzierung von Kommunikationsmitteln, die weit über das Schreiben von E-Mails hinausgehen. Je nach politischer Situation im Partnerkontext spielt beispielsweise seit mehreren Jahren die Frage nach verschlüsselter Kommunikation eine immer bedeutendere Rolle: Wie können wir kooperieren, ohne die Partner zu gefährden? Das ist eine Frage, die sich in der deutsch-russischen Zusammenarbeit, aber auch in anderen Bereichen immer häufiger stellt. Ist es sicherer, Dokumente und Kommunikation bei Google zu speichern, wo bestimmt die meisten Datensicherungsexperten der Welt beschäftigt sind, oder muss man andere Wege gehen und suchen? Nutzt man pgp-Verschlüsselung für seine E-Mails oder steigt man gleich auf verschlüsselte Kommunikationsdienste wie Telegram um?

 

Eine andere Frage ist, wie jugendliches Webnutzungs- und Kommunikationsverhalten aussieht. Versenden wir z. B. Informationen an bestimmte Zielgruppen per E-Mail, so können wir davon ausgehen, dass es keine Rückmeldung gibt. Nutzen wir den Facebook Messenger, erfolgt die Antwort innerhalb von 30 Sekunden. Fraglich ist auch, wie das Nutzungs- und Kommunikationsverhalten der jungen Menschen Datensicherheit entgegensteht.

 

Weiterhin wurde die medienkritische Perspektive von politischen Bildnerinnen und Bildnern diskutiert und die Frage formuliert, ob sie angesichts der permanenten Überwachung von Kommunikation und Daten in der Lage sind, einen kritischen Überblick zu behalten. Trägt z. B. Facebook nicht in anderen Regionen der Welt zur Vernetzung von Aktivistinnen und Aktivisten erheblich bei?

 

Die stetige Diskussion um die digitale Komplettvernetzung in Form des „Internets der Dinge“ wirft weitere Fragen auf: Wo sind die Grenzen zwischen Verselbständigung, Datenkontrolle und Überwachung? Wo werden Nutzer/-innen von emanzipatorisch Gestaltenden zu Objekten des Internets und wie gestaltet sich dies im Kontext internationaler Vernetzung?

 

Diese grundlegenden Fragen betreffen auch Lernformate wie E-Learning und Blended Learning. Patrick Siegele vom Anne Frank Zentrum zeigte anhand der E-Learning-Module für die Anne Frank-Botschafter/-innen, wie online unterstütztes Lernen funktionieren kann. Das Anne Frank Zentrum hat im Jahr 2011 eine Lernplattform entwickelt, die junge Menschen dabei unterstützt, sich über Anne Frank fortzubilden und als Peer-Guide für die Ausstellungen zu qualifizieren.

 

Andere Lernwege scheinen sich über eine Vielfalt an webbasierten Tools und Lernmethoden zu eröffnen, die freilich eine Internetaffinität und Begeisterung der Teamenden voraussetzen. Anselm Sellen vom Europahaus Marienberg zündete für die Teilnehmenden ein ganzes Feuerwerk an medienunterstützen Tools, die auf der umfassenden Einbeziehung von Social Media im Seminarkontext aufbauen. Freilich ist auch hier die Frage zwischen Anwendung und kritischer Nutzung zu stellen. Eine ganz konkrete Erfahrung bot ein Actionbound des Europahauses zum Thema Europa, den die Teilnehmenden nutzten, um Marienberg unter einem europapolitischen Blickwinkel zu erkunden.

 

Den Kommissionsmitgliedern scheint, so das Fazit, ein Bildungsansatz zielführend, der die Aspekte Kommunikation, Kooperation und Verselbständigung mitdenkt und diese für emanzipatorische Bildungsprozesse zu nutzen versteht. Sie formulierten den Wunsch nach Fortbildungen zu Fragen von Big Data.