“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Herausforderung Heterogenität. Politische Bildung und die Perspektive der Teilhabe

Podiumsdiskussion während der Tagung (v.l.n.r.): Astrid Messerschmidt, Roland Wylezol, Ina Bielenberg, Thomas Krüger, Melanie Piepenschneider
29.04. 2015

Gemeinsame Fachtagung von AdB und Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin

 

Am 28. April 2015 lud der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB) gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin zur Fachtagung „Herausforderung Heterogenität. Politische Bildung und die Perspektive der Teilhabe“ in das Rote Rathaus Berlin ein. Die außerordentlich große Resonanz auf die Ausschreibung zu dieser Veranstaltung zeigt, wie wichtig und aktuell das Thema ist.

 

Die Fachtagung verstand sich als Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe der Fachzeitschrift „Außerschulische Bildung“, die mit dem ersten Heft 2015 mit einem neuen Konzept und neuem Layout erschienen ist. In jedem Jahr wird eine Veranstaltung zum jeweiligen thematischen Schwerpunkt des ersten Heftes in Kooperation mit einer anderen Einrichtung oder Organisation und in einem anderen Bundesland durchgeführt. Das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe 2015 lautete „Heterogenität und Differenz in der politischen Bildung“. Mit dieser Veranstaltung wurde an die Beiträge in der Zeitschrift angeknüpft, wurden einige Aspekte vertieft und neue Akzente gesetzt. Sie leistete das, was auch die Fachzeitschrift seit vielen Jahren tut: Sie griff ein sehr aktuelles Themen auf und setzte es in den Kontext der politischen Bildung. Sie schaffte einen Dialog zwischen Theorie und Praxis und brachte Beispiele politischer Bildung ins Gespräch, in denen es bereits gelingt, sich der Herausforderung Heterogenität in vielfältiger Weise zu stellen.

 

Heterogenität und Teilhabe sind zentrale Themen der politischen Bildung. Heterogenität verweist darauf, gegenüber bestehender Vielfalt sensibel zu sein. Sie kann, wie es sich aktuell besonders zeigt, mit sozialer Ungleichheit einhergehen – Ungleichheit, die in gesellschaftliche Strukturen eingeschrieben ist, die die Sichtbarkeit und Repräsentanz von Gruppen prägt und die auch in Identitätsbildungsprozesse einfließt. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 sind menschenrechtliche Diskurse auf bemerkenswerte Weise erweitert worden. Die in der Konvention mehrfach betonte Verpflichtung, die wirksame volle und gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern sicher zu stellen und menschliche Vielfalt anzuerkennen, muss auch Konsequenzen für die politische Bildung haben.

 

In ihrem einführenden Vortrag gab Professorin Dr. Astrid Messerschmidt von der Technischen Universität Darmstadt einen profunden Einblick in den wissenschaftlichen Diskurs zu Diversität, Diskriminierung und plurale Zugehörigkeit. Sie half, die vielen verschiedenen Begrifflichkeiten und Theorien im wissenschaftlichen und historisch-politischen Kontext einzuordnen und benannte aktuelle Herausforderungen wie z. B. den Rechtspopulismus, religiös motivierten Rassismus und institutionelle Diskriminierungserfahrungen.

 

In einer Podiumsdiskussion, die von Ina Bielenberg, Geschäftsführerin des AdB, moderiert wurde, stellten sich die Referentin sowie Dr. Melanie Piepenschneider, Leiterin der Hauptabteilung Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung, Roland Wylezol, Bildungsreferent in der Jugendbildungsstätte Kaubstraße Berlin und Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, der Diskussion und benannten die Herausforderungen, die sich in der Praxis politischer Bildung ergeben. Mit einem kurzen Interview mit Dr. Sandra Reitz, Leiterin der Abteilung Menschenrechtsbildung im Deutschen Institut für Menschenrechte, konnte die menschenrechtliche Perspektive auf das Thema in den Fokus gerückt werden.

 

Welche Perspektiven ergeben sich aus der Diskussion für die politische Bildung? In seinem Statement benannte der Critical Friend, Dr. Wilfried Kruse, am Ende der Tagung drei Aspekte:

  • Politische Bildung müsse sicherstellen, dass in ihrer Teilnehmendenstruktur diverse Gruppen vorkommen und Teilhabe praktiziert werde. Sie sollte ein Erfahrungsraum für Diversität sein.
  • Politische Bildung müsse die Frage von Gleichheit und Ungleichheit sowie von Teilhabe selbst zum Thema machen und entsprechende Expertise, Wissen über Prozesse und Analysen zu Ungleichheit einbeziehen.
  • Politische Bildung müsse als Aufgabe und Ziel erkennen, dass sie ein Instrument zur Verringerung von Ungleichheit und Ermöglichung von Teilhabe sei. Damit müsse sie in die politische Auseinandersetzung gehen.

 

Weitere Informationen und Fotos zur Veranstaltung

 

Foto: © AdB