“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Für eine weltoffene Demokratie

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. feierte 2019 sein 60jähriges Engagement für die politische Bildung und die Demokratie
Der AdB – eine lebendige Organisation

Das Jahr 2019 war ein besonderes Jahr für den Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) – ein Jubiläumsjahr, angefüllt mit interessanten Veranstaltungen und Aktionen, mit spannenden Diskussionen in nationalen und internationalen Projekten, im politischen Raum und zum AdB-Verbandsentwicklungsprozess. Es war ein Jahr, in dem Weichen für die Weiterarbeit in den kommenden Jahren gestellt werden konnten.

Foto: AdB

Als der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB) vor 60 Jahren – am 8./9. September 1959 als Arbeitskreis Jugendbildungsstätten – in der Akademie für politische Bildung in Tutzing gegründet wurde, wurde der Startpunkt für das Engagement eines Fachverbands der außerschulischen politischen Bildung geschaffen, der durch seine Angebote Räume und Gelegenheiten eröffnet, durch die junge und erwachsene Menschen die Möglichkeit bekommen, Fähigkeiten zu erwerben, mit denen sie in der Welt selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und demokratisch handeln können.

 

Seit 1959 ist viel passiert: Die Welt ist bunter geworden und vielfältiger, mit Chancen und Möglichkeiten der Mitwirkung und Mitgestaltung. Zugleich ist sie aber auch komplexer, unübersichtlicher und anspruchsvoller geworden, mit wachsenden Herausforderungen für jede/n Einzelnen sowie für die Gesellschaft.

 

Aber auch der AdB hat sich in den 60 Jahren enorm gewandelt, hat sich den Herausforderungen gestellt, sich in Debatten eingemischt, Position bezogen und politische Bildung verändert.

 

Aber dennoch müssen wir immer wieder fragen: Sind wir für die Zukunft gut gerüstet und aufgestellt? Der AdB hat das Jubiläumsjahr genutzt, um mit den Mitgliedern, mit Kolleg*innen anderer Verbände, mit Kooperationspartner*innen und Freunden ins Gespräch über die aktuellen und zukünftigen Entwicklungsnotwendigkeiten und -chancen politischer Bildung im AdB zu kommen – und natürlich auch, um miteinander 60 Jahre AdB zu feiern.

 


„Das gesellschaftliche und ökonomische Umfeld für Politische Bildung in Deutschland ist seit Gründung der Republik einem stetigen Wandel unterworfen und wirkte sich nachhaltig auf Zielgruppen und Themen aus. Die Ziele selbst sind nach wie vor aktuell: Die Stärkung politischer Mündigkeit, eines freiheitsbasierten Werte- und Demokratieverständnisses sowie einer kritischen und den Grundwerten verpflichteten aktiven gesellschaftlichen Teilhabe sind Voraussetzungen für das freiheitliche, selbstbestimmte und sozial ausgewogene Miteinander. In ganz Europa sind junge Menschen in ihrem Aufwachsen mit einer Vielzahl komplexer Herausforderungen konfrontiert, die eine reflektierte europäische, wenn nicht sogar globale Herangehensweise für die politische Bildung erfordern, wenn die Vermittlung und Weiterentwicklung von europäischen Grundlagen und Werten und die Vermeidung eines Rückfalls in die Zeiten des Nationalismus gelingen soll. Insbesondere die außerschulische Jugendbildung sollte auch im europäischen Kontext vorrangig den Interessen jugendlicher Lebenslagen und Zukunftsperspektiven verpflichtet sein.
JUGEND für Europa ist sehr dankbar, dass sich der AdB und seine Mitglieder diesen Herausforderungen mit ihrer Expertise und ihrem Engagement stellen und wünschen allen Beteiligten auch für die Zukunft gutes Gelingen, Inspiration und Überzeugungskraft.“

Hans-Georg Wicke, Leiter von JUGEND für Europa/Nationale Agentur Erasmus+ JUGEND IN AKTION und Europäisches Solidaritätskorps


 

Festveranstaltung anlässlich des 60. Gründungsjubiläums

 

Ein Höhepunkt des Jahres 2019 war die Festveranstaltung anlässlich des 60. Gründungsjubiläums des AdB am 17. Oktober 2019. Mehr als 100 Gäste waren der Einladung in die Vertretung des Landes Bremen beim Bund gefolgt, um zusammen mit den Vertreter*innen der AdB-Mitgliedseinrichtungen, dem Vorstand und der Geschäftsstelle des AdB das 60. Gründungsjubiläum zu feiern. Zu den Gratulanten gehörte auch die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Franziska Giffey, die mit einer ermutigenden Rede und Zeit für ein Gespräch mit Jugendlichen dem AdB ihre besondere Wertschätzung zeigte.

 

Foto: AdB

 

Die Ministerin hob die langjährige und gute Zusammenarbeit mit dem AdB hervor. Sie unterstrich die Wichtigkeit und Bedeutung der Förderung der politischen Jugendbildung durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP), den sie als zentrales Förder- und Strukturinstrument hervorhob. Ebenso erwähnte sie die bewährte und konstruktive Zusammenarbeit in verschiedenen Bundesprogrammen und die wichtigen Beiträge, die der AdB auf jugendpolitischer Ebene leistet, wie zum Beispiel die Mitarbeit am 16. Kinder- und Jugendbericht, an der Weiterentwicklung der Jugendstrategie und der Eigenständigen Jugendpolitik.

 

Die Ministerin betonte die Bedeutung, die die politische Bildung in der Demokratie hat. Es gehe darum, starke politische Bürger*innen auszubilden. Dafür sei politische Bildung in Schule, aber eben auch außerhalb von Schule dringend erforderlich. „Und da ist noch Luft nach oben“, so ihre Worte, die mit Applaus von den Festtagsgästen unterstützt wurden. Ihre herzlichen Glückwünsche zum Jubiläum verband sie mit einem ermunternden „Gut so – weiter so – und mit uns zusammen!“

 

In einer Gesprächsrunde mit jugendlichen Teamer*innen der Jugendbildungsstätte Kaubstraße, Kinda Muhsen, Wael Bisher und Adrian von Treuenfels, konnte die Ministerin erfahren, welche Wege die Jugendlichen gegangen sind – von den ersten Kontakten zur politischen Bildung bis hin zur eigenen Mitarbeit an der Gestaltung von Bildungsangeboten.

 

Zu einer weiteren Gesprächsrunde, in der Politik und politische Bildung in die Diskussion gebracht wurden, konnten auf dem Podium die Abgeordneten des Deutschen Bundestages Ulrike Bahr und Christoph Bernstiel begrüßt werden und als Vertreterin der Praxis politischer Bildung Anne Dwertmann, Geschäftsführerin der Jugendbildungsstätte Bremen – LidiceHaus. Thema war, wie Politik und politische Bildung gemeinsam die demokratischen Kompetenzen junger Menschen und damit auch die Demokratie stärken können, wie die Beteiligung von Menschen am gesellschaftlichen und politischen Leben erhöht werden kann und welchen Herausforderungen die politische Bildung sich in den kommenden Jahren stellen muss.

 

Mit einer Ausstellung verschiedener Projekte von AdB-Mitgliedseinrichtungen, mit Plakaten, Material und kleinen filmischen Impressionen konnte gute Praxis sichtbar gemacht werden. Folgende Projekte waren vertreten:

 

Zum Gelingen der Festveranstaltung trugen nicht zuletzt die hervorragenden Rahmenbedingungen in der Vertretung des Landes Bremen beim Bund bei, das Willkommen durch Staatsrat Dr. Olaf Joachim, Der Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, und die außerordentlich gute Bewirtung durch die hauseigene Küche. So klang der Abend mit anregenden Gesprächen und vielen Möglichkeiten zum Netzwerken aus.

 


„Sehr geehrte Damen und Herren, der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB) feiert einen Meilenstein: sein 60. Jubiläum. In diesen Jahrzehnten hat sich unsere Gesellschaft grundlegend verändert – sie ist diverser geworden und neue Themen sind in den Vordergrund gerückt. Der AdB stellt sich diesen Gegebenheiten und ist seit vielen Jahren ein wichtiger Akteur in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung im gesamten Bundesgebiet. Für die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ist er dabei zu einem geschätzten Partner geworden. Neben den vielfältigen Erfahrungen zeichnet ihn besonders sein Vernetzungspotential aus, durch das neue Fachdiskurse und die stetige Professionalisierung der politischen Bildung angeregt werden. Als Vermittler und Partner der bpb macht er dabei geeignete Bildungsträger auch immer wieder auf unsere Fördermöglichkeiten aufmerksam. Vielen Dank für Ihren Einsatz. Ich freue mich auf viele weitere Jahre der Zusammenarbeit!“
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb


 

AdB-Jubiläumskongress „Transformationen. Globale Entwicklungen und die Neuvermessung der politischen Bildung“

 

Ein weiteres Highlight war der AdB-Jubiläumskongress „Transformationen. Globale Entwicklungen und die Neuvermessung der politischen Bildung“, der am 26. und 27. November 2019 in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing stattfand und der die Aktivitäten zum gleichnamigen Jahresthema 2020 einläutete.

 

Ulrich Ballhausen eröffnete als amtierender AdB-Vorsitzender den Jubiläumskongress. Er begrüßte die 70 Teilnehmenden, die der Einladung trotz des abstrakten, sehr ambitionierten Themas gefolgt waren. Er hob hervor, wie wichtig es sei, dass sich die politische Bildung in der Weltgesellschaft verorte und sich mit diesem großen Thema beschäftige. Politische Bildung müsse angesichts der globalen Entwicklungen neue Kooperationen eingehen, selbstbewusst und selbstbestimmt agieren und sich gegen Angriffe zu Wehr setzen. Politische Bildung müsse politischer werden und sich als politischer Akteur verstehen.

 

Ebenso begrüßte Frau Professorin Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung, die Anwesenden. Sie erinnerte an den Gründungsort des AdB, an den er nun zu diesem Jubiläumskongress zurückgekehrt ist. Die Akademie verstehe sich als Ort des übergreifenden Austauschs und erfülle damit das, was Ulrich Ballhausen in seiner Begrüßung für die politische Bildung einforderte.

 

Mit dem ersten Vortrag zum Thema „Transformationen. Die neue Zerbrechlichkeit der Demokratie“, gab Professor Dr. Wolfgang Merkel vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung einen fundierten Einblick in die jüngere weltweite Entwicklung der Demokratie aus vergleichender Perspektive. Deutlich wurde, dass die Qualität der Demokratien heute zwar signifikant höher ist als in den 50er bis 70er Jahren, diese aber verwundbarer und fragiler geworden sind. Gründe dafür sind z. B. die Globalisierung der Märkte und die Individualisierung der Gesellschaft, die unerfüllten Versprechen der Demokratie und der Rückgang des Vertrauens in die politischen Eliten. Auch der Vertrauensverlust in die zentralen Institutionen der repräsentativen Demokratie (Parteien, Parlamente, Regierungen), der unaufhaltsame Abstieg der Volksparteien und die Fragmentierung und Polarisierung des Parteiensystems sind zu nennen. Sozioökonomische Ungleichheit führt zu politischer Ungleichheit, d. h. die Wahlbeteiligung nimmt ab und die soziale Selektivität nimmt zu – auch durch neuere (digitale) Partizipationsformen, die fast nur von den Mittelschichten wahrgenommen werden. Eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie bestehe darin, so der Referent, dass das untere Drittel der Gesellschaft aus der politischen Partizipation ausgestiegen sei. Werden Demokratien durch eine populistische Regierung in Gefahr gebracht, bedeute das aber nicht, dass auch die Demokratiezufriedenheit der Bevölkerung sinke.

 

Foto: AdB

Herausforderungen, die durch Transformationen sichtbar werden, sind z. B. die zunehmende Heterogenität, soziale Ungleichheit, Europäische Integration, der Klimawandel sowie die Entparlamentarisierung. Insbesondere die Klimakrise und die globale Erderwärmung müssen als Zukunftsprobleme benannt werden, die angesichts der Schwäche der Demokratien bei Zukunftsentscheidungen nicht kleiner werden. Hier ist das Zusammenspiel der Länder von herausragender Bedeutung.

 

Die Aufgabe der politischen Bildung, so der Referent, liege in einer zerbrechlicher werdenden Demokratie darin, alle Menschen in die Diskurse einzubeziehen, die Komplexität großer Themen zu reduzieren und gemeinsam ganz konkrete, realistische Schritte zu entwickeln.

 

Die Gesprächsrunde zum Thema „Transformationen – ein globales Megathema“ mit Eva Feldmann-Wojtachnia, Centrum für angewandte Politikforschung, Matylda Bobnis, Fridays for Future-Aktivistin und Professorin Dr. Ursula Münch, Akademie für Politische Bildung, griff diese Gedanken auf und versuchte – begleitet von der Moderation durch Ferdos Forudastan, Süddeutsche Zeitung – den Begriff der Transformation noch einmal besser zu fassen: Was bedeutet Transformation? Ist das ein hilfreicher Begriff? Transformation steht als unbestimmter Begriff für „unbestimmte“ Phänomene, für politische und technische Entwicklungen, die zum Teil parallel und nicht linear verlaufen und existenzielle Einschnitte – sowohl positiv als auch negativ – nach sich ziehen können.

 

Auch in dieser Runde wurde deutlich, dass die Akteure politischer Bildung gefragt sind, dass sie Wissen erwerben und Netzwerke bilden müssen, um der Komplexität der Herausforderungen Herr werden zu können. Ein gutes Beispiel dafür, wie das gelingen kann, ist die Fridays for future-Bewegung, in der sich vor allem junge Menschen, aber auch Vertreter*innen der älteren Generationen zusammengeschlossen haben und durch ihr Engagement die Klimakrise sowohl in der politischen Agenda als auch in den Diskursen viel weiter nach vorn gerückt haben. Das von Professor Merkel geforderte Konkret-Werden haben die Fridays for future-Aktivist*innen in ihrem 32 Punkte umfassenden Forderungskatalog umgesetzt.

 


„Seit seiner Gründung vor 60 Jahren hat sich der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. zu einer der wichtigsten Institutionen in der deutschen politischen Bildungslandschaft entwickelt. Seine strukturelle Bedeutung speist sich vor allem aus dem Zusammenführen unterschiedlichster Jugendbildungsstätten, Heimvolkshochschulen, internationaler Begegnungsstätten usw. Seine inhaltliche Bedeutung erwächst aus dem Setzen und Aufgreifen relevanter Themen, die als Jahresthemen den Diskurs der politischen Bildung immer wieder befruchten und vorantreiben. Letztlich sind es jedoch immer die im Arbeitskreis arbeitenden Menschen, ihre Expertise und ihr Engagement, die den Arbeitskreis zu einer ganz besonderen Institution machen.
Für die Zukunft des AdB wünsche ich mir entsprechend, dass er seine strukturelle Bedeutung in der politischen Bildungslandschaft beibehält, dass er weiterhin spannende Themen setzt und zugänglich macht und schließlich, auch für mich ganz persönlich, viele weitere Begegnungen mit den im AdB organisierten Kolleg_innen.
In diesem Sinne – auf die nächsten 60 Jahre!“

Prof. Dr. Tonio Oeftering, Professor für Politische Bildung und Politikdidaktik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und Bundesvorsitzender der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung e. V.


 

Der zweite Tag des Fachkongresses stand ganz unter der Frage, welche Rolle der politischen Bildung in diesem Prozess zukommt: Wie muss sich die politische Bildung aufstellen, um den Herausforderungen gerecht zu werden und auf globale Entwicklungen zu reagieren? Können wir so weitermachen, wie bisher? Wie soll politische Bildung und sollen unsere Bildungsorte in Zukunft aussehen?

 

Eingeführt wurde dieser Tag durch einen Vortrag von Professorin Ursula Münch zum Thema „Wenn sich alles verändert: Die Zukunft der politischen Bildung in Zeiten der Transformationen“. Vor dem Hintergrund der Verunsicherung über die Leistungsfähigkeit der Demokratie angesichts der Transformationen und den Kennzeichen autoritärer Regime im Unterschied zu „offenen Gesellschaften“ explizierte sie Folge-Herausforderungen für die politische Bildung: eine zunehmende Spezialisierung, die Komplexität politischer Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse, Schnelligkeit der Transformationen vs. Langsamkeit von Prozessen in rechtsstaatlicher Demokratie, Gesetzmäßigkeiten digitaler Kommunikation, eine weitere Entparlamentarisierung, ein Bedeutungszuwachs von externen Beratern und eine dadurch entstehende Intransparenz. Aber auch der Bedeutungsverlust bisheriger „Leitplanken“ durch den Bedeutungsanstieg von Identitätsfragen, eine nachlassende Bindung an gesellschaftliche Organisationen oder eine zunehmende Individualisierung sind (als Beispiele) zu nennen.

 

Aufgaben, die sich daraus für die politische Bildung ergeben sind u. a.:

 

  • die Thematisierung der gesellschaftspolitischen, ökonomischen und ethischen Aspekte der Digitalen Transformation;
  • die Befähigung zum Umgang mit digitalen Medien, Mediengestaltung und Vermittlung von medienkritischem Denken;
  • die Befähigung zur kritisch-reflexiven Auseinandersetzung mit den Ursachen sowie den Folgen der Digitalen Transformation;
  • ein Ausgleich für die nachlassende Bedeutung von „Leitplanken“ schaffen;
  • Grundverständnis für Pluralismus wecken;
  • Verfahren der Bürgerbeteiligung begleiten;
  • „algorithmisches Grundverständnis“ vermitteln.

 

Die zentralen Themen Digitalisierung, inklusive politische Bildung, politische Bildung mit Haltung sowie globale Entwicklungsziele wurden in vier Ideenwerkstätten zur Neuvermessung der politischen Bildung aufgegriffen. Die Rolle, die Angebote und Formate sowie das Selbstverständnis und die gesellschaftliche Funktion der politischen Bildung wurden angesichts aktueller globaler Entwicklungen kritisch reflektiert und es wurden konkrete Handlungsschritte entwickelt. Es wurde z. B. angeregt, eine Analyse von Risiko und Vorteil, die durch Transformationsprozesse entstehen, vorzunehmen, Wissenslücken zu schließen und Expertise zu entwickeln. Es müssen Perspektivwechsel ermöglicht und Kontroversität zugelassen werden. Neue Herausforderungen verlangen ebenso nach neuen Kooperationen und neuen Zusammenarbeitsformen. Nicht zuletzt geht es auch um ein größeres professionelles Selbstbewusstsein und eine stärkere Sichtbarkeit der politischen Bildung.

 

Foto: AdB

 

„Transformationen. Globale Entwicklungen und die Neuvermessung der politischen Bildung“ – auch wenn das Thema hoch ambitioniert war, hat sich am Ende der Tagung bestätigt, dass es gut und richtig gewählt war. Die neue Qualität der globalen Entwicklungen – Digitalisierung, Migration, Klimawandel u. a. – liegt in ihrer Gleichzeitigkeit und in der Radikalität ihres Veränderungspotenzials. Das kann und wird nicht ohne Auswirkungen auf die politische Bildung bleiben. Die Transformationen sind Treiber, „alte“ Fragen neu zu stellen. Jetzt sind die Akteure der politischen Bildung gefragt, auf die „alten“ Fragen neue Antworten zu geben. Die Tagung hat gezeigt, dass sie das können.

 


„Der AdB widmet sich als Zusammenschluss von Einrichtungen politischer Jugend- und Erwachsenenbildung gesellschaftlich hoch relevanten Aufgaben. Dabei muss er zwischen oft unterschiedlichen, gelegentlich konkurrierende Anforderungen vermitteln. Das gilt für Bezugsdisziplinen, für Förderstrukturen und für die Debatten, an denen er sich beteiligt.
Paul Ciupke hat den Ort des AdB mal als „Kreuzungspunkt verschiedener Welten“ bezeichnet. Damit hat er sicher keinen Kreisverkehr gemeint, an dem alle ohne Berührung und ohne Stopp von der einen in eine andere Welt hasten. Denn es geht ja auch anders: So gelingt es in besonderer Weise der Zeitschrift Außerschulische Bildung, die bedeutenden Entwicklungen und Erkenntnisse aus den angrenzenden Welten auf einen Punkt zu bringen, der zum Innehalten zwingt. So oder ähnlich kann der „Kreuzungspunkt der Welten“ zum belebten Meeting Point werden, an dem Reisende zwischen den Welten ins Gespräch kommen, neue Perspektiven einnehmen und sich über Wegverhältnisse und Anschlussverbindungen austauschen. Das weiterhin zu ermöglichen, wünsche ich dem AdB.“

Dr. Peter Brandt, Abteilungsleiter „Wissenstransfer“ im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen


 

Während der Mitgliederversammlung, die gleich im Anschluss an den Jubiläumskongress vom 27. bis 28. November 2019 ebenfalls in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing stattfand, konnten fünf Organisationen in den AdB aufgenommen werden: cultures interactive e. V., die Europäische Jugendbildungsstätte Magdeburg/Bildungsnetzwerk Magdeburg gGmbH, Lernort Stadion e. V., Naturkultur e. V. und Teilseiend e. V./Muslimische Akademie Heidelberg. Diese fünf neuen Mitglieder spiegeln die Bandbreite der Mitgliedschaft, die der AdB in der politischen Bildungslandschaft vertritt, zeigt, wie sich der Verband weiterentwickelt und neue Impulse aufnimmt.

 

Ebenso wurde während der Mitgliederversammlung eine Stellungnahme zum Jahresthema 2020 verabschiedet.

 

Die vielen Glückwünsche von Kooperationspartner*innen und Begleiter*innen unserer Arbeit, die den AdB im Jubiläumsjahr erreichten, zeigen, dass der AdB in ein starkes Netzwerk eingebunden ist, das zum Ziel hat, politische Bildung zu stärken und für eine vielfältige, inklusive und solidarische Gesellschaft einzutreten. Sie finden diese Glückwünsche in diesem Bericht.

 

 


 

„Der AdB feiert 2019 den 60. Jahrestag seiner Gründung. Eine lange Wegstrecke zum Wohl der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung in Deutschland und Europa.
Die im AdB versammelten Einrichtungen und Bildungsstätten waren und sind wichtige Werkstätten für Demokratie und Demokratieerziehung, und ich wünsche uns allen, dass sie diese Funktion auch zukünftig mit Leben füllen und weiterhin wichtige Anregungen für das demokratische Miteinander in unserem Land und in Europa geben. Der AdB steht dafür, dass politische Bildung im Sinne von Demokratieerziehung ein integraler Bestandteil von Weiterbildung und lebenslangem Lernen sein muss!
Möge der AdB auch zukünftig – national wie international – eine wichtige Stimme für Demokratie- und Menschenrechtsbildung bleiben und neuen Herausforderungen dieser Werte mit Kraft und Engagement begegnen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“

Hans Georg Rosenstein, Koordinator „Europäische Agenda Erwachsenenbildung“, NA BILDUNG FÜR EUROPA beim BIBB

 


 

„Politische Bildung und Internationale Jugendarbeit sind eng miteinander verknüpft. Europaskepsis, Nationalismus, Autoritarismus und die vielen Konflikte in der Welt werfen uns zurück auf unsere gemeinsamen Ziele: Wir wollen junge Menschen auf dem Weg in eine demokratische und weltoffene Gesellschaft begleiten. Aber, da geht noch mehr. Wir müssen besonders die jungen Menschen erreichen, die sich zurückgelassen und nicht beachtet fühlen. (…) Frühzeitig hat der AdB globale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und die Auswirkungen des Klimawandels zu seinen Themen gemacht. Auch hierbei wissen wir bei IJAB uns mit dem AdB verbunden. Deshalb freuen wir uns, diesen Weg auch in Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Zu sechzig Jahren erfolgreicher politischer Bildungsarbeit – stets am Puls der aktuellen Herausforderungen – national, europäisch und international – gratulieren wir ganz herzlich und wünschen dem AdB in seiner wegweisenden Arbeit weiterhin viel Erfolg.“

Marie-Luise Dreber, IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland

 


 

„Lieber AdB, fast zwei Jahrzehnte gute Nachbarschaft verbinden den DBJR & den AdB im „Haus der Jugend“. Das eigene Haus war lange Zeit Bedingung um im AdB überhaupt aufgenommen zu werden. Auch wenn das politische Bildungsverständnis in den Jugendverbänden an einigen Stellen anders ist, so wissen wir beide (Frei)Räume zu schätzen. Was passiert, wenn diese Räume für die außerschulische politische Bildung eingespart werden, wird uns aktuell erschreckend vor Augen geführt.
Ich erhoffe mir von der politischen Bildung in den deutschen Bildungsstätten Konzepte, die nah an der Lebenswelt der jungen Menschen dran sind, immer die aktuellen pluralen Situationen der Demokratisierungs-prozesse junger Menschen sehen und die globalen Fragen in den Blick nehmen. Ich wünsche dem AdB und der gesamten politischen Bildung für die Zukunft eine entsprechende förderpolitische Entwicklung, die diese inhaltliche Arbeit weiterhin ermöglicht und entsprechend des Subsidiaritäts- und Trägerprinzips die Infrastruktur stärkt. Statt projektmäßiger Finanzierung braucht es eben für die gesamte politische Bildung ein stabiles Haus, mit soliden Finanzierungswänden.“

Lisi Maier, Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR)

 


 

„Ohne den Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten wäre die plurale Trägerlandschaft der Politischen Bildung ärmer! Der AdB ist seit vielen Jahrzehnten ein stabiler Faktor für die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der allgemeinen und politischen Bildung in Deutschland. Fachlichkeit, bildungspolitisches Engagement und Vernetzung der Mitgliedsverbände des AdB sind dafür die Basis. (…) Für die außerschulische politische Jugendbildung ist der AdB ein zentraler Motor und Initiator für inhaltliche und strukturelle Fragen. Mit dem Ansatz „verankert in der Lebenswelt der Jugendlichen“ gelingt es, aktuelle Themen aufzunehmen und mit unterschiedlichen Zielgruppen umzusetzen – Vielfalt und Empowerment für die Jugendlichen selbst sind hier immer das Ziel. (…) Europa gestalten, die Begegnung von Menschen im internationalen Kontext, auch dafür steht der AdB. Das Netzwerk DARE ist dafür ein hervorragendes Beispiel.
Last but not least: Die Bildungsstätte als Lernort ist unverzichtbar! Für eine besondere Lernatmosphäre, für den Faktor „Zeit“ im Lernprozess, für die Gestaltung lebendiger Bildungslandschaften im ländlichen Raum ebenso wie in Ballungsgebieten.
Ich wünsche dem AdB weiterhin die Kraft sich für diesen besonderen Lernort einzusetzen und ein wichtiger Motor in der pluralen Trägerlandschaft der politischen Bildung zu bleiben. Dafür alles Gute!"

Barbara Menke, Bundesgeschäftsführerin ARBEIT UND LEBEN