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Das Rathaus wird zur Town Hall

15.05. 2015

Erste generationsübergreifende Debatten zur Wahlgerechtigkeit in Berlin und Dresden

 

Ab wann ist man alt genug, um begründete politische Entscheidungen zu treffen? Ist es gerecht, dass die Älteren bei Wahlen alleine entscheiden? Und was bedeutet das eigentlich vor dem Hintergrund, dass es immer mehr ältere und immer weniger junge Menschen in Deutschland gibt? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt eines Modellprojektes des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten. „Zum Wählen zu jung? Die Altersfrage – Wahlrecht und Generationengerechtigkeit“ ist der Titel dieses Projektes, in dem insgesamt fünf Mitgliedseinrichtungen des AdB mitwirken. Ihr Ziel ist es, das aktive und passive Wahlrecht als herausragende Bürgerrechte in der Demokratie im Rahmen intergenerativer Diskurse zum Thema zu machen und zu diskutieren, ob und mit welchem Wahlalter Generationengerechtigkeit bei einer sich demografisch stark wandelnden Gesellschaft hergestellt werden kann. Das zweijährige Vorhaben wird mit Mitteln aus dem Innovationsfonds Eigenständige Jugendpolitik des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

 

In den fünf beteiligten Einrichtungen werden Jugendliche und ältere Menschen in intergenerativen Bildungsangeboten zusammengebracht. Zentraler Ort für den generationsübergreifenden Dialog sind dann die sogenannten Townhall-Meetings. Die Townhall-Meetings bieten Raum zur öffentlichen Präsentation der Ergebnisse der vorangegangen Seminare und zur Diskussion mit Politik und Zivilgesellschaft über die Projektbeteiligten hinaus.

 

Jetzt haben die ersten beiden Townhall-Meetings in Dresden und Berlin stattgefunden. Das Rathaus Charlottenburg gab am 16. April 2015 einen würdigen Ort für das Townhall-Meeting, organisiert von der Jugendbildungsstätte Kaubstraße, ab. Junge und ältere Menschen diskutierten dort Fragen der Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Vorbereitet wurde die Veranstaltung von einer Gruppe Jugendlicher, die im Rahmen ihres einwöchigen Seminars mit Seniorinnen und Senioren zu der Frage von Wahlgerechtigkeit diskutiert und gemeinsame Positionen festgelegt hatte. Im Charlottenburger Rathaus wurden diese ca. 40 Interessierten vorgestellt. Die Themen der anschließenden Diskussion reichten von der Frage zu den Auswirkungen des demografischen Wandels in einer Großstadt wie Berlin bis hin zu Möglichkeiten und Folgen der Absenkung des Wahlalters. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Frage, wie zukünftig damit umzugehen ist, dass viele Menschen zwar in Deutschland leben, aber aufgrund der fehlenden deutschen Staatsangehörigkeit nicht wählen dürfen.

 

Das zweite Townhall-Meeting veranstaltete das Herbert-Wehner-Bildungswerk in Dresden am darauffolgenden Tag im Dresdner Kulturrathaus. Eingeladen war unter anderem Dr. Peter Zeman vom Deutschen Zentrum für Altersfragen, um mit ihm über das politische Engagement älterer Menschen und das Zusammenwirken mit Jugendlichen zu diskutieren. Weitere Gäste waren Vertreter der Stiftung für die Gerechtigkeit zukünftiger Generationen sowie aus der kommunalen Politik.

 

In drei vorbereitenden Workshops hatten die Jugendlichen und die Senioren bereits darüber diskutiert, ob durch die Verschiebung der Alterskohorten in der Bevölkerung die Wahlgerechtigkeit gegeben sei. Für das Townhall-Meeting formulierten sie die gemeinsame Feststellung, dass die alleinige Absenkung des Wahlalters nicht zur Generationengerechtigkeit beitragen würde, wohl aber als Zeichen aus Politik und Gesellschaft für mehr Partizipation und Anerkennung Jugendlicher verstanden werden würde und diese Signalwirkung nicht zu unterschätzen sei.

 

Die Diskutanten forderten, die Kommunikation zwischen den Generationen zu verstärken, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Ein größeres Verständnis jeder Generation für die andere fördere die Bereitschaft, auch alternative Perspektiven in das eigene Meinungsbild und somit in politische Entscheidungen einfließen zu lassen und ermögliche auf diesem Wege generationengerechteres Wählen.

 

Foto: © Herbert-Wehner-Bildungswerk