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Das digitale Selbst

Foto: DIGIT-AL
3.03. 2021

Mit kleinen Online-Veranstaltungen das Wissen über die digitale Transformation vertiefen

Die AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung hatte sich im vergangenen Jahr darauf verständigt, mit kleinen Online-Angeboten das Thema der digitalen Transformation und deren Bedeutung für die politische Erwachsenenbildung weiter zu vertiefen und als Arbeits- und Aufgabenfeld in der politischen Bildung klarer zu umreißen. Nils-Eyk Zimmermann, Mitarbeiter in der AdB-Geschäftsstelle, brachte nun bei einer ersten Veranstaltung am 26. Februar 2021 seine große Expertise zum Thema "The digital Self" und Ergebnisse des Projekts DIGIT-AL – Digital Transformation in Adult Learning for Active Citizenship ein.

 

Vernetzte Geräte als soziale Akteure, Plattformen und Datenspuren gestalten heute unseren Alltag mit. Das digitale Selbst ist heute untrennbar mit unserer alten "analogen" Vorstellung von unserem ich verbunden. Es prägt die Vorstellungen vom Menschsein und vom Körper, sowie von menschlichen Fähigkeiten. Computer sind heute allgegenwärtige Begleiter unseres Alltags. Noch vor 2023 wird prognostiziert, dass die Westeuropäer*innen 9,4 vernetzte Geräte pro Person besitzen werden. Vernetzung und Tracking sind gelebter Alltag, etwa in Form der sich zunehmender Beliebtheit erfreuenden Fitness Apps. Im Gegensatz zu manchen Befürchtungen, scheint die Mehrheit ihrer Nutzer*innen eine reflektierte und balancierte Haltung zu solchen Instrumenten finden zu können. Gleichwohl ist auch hier ein differenzierter Blick wichtig: Menschen, die nicht den Normen entsprechen oder die auf die technische Überwachung ihres Körpers angewiesen sind, haben mehr Vorbehalte.

 

Wesentliche Teile unserer zwischenmenschlichen Kommunikation finden digital vermittelt statt. Viele unserer alltäglichen Tätigkeiten hinterlassen digitale Spuren, beziehungsweise viele digitale Funktionen wären so intuitiv nicht möglich ohne kontinuierliche Erzeugung von Daten.

 

Mit zunehmender Selbstverständlichkeit dieser ubiquitären Technologie sinkt jedoch nicht das Gefühl der mangelnden Informiertheit und Kontrolle. Auch die Fragen in Bezug auf digitale Technologie und danach, unter welchen Prämissen dieses Internet of Everything um uns herum gewebt wird, bleiben aktuell. So muss thematisiert werden, wie Plattformen und Dienste, die längst über die Rolle als rein technische Vermittler hinausgewachsen sind, Einfluss auf das digitale Selbst nehmen. Positive stehen negativen Erfahrungen gegenüber, diskriminierte Gruppen erfahren mehr Sichtbarkeit, ihre Gegner allerdings auch.

 

Auch in Bezug auf den Körper stellen sich neue Herausforderungen: Implantate und Prothesen verändern die Vorstellung von Menschen mit Behinderung, Roboter und Fahrzeuge arbeiten zukünftig enger mit den Menschen zusammen. Sollen sie einmal den Weg in unseren Alltag finden, müssen sie besonders sicher gestaltet werden, die Rechte und Würde ihrer Nutzer*innen respektieren und außerdem jederzeit menschliche Kontrolle gewährleisten.

 

Die Bürger*innen haben es in der Hand zu entscheiden, welche Richtung die Digitalisierung nehmen wird. Man muss sich nicht vor ihr fürchten, aber gleichwohl wird es keine demokratische, am Menschen und an seinen Rechten orientierte Transformation geben ohne kompetente Bürger*innen, die einen selbstbestimmten Umgang mit ihrer digital-analogen Identität finden können. Weil Körper und Selbst jede*n berührt, ist das Thema ein guter Ansatzpunkt für politische Bildung über Digitalisierung.

 

Das Projekt DIGIT-AL – Digital Transformation in Adult Learning for Active Citizenship ist eine Kooperation des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten mit europäischen Partnern, gefördert im Rahmen des Programms Erasmus+ (Strategische Partnerschaft). Die Ergebnisse des Projekts werden auf der Projektwebsite präsentiert.