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politische Bildung”

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Get together!

Teilnehmende im Austausch beim Get Together
Foto: AdB
6.11. 2017

Kontaktbörse für Träger politischer Bildung und Selbstorganisationen Geflüchteter erfolgreich durchgeführt

Insgesamt sechs Fortbildungsveranstaltungen zur politischen Bildung mit Geflüchteten hat der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB) in Kooperation mit dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) in diesem und im letzten Jahr durchgeführt, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Die letzte Veranstaltung fand vom 23. bis 24. Oktober 2017 in der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) statt.

 

Diese letzte Veranstaltung war besonders: Nicht externes Expertenwissen und Inputs standen im Vordergrund, sondern Eigeninitiative, Vernetzungswille und Ideen der Teilnehmenden waren gefragt. „Get together. Kontaktbörse für die Träger politischer Bildung und Selbstorganisationen Geflüchteter“ war die Veranstaltung übertitelt, und sie bildete den Rahmen für Aktive und Interessierte der politischen Bildung, miteinander ins Gespräch zu kommen, um gemeinsame Projektideen zu schmieden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Bildungsstätten und Bildungswerken, aus Jugendverbänden und Jugendringen, aus Bildungsvereinen und -initiativen, aus Flüchtlingsräten und von Landeszentralen der politischen Bildung. Ebenso vielfältig vertreten waren Vertreterinnen und Vertreter von Geflüchteteninitiativen: Refugees Emancipation, Jugendliche ohne Grenzen, Voix des Sans Voix, Youth Refugee Council, Bildung bewegt, Refugees4Refugees.

 

Nach einer ersten Kennenlernrunde beschrieb Rex Osa, Refugees4Refugees, die Entwicklung der Geflüchtetenorganisationen in Deutschland, ihre Aktivitäten und Zielsetzungen. Auch wenn einige Organisationen eher auf politische Aktionen setzen, andere auf Beratung und wieder andere auf Bildung, so ist ihnen doch gemein, dass alle geflüchtete Menschen aus der Isolation holen und Solidarität üben wollen, dass sie geflüchtete Menschen sichtbar machen und ihnen eine Stimme geben wollen.

 

Diese grundsätzliche Intention des Empowerments wurde auch bei zwei Projekten sichtbar, die als gelungene Kooperationen vorgestellt wurden. Eric Wrasse, pädagogischer Leiter der EJBW, präsentierte das erfolgreiche Projekt „Seminarleiter*innenausbildung von und mit Geflüchteten“, und Teresita Cannella vom Verein trixiewiz aus Berlin, stellte „BeVisible“ vor, ein Projekt zur Aktivierung von Kompetenzen geflüchteter Menschen.

 

In Kleingruppen ging es dann in die ersten Austauschrunden. Die Themen waren von den Teilnehmenden selbst gewählt und spiegelten das Interesse wieder: „Was bedeutet ‚politisch‘ in politische Bildung?“, „Wie gelingt eine erfolgreiche Kommunikation in die Öffentlichkeit?“, „Empowerment-Workshops für und mit Geflüchteten“, „Geflüchtete Menschen als Hauptamtliche in der politischen Bildung“, „Geflüchtete im Jugendverband“.

 

Der Vormittag des zweiten Veranstaltungstages war voll und ganz dem Austausch und der Planung von Kooperationen gewidmet. Viele Teilnehmende hatte schon Projektideen mitgebracht und stellten diese vor, um Partner für die Zusammenarbeit zu gewinnen. Es ging um Projekte mit Geflüchteten als Zeitzeugen, um Empowerment-Workshops, Biographiearbeit, Train-the-Trainer-Seminare, Multiplikator/-innenschulungen und andere gute Ideen. In Kleingruppen wurden Pläne geschmiedet, Kooperationen vereinbart, Konzepte erläutert, Verabredungen getroffen.

 

Am Nachmittag ging es noch einmal um unterstützende Rahmenbedingungen für die Projektarbeit. Ina Bielenberg, AdB, und Ansgar Drücker, IDA e. V., zeigten eine lange Liste von Finanzierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten auf, die vom Expertenwissen der Teilnehmenden ergänzt wurde. Eric Wrasse, EJBW, und Tschingis Sülejmanov, Jugendliche ohne Grenzen, berichteten vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen über Gelingensbedingungen für Projekte und über vermeidbare Stolpersteine. Tschingis Sülejmanov machte dabei auf das größte Problem aufmerksam: Die Zusammenarbeit mit Aktiven in den Geflüchtetenorganisationen müsse auf Augenhöhe und gleichberechtigt geschehen. Das Honorar für den deutschen Teamer und die Tafel Schokolade für den Geflüchteten am Ende einer Veranstaltung sprächen eine andere Sprache. Geflüchtete Menschen hätten Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen, das sie einbringen wollten. Dies anzuerkennen und für die gemeinsame Projektarbeit gewinnbringend zu nutzen sei die beste Basis für gelingende Kooperationen.

 

In der Feedback-Runde zeigten sich die Anwesenden durchweg zufrieden mit den zwei Tagen in Weimar. Die durchdachte Zusammensetzung der Teilnehmenden, die interessanten Inhalte und die gewinnbringenden Gespräche wurden durch die unterstützende Ausstattung der EJBW gut gerahmt. Sinnvoll hätte es sein können, so ergänzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bereits im Vorfeld der Veranstaltung online in Kontakt kommen und Projektvorhaben präsentieren zu können.

 

Ina Bielenberg vom Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten und Ansgar Drücker vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit freuten sich über den gelungenen Schlusspunkt ihrer Veranstaltungsreihe. „Wenn es uns gelungen ist, über zwei Jahre Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu qualifizieren und viele neue Projekte anzustoßen, haben wir unser Ziel voll und ganz erreicht!“, lautete das zufriedene Resümee der beiden Veranstalter.