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Bildung für nachhaltige Ungleichheit – Analyse entwicklungspolitischer Bildungsmaterialien

Wie thematisieren oder vernachlässigen entwicklungspolitische Bildungsmaterialien postkoloniale Machtverhältnisse und welche Effekte erzielen sie dadurch? Welche Erzählweisen und Themensetzungen herrschen vor? Der Berliner Bildungsverein glokal e.V. hat eine ausführliche Analyse entwicklungspolitischer Bildungsmaterialien durchgeführt. Damit will die Organisation eine fachlich-inhaltliche Debatte über grundlegende Konzepte sowie Fallstricke in entwicklungspolitischen Bildungsmaterialien anstoßen. Die Analyse liefert erste Erkenntnisse über dominante Erzählweisen und Leerstellen im entwicklungspolitischen Bildungsbereich und zeigt die Wichtigkeit einer postkolonialen Perspektive. Allerdings wird auch deutlich, dass eine weitere Verankerung und Auseinandersetzung innerhalb des Feldes notwendig ist und insbesondere eine Analyse institutioneller und politischer Rahmenbedingungen noch aussteht.

 

Grundlage der Analyse sind Materialien der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit aus Deutschland, die als gedruckte Methodenhefte, als Webseiten oder zum Herunterladen zugänglich sind und für NRO, Lehrer*innen und Multiplikator*innen als Anregungen für eigene Bildungsangebote genutzt werden. Aus einer überwältigenden Fülle wurden über hundert Materialien und Grundlagendokumente aus dem Zeitraum 2007-2012 ausgewählt und analysiert. Insgesamt wurde dabei deutlich, dass in den analysierten Materialien hegemoniale eurozentrische Geschichtsschreibung (und insbesondere geschichtliche Auslassungen), sowie hegemoniale Konzepte von Entwicklung, Kultur und das Verständnis von Rassismus reproduziert werden. Sowohl in Bezug auf die deutsche Migrationsgesellschaft als auch im globalen Kontext werden gegenwärtige, historisch gewachsene Macht- und Herrschaftsverhältnisse nicht grundlegend infrage gestellt. In ihrer aktuellen Ausrichtung trägt entwicklungspolitische Bildungsarbeit zur Stabilisierung von Ungleichheitsverhältnissen auf sozialer, politischer und ökonomischer Ebene bei. Die Materialien werden einer inklusiven Pädagogik in der Migrationsgesellschaft nicht gerecht. Vielmehr werden Ausschlüsse und Diskriminierungen erzeugt.

 

glokal e.V. ist ein Berliner Verein für machtkritische Bildungsarbeit, der seit 2006 bundesweit in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig ist. Ein elementarer Bestandteil der Seminare und Bildungsveranstaltungen für Organisationen, Multiplikator*innen, Lehrer*innen, Jugendgruppen und Schulklassen sind Nord-Süd-Beziehungen, die aus Sicht von glokal e. V. bis heute vor allem von ihrer kolonialen Geschichte und den darauf basierenden asymmetrischen und rassistischen Machtbeziehungen geprägt sind. Dabei geht es vor allem darum, zur Kritik der eigenen Position in Deutschland und im globalen Kontext anzuregen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.