“Demokratie
braucht
politische Bildung”

Mahnung nach 25 Jahren: Rostock Lichtenhagen

Foto: ovokuro/photocase.de
22.08. 2017

Der AdB stärkt die Demokratie gegen antidemokratische und menschenfeindliche Potenziale rechtspopulistischer Agitation

Vor 25 Jahren kam es in Rostock Lichtenhagen vor einem Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter und der dort untergebrachten zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) zu gewalttätigen und rassistischen Ausschreitungen, die sich über mehrere Tage hinzogen, ehe den Gewalttätern Einhalt geboten wurde. Die Erinnerungen an diesen Tiefpunkt deutscher Nachkriegsgeschichte, die mit einer zentralen Gedenkfeier, einer Gedenkwoche und verschiedenen Aktionen lokaler und regionaler Träger und Initiativen wachgehalten werden, stehen als Mahnung dafür, wie schnell rechtspopulistische Propaganda in eine massive Gefährdung der demokratischen Rechtsordnung umschlagen kann.

 

Wenn heute Rechtspopulisten ihre Stimme erheben, bereiten sie den Weg für extreme Gedanken und Handlungen; wenn Rechtspopulisten die Fiktion eines homogenen „wir“ propagieren, werten sie alle die ab, die nicht diesem vermeidlichen „wir“ angehören: Menschen mit einer anderen Herkunft, Hautfarbe oder Religion werden ausgegrenzt und angegriffen – ebenso wie die Menschen, die sich gegen die Ausgrenzung und Hetze wenden.

 

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten ruft mit seinem Jahresthema 2017 „Demokratie in Gefahr? Rechtspopulismus und die Krise der politischen Repräsentation“ und seiner Stellungnahme zum Jahresthema dazu auf, sich für eine Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen einzusetzen und sich mit den von rechtspopulistischer Agitation und rechtsextremer Gewalt Betroffenen solidarisch zu zeigen und sie zu schützen. Wie nötig dies auch 25 Jahre nach den gewalttätigen Ausschreitungen in Rostock Lichtenhagen ist, zeigt die Reihe von Orten, an denen es heute zu Ausschreitungen z. B. gegen Geflüchtete kommt. Die Anstrengung, sich für eine demokratische Gesellschaft einzusetzen, die sich durch vielfältige Interessen und die Pluralität von Werten, durch die Unterschiedlichkeit von Lebensentwürfen und politische Überzeugungen auszeichnet, darf nicht nachlassen.

 

Die AdB-Mitgliedseinrichtung Soziale Bildung e. V. hat auf einer Internetseite Dokumente zum Pogrom vor 25 Jahren gesammelt und archiviert, Bildungsmaterial zum Thema bereitgestellt sowie Erinnerungsorte an die Ausschreitungen vorgestellt. Auf einem Twitter-Account werden unter dem Hashtag #lh92 Originaldokumente und Zeitzeugenberichte in Originalzeit aufbereitet.