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Studie der Vodafone-Stiftung: Desinformation in Deutschland – Gefahren und mögliche Gegenmaßnahmen aus Sicht von Fachleuten

In Deutschland und weltweit ist seit Beginn der Pandemie ein Anstieg von Desinformation online zu beobachten. Parallel nimmt die Sorge um den Einfluss von Falschnachrichten auf das Ergebnis der in wenigen Wochen stattfindenden Bundestagswahl zu. Das sind die Ergebnisse einer Befragung von über 60 Expert*innen zum Thema Desinformation im Auftrag der Vodafone-Stiftung Deutschland.

 

Als größte Gefahr bei der zunehmenden Verbreitung von Desinformation sehen die befragten Fachleute die Polarisierung von Gesellschaften sowie die Radikalisierung Einzelner. Zwei Drittel der Befragten erwarten außerdem eine politische Beeinflussung der Bürger*innen durch Falschnachrichten. Die Gefahr einer direkten Manipulation von Wahlen sehen die Expert*innen dagegen in Deutschland geringer ausgeprägt als im weltweiten Vergleich. Als Treiber von Desinformation nennen sie die Social-Media-Plattformen WhatsApp, Facebook und Youtube. Trotz geringerer Nutzer*innenzahl wird außerdem der Messenger Telegram von den Studienteilnehmenden als sehr relevant für die Weitergabe von Falschnachrichten eingeschätzt.

 

Trotz der häufigen Thematisierung in den Medien spielen Verfälschungen durch künstliche Intelligenzen, wie Deep Fakes, in Deutschland noch eine untergeordnete Rolle. Der Großteil der Desinformation in Deutschland besteht nach Ansicht der Fachleute in verzerrten Darstellungen oder Behauptungen ohne Faktenbasis. Die Gefahr, dass den meist auf Social Media verbreiteten Desinformationskampagnen Glauben geschenkt wird, sei insbesondere bei älteren Menschen sehr hoch. In dieser Altersgruppe gebe es zudem noch nicht genug Angebote und Aufklärungsarbeit zum Thema Falschnachrichten. Um der steigenden Desinformation entgegenzuwirken, sehen die Befragten insbesondere die Social Media-Plattformen selbst und Bildungseinrichtungen in der Pflicht. Vor allem die Stärkung der Medienkompetenz allgemein, ein weiterer Ausbau der Bekämpfungsmechanismen auf den sozialen Plattformen sowie die Vermittlung von Fähigkeiten im Umgang mit Medien seien als Maßnahmen relevant.

 

Nach Ansicht der an der Studie beteiligten Expert*innen, fehlten bislang jedoch belastbare Erkenntnisse, inwieweit die Auseinandersetzung mit Desinformation tatsächlich zu Einstellungs- oder Verhaltungsänderungen führt.

 

Die Studie beruht auf einer Befragung ausgewählter Expert*innen, die sich mindestens seit drei Jahren mit dem Thema Desinformation beschäftigen. Studienautor ist der Kommunikationswissenschaftler und Journalist Fiete Stegers, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW).

 

Quelle: Vodafone Stiftung vom 27.07.2021