“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Flucht und Geflüchtete – Thema und Zielgruppe politischer Bildung

Foto: AdB
7.11. 2016

Fortbildungsreihe des AdB erfolgreich abgeschlossen

 

Die Angebote der außerschulischen politischen Jugend- und Erwachsenenbildung wollen auch die Menschen erreichen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Viele Bildungsstätten und Akademien, Bildungswerke, Vereine und Einrichtungen haben bereits ihre Seminare für die neue Zielgruppe geöffnet oder spezifische Angebote konzipiert. Diese Einrichtungen dabei zu unterstützen und zu qualifizieren hat der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten in diesem Jahr als eine seiner Aufgaben angesehen. Zusammen mit dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA) aus Düsseldorf wurde im Frühsommer ein Fortbildungsangebot konzipiert, das insgesamt drei Mal durchgeführt wurde. Um möglichst viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der außerschulischen politischen Bildung zu erreichen, wurden die Fortbildungen dezentral angeboten: im Juni in der Bildungsstätte Mariaspring bei Göttingen, Anfang Oktober in Nürnberg im Caritas-Pirckheimer-Haus und Mitte Oktober im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn.

 

Alle drei Veranstaltungen fanden mit je 25 Teilnehmenden statt und waren damit restlos ausgebucht. Die Nachfrage war so groß, dass Wartelisten angelegt werden mussten. In vier Modulen wurde die Thematik gemeinsam bearbeitet. „Die eigene Verortung“ hieß das erste Modul, in dem sich die Teilnehmenden mit den eigenen Vorurteilen und Stereotypen auseinandersetzten. Um die Zielgruppe Geflüchtete ging es im zweiten Modul, der dritte Baustein beschäftigte sich mit Formaten, Methoden und Inhalten. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit Modul vier, in dem sich die Teilnehmenden mit dem gesellschaftlichen Klima auseinandersetzten, in dem die Bildungsarbeit stattfindet.

 

Von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern besonders positiv hervorgehoben wurde die Teilnahme von jungen Syrern, die selbst erst vor kurzem nach Deutschland geflüchtet waren. Zwei von ihnen waren Teilnehmer eines Projekts der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar, ein anderer wirkte in der Organisation „Rainbow Refugees“ in Köln mit. Ihre Erfahrungen mit politischer Bildung und ihre Wünsche an die Träger politischer Bildung waren sehr hilfreich für die Teilnehmenden, um passfähige Konzepte erstellen zu können.

 

Neben den Inputs durch die Referenten der Fortbildung und den gemeinsam erarbeiteten Umsetzungsmöglichkeiten hoben alle Teilnehmenden die Wichtigkeit der Vernetzung mit anderen Aktiven hervor. So boten die drei Veranstaltungen auch die Möglichkeit, andere Träger und deren Angebote kennenzulernen, Fragen auszutauschen und neue Kooperationen zu schmieden.

 

Die am Ende einer jeden Veranstaltung gesammelten „Gelingensbedingungen“ machten übereinstimmend deutlich, dass nicht nur die auskömmliche finanzielle Ausstattung für eine erfolgreiche politische Bildungsarbeit mit Geflüchteten notwendig ist. Die Teilnehmenden hielten fest, dass

  • nicht ausschließlich neue Konzepte und Methoden entwickelt werden müssen, sondern viel Wissen und Erfahrung z. B. aus der internationalen und interkulturellen Bildungsarbeit in die Arbeit mit Geflüchteten eingebracht werden kann;
  • der Austausch mit anderen und das Einbeziehen neuer Kooperationspartner wie Flüchtlingsorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Initiativen vor Ort entscheidend sind;
  • eine klare eigene Haltung und die Reflexion der eigenen Vorurteile unabdingbar sind, um selbstbewusst agieren zu können und die eigenen Grenzen zu kennen;
  • neue Kommunikationswege beschritten werden müssen, um die Zielgruppe zu erreichen.

 

Als größte Schwierigkeiten wurden benannt:

  • die unterschiedlichen Sprachkenntnisse der heterogenen Zielgruppe Geflüchtete;
  • die Erreichbarkeit der Zielgruppe;
  • Rahmenbedingungen in Form von Richtlinien- oder Programmvorgaben, die nicht passfähig sind mit den Anforderungen an die Bildungsarbeit mit der Zielgruppe Geflüchtete;
  • die Unkenntnis der rechtlichen Situation von Geflüchteten;
  • die Überschneidung von sozialer Arbeit und politischer Bildung.

 

In den drei Fortbildungsangeboten wurde gerade zum Schluss hin deutlich, dass die meisten Einrichtungen mittlerweile Erfahrungen gesammelt und eigene Angebote für geflüchtete Menschen entwickelt haben. Daraus leitet sich ein Fortbildungsbedarf ab, der nicht mehr als Grundlagenvermittlung angelegt sein muss, sondern spezifische Themen, wie sie auch in der Auswertung benannt wurden, aufgreift und bearbeitet. Der AdB plant für das kommende Jahr, erneut in der Zusammenarbeit mit IDA ein solches Angebot zu entwickeln.