“Demokratie
braucht
politische Bildung”

"Heimat und Identität" als Themen der politischen Erwachsenenbildung

Die Kommissionsmitglieder während der Führung durch den Jugendhof Vlotho
Foto: AdB
20.03. 2019

Kommission Erwachsenenbildung tagt in Vlotho

Die AdB-Fachkommission Erwachsenenbildung traf sich am 18. und 19. März 2019 im LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho zu ihrer Frühjahrssitzung. Der thematische Schwerpunkt "Heimat und Identität" wurde mit verschiedenen Inputs aus dem Kreis der Kommissionsmitglieder sowie mit einem Austausch über die Praxis politischer Bildung in diesem Feld bearbeitet.

 

Nadja Bilstein, Haus Neuland, stellte zuerst das aus dem Innovationsfond zur Eigenständigen Jugendpolitik geförderte Projekt "Meine, deine, unsere Stadt. eine Topografie des Heimatbegriffs von Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrungen am Beispiel Bielefeld" vor. Ziel des Projekts ist es, dass sich junge Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte mit dem Begriff "Heimat" auseinandersetzen und einen eigenen Heimatbegriff erarbeiten. Dazu wurden "Ankerpunkte" in Bielefeld gewählt, an denen die Teilnehmenden ihr individuelles Heimatverständnis filmisch deutlich machen konnten, denn Heimat kann mit Orten verbunden werden, ist aber – so machen die Filme deutlich – vor allem auch mit Emotionen verknüpft. Die im Projekt entstandenen Filme zeigen eindrücklich, wie diese sichtbar gemacht werden können.

 

Das Projekt wurde von den Kommissionsmitgliedern als sehr positiv bewertet. Es wurde diskutiert, wie auch weitergehende Aspekte in den Filmen verarbeitet und die Auseinandersetzung mit dem Thema politischer gestaltet werden kann. Diskutiert wurde ebenso, wie sich die Erkenntnisse aus dem Projekt in die politische Erwachsenenbildung übertragen lassen. Als Ergebnisse des Projekts sind aber nicht nur die Filme bedeutsam, sondern das, was die Teilnehmenden aus der Zusammenarbeit und dem Prozess in ihren Alltag mitnehmen.

 

Einen zweiten Input gab Prof. Dr. Christoph Meyer, Herbert-Wehner-Bildungswerk e. V. Er stellte die Frage "Was ist neu an der 'Neuen Rechten'?" am Beispiel der Identitären Bewegung in den Mittelpunkt seiner Präsentation. Anhand der Geschichte der Bewegung, ihrer Ideologie und ihren Aktionsformen machte er deutlich, mit welchen Strategien und Netzwerken diese grenzüberschreitend agierenden Gruppen versuchen, rechtsextremes Denken salonfähiger zu machen, zu provozieren und ihre Ideologien – auch über das Netz zu verbreiten.

 

Prof. Dr. Matthias Pfüller, Politische Memoriale e. V., berichtete über sein Projekt „Bewusstseinsentwicklung und Regionalität in Mecklenburg-Vorpommern“, das seit letztem Jahr mit der Heimvolkshochschule Lubmin und Arbeit und Leben Rostock ins Leben gerufen wurde. In diesem Projekt werden u. a. deutsch-polnische Seminare durchgeführt, die sich an eine intergenerationell zusammengesetzte Zielgruppe richten, es wird (auto)biografisch gearbeitet und es werden Berichte von Zeitzeug*innen von 1945 an einbezogen. Die Erfahrungen und Ergebnisse werden mit Erkenntnissen aus Stasiakten in Beziehung gesetzt. Dafür werden Studierende aus Neubrandenburg und Greifswald gewonnen. Im Projekt werden zudem Fragen von Regionalentwicklung behandelt. Es wird aber ebenso gefragt, wie sich Muster für die politische Bildung finden lassen und wie eine politische Diskussion über die Veränderungen und Entwicklungen in Gang gesetzt werden können.

 

Neben der Auseinandersetzung mit dem inhaltlicher Schwerpunkt präsentierte die ehemalige Bundeskanzlerstipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Bruna Romano Pretzel aus Brasilien, ihre Forschungsergebnisse. Sie stellte ihre Erkenntnisse vor, die sie nach dem einjährigen Stipendium und ihrer Zeit beim AdB gewinnen konnte: „Zwischen Werkzeug und Werkstatt. Eindrücke und Fragen zur politischen Erwachsenenbildung und Grundbildung“, so der Titel ihrer Präsentation. Ihre Erfahrungen und Überlegungen stießen auf großes Interesse bei den Kommissionsmitgliedern. Gerade ihre Überlegungen zu Emotionen und politischer Bildung sowie zum Verhältnis von Grundbildung und politischer Bildung geben sehr viele Anregungen und werden die Mitglieder der Kommission weiterhin beschäftigen.

 

Weitere Tagesordnungspunkte waren die bildungspolitischen Entwicklungen auf der Ebene des Bundes, die Berichte aus dem AdB-Vorstand sowie der Geschäftsstelle sowie die bildungspolitischen Entwicklungen auf der Ebene der Bundesländer und die Lage der Mitgliedseinrichtungen.

 

Die Sitzung war sehr arbeitsintensiv und anregend - so die Rückmeldung der Kommissionsmitglieder. Drei neue Kollegen, die bei dieser Sitzung zum ersten Mal dabei waren, fühlen sich gut aufgenommen und bereichert durch die Inputs und den kollegialen Austausch.