“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Sie sind hier:

Sie sind hier

In Zeiten abnehmender Texte: Zum Ausscheiden des langjährigen Herausgebers der AdB-Fachzeitschrift "Außerschulische Bildung" Paul Ciupke

Nach 16 Jahren als Herausgeber der AdB-Fachzeitschrift "Außerschulische Bildung" hat Dr. Paul Ciupke diese Funktion in diesem Jahr abgegeben. Zum Abschied blickt Boris Brokmeier, Mitherausgeber und Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten, zurück und erinnert sich an die Entwicklung der Zeitschrift unter seinem Einfluss:

 

Eine Zeitschrift für die politische Bildung herauszugeben gehört vielleicht nicht zu den aufregendsten Tätigkeiten in dieser Republik, aber sicher nicht zu den sinnlosen. Ganz im Gegenteil gilt auch hier das Motto aus der Beton-Werbung: "Es kommt immer darauf an, was man daraus macht."

 

Und das gilt in diesem Fall für den langjährigen Herausgeber der Außerschulischen Bildung (AB), Dr. Paul Ciupke. In den 16! Jahren seiner Amtszeit hat er aus der AB etwas gemacht. Paul Ciupke übernahm im Jahr 2004 die Herausgeberschaft als erstes Nicht-Vorstandsmitglied des AdB, denn bis dato war diese Position "Chefsache" im Verband.

 

Die AB hatte es nie einfach: Sie fungierte einerseits als Verbandsorgan bzw. Mitgliederzeitschrift des AdB, auf der anderen Seite als Fachzeitschrift für die Praktiker*innen der politischen Bildungsarbeit und drittens als Fachblatt für die Wissenschaft, vornehmlich im Bereich Pädagogik und Politikwissenschaften. Die große Zahl der Abonnent*innen im eher überschaubaren Feld der politischen Bildung ist gleichzeitig auch eine Verpflichtung, deren Erwartungen und Interessen gerecht zu werden.

 

In der Konsequenz bedurfte es einer Person als Herausgeber, der genau diese unterschiedlichen Perspektiven in sich vereint und weiterentwickeln kann. Paul Ciupke war als Herausgeber die Idealbesetzung. Als Mitglied im AdB (er vertrat das Bildungswerk der Humanistischen Union in Essen) verfügte er über tiefgehende Einblicke in den Verband und die Arbeit der Mitgliedseinrichtungen. Als Praktiker der politischen Bildung leitete Paul Ciupke für das Bildungswerk der Humanistischen Union jedes Jahr eine Vielzahl von Veranstaltungen, vor allem Studienreisen und Tagungen füllten den Kalender; zu erwähnen ist hier vor allem das einmal jährlich stattfindende Seminar in Klappholttal auf Sylt! Die Verbindung zur Wissenschaft und die Teilnahme an den Diskursen, vor allem zur Erwachsenenbildung, stellte Paul mit seinen zahlreichen Beiträgen (nicht nur in der AB) und Buchveröffentlichungen her. Darüber hinaus vertrat er den AdB im Verwaltungsrat des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE).

 

Das alles floss in seine Herausgeberschaft mit ein, die sich im Wesentlichen auf die konstruktive Zusammenarbeit mit den "Chefredakteurinnen" Ingeborg Pistohl (bis 2013) und Dr. Friedrun Erben beim AdB und die Leitung der Sitzungen des Redaktionsbeirats konzentrierte. Hier traten die drei genannten Dimensionen wieder offen hervor, denn es ging darum, aus Ideen, Stimmungen, Ereignissen und Aktuellem Themen für die vier Hefte pro Jahr zu entwickeln, die über den Tag hinaus aktuell blieben. Dass dafür ein gewisses Gespür notwendig ist, wird jedem Leser und jeder Leserin bei der Lektüre der AB deutlich.

 

In 38 Sitzungen entwickelte der Redaktionsbeirat unter Pauls Leitung 72 Themen für ebenso viele Hefte, dachte über notwendige Textbeiträge nach und sinnierte über die dazugehörigen Autor*innen. Pauls langjähriges Wirken war nicht nur sein persönlicher Beitrag zur Kontinuität in der AB, sondern auch sein Interesse, die Aktivitäten der politischen Erwachsenenbildung nicht zu kurz kommen zu lassen (vor allem nicht in zu kurzen Texten) und vor allem die entsprechenden historischen Bezüge dabei herzustellen.

 

Anlässlich des 50jährigen Bestehens des AdB im Jahr 2009 übernahm Paul die Mammutaufgabe, aus z. T. unsortiertem Aktenmaterial in Form von Briefen, Stellungnahmen, Publikationen etc. die Geschichte des AdB aufzuschreiben. Zusammen mit weiteren Beiträgen ist eine beachtliche Chronik entstanden, die das Wirken des AdB zeitgeschichtlich einordnet und sein Wirken im Feld der politischen Bildung deutlich macht.

 

Immer wieder nutzte Paul in seinen Beiträgen in der AB die Gelegenheit, seine Anforderungen an die Praxis der außerschulischen politischen Bildung zu formulieren. So z. B. auch in einer Rezension über drei Bände, die sich mit der Geschichte Ostdeutschlands befassen (erschienen in der AB 2/2020). Er konstatierte am Ende seines Beitrags, dass die Beschäftigung mit der "eigentlichen DDR-Geschichte in der außerschulischen politischen Bildung der letzten Zeit erheblich an Bedeutung und Umfang verloren" habe. Das sitzt! Denn Paul ist ein versierter Kenner der Branche und seine Einschätzungen – oder sagen wir besser "Befunde" – waren fundiert und nachweisbar.

 

Zum Werdegang der AB, die 1970 zum ersten Mal erschien, resümierte Paul kurz und knapp: "Die ‚ab‘ gehört auf die Seite der wirklichen Erfolge des AdB." Dass das nicht nur bis 2009 so war, sondern noch heute gilt, ist zweifellos der Verdienst des langjährigen Herausgebers, Vordenkers und Autors Dr. Paul Ciupke!

 

Danke dafür sagen Vorstand, Redaktion, Mitglieder des AdB und die Leserinnen und Leser der AB!

 

Von Boris Brokmeier